Vor dem nächsten Prozesstermin im Mordfall Leonie am Donnerstag am Landgericht Neubrandenburg sind einige brisante Details nach außen gesickert, die Auswirkungen auf den Ausgang der Verhandlung haben könnten. Wie der Nordkurier berichtet, soll eine bisher unbekannte DVD existieren, die die Familie des toten Mädchens zwei Tage nach dem tödlichen Vorfall auf einer Zugfahrt von Torgelow nach Pasewalk zeigen soll.
Was genau in dem Film gesagt wird, wird nicht genannt, laut dem Bericht erhofft sich das Gericht davon aber Erkenntnisse zur Aufklärung der Todesumstände.
Hatte Leonies Mutter eine verhängnisvolle Affäre?
Ebenfalls brisant: Das Gericht bemüht sich laut dem Bericht um die Aussage eines Zeugen, der zu Leonies Todeszeitpunkt eine Affäre mit der leiblichen Mutter gehabt haben soll. Angeblich hat es wenige Tage vor dem Tod des Mädchens zwischen der Frau und dem angeklagten Stiefvater einen heftigen Beziehungsstreit deswegen gegeben, bei dem Leonie zwischen die Fronten geraten sein könnte.
Weiterhin heißt es, dass Leonie am 12. Januar – dem Tag ihres Todes – zum Zeitpunkt des Notrufes des Stiefvaters noch gelebt haben soll. So soll es die Mutter in ihrer nicht öffentlichen Zeugenvernehmung ausgesagt haben. Rettungskräfte hatten bisher erklärt, dass sie davon ausgehen, dass das Kind schon länger tot gewesen ist.
Gutachter äußert sich zu Leonies Puppenwagen
Bei dem Prozesstag am Donnerstag wird auch ein Gutachter einschätzen, ob die Beschädigung an einem Puppenwagen vom angeblichen Treppensturz Leonies stammen kann. Die Version des Angeklagten ist, dass Leonie mit ihrem Puppenwagen die Treppe hinunter gestürzt und in Folge ihrer schweren Verletzungen gestorben ist.
Leonie war am 12. Januar tot in der Wohnung der Familie gefunden worden. Rechtsmediziner stellten bei ihr viele Verletzungen – wie gebrochene Rippen – fest, die von schweren Misshandlungen herrühren sollen. Dem Stiefvater wird Mord durch Unterlassen und Misshandlung von Schutzbefohlenen vorgeworfen. Laut Staatsanwaltschaft hat er das Mädchen mehrfach so misshandelt, dass es infolge der Verletzungen starb. Auch den zwei Jahre alten Bruder soll er schwer misshandelt haben.
Der 28-Jährige hatte bei der Polizei die Vorwürfe bestritten und von einem Treppensturz von Leonie gesprochen. Er hatte aber erst viel später Hilfe geholt. Die Anklage wirft ihm vor, er habe die Misshandlungen dadurch verdecken wollen. Der Angeklagte will sich erst Anfang Dezember äußern. Zuvor soll die Mutter ihre Zeugenaussage abgeschlossen haben, die hinter verschlossenen Türen aussagen wird. Auch gegen die Mutter wird ermittelt. Ein Urteil wird frühestens im Januar 2020 erwartet.
Torgelow: Der Fall der getöteten Leonie
21. Oktober: Tote Leonie aus Torgelow: Mutter belastet laut Anwalt den Angeklagten
21. Oktober: Mordprozess: Darum darf Leonies Stiefvater bei Aussage der Mutter nicht dabei sein
18. Oktober: Polizisten im Mordprozess: Leonie schlief auf verschimmelter Matratze
16. Oktober: Mord-Prozess um Leonie: Beamte berichten über Widersprüche
27. September: Leonie vor Tod monatelang nicht in Kita: Sollten Misshandlungen vertuscht werden?
25. September: Notarzt im Leonie-Prozess: „Das Mädchen war wohl schon seit Stunden tot“
24. September: Fall Leonie aus Torgelow: Ermittler fanden überall in der Wohnung Blut
24. September: Hitziger Auftakt im Leonie-Prozess: „Du bist der letzte Abschaum“
22. September: Leonie-Prozess beginnt: Diese Experten sollen klären, wie das Mädchen starb
2. Februar: Tränen für tote Leonie (6): Große Anteilnahme bei Trauerfeier in Wolgast
22. Januar: Reportage zum Mordfall –„So etwas hatten wir hier in Torgelow noch nie“
21. Januar: Riesige Spendenbereitschaft für leiblichen Vater und kleinen Bruder
17. Januar: Ermittlungen jetzt auch gegen die Mutter
16. Januar: Jugendamt äußert sich zu Vorwürfen
Von OZ