Im Mordprozess um den Tod der sechsjährigen Leonie sollen die Familienverhältnisse im Vorfeld des Umzugs von Wolgast nach Torgelow (Vorpommern-Greifswald) genau beleuchtet werden. Dazu will das Landgericht Neubrandenburg am Dienstag (09.30 Uhr) den Nebenkläger und leiblichen Vater Leonies sowie Verwandte und Bekannte aus dem Umfeld der Mutter als Zeugen anhören. Eine Kinderärztin aus Wolgast hatte zuletzt vor Gericht erklärt, dass Leonie und ihr Bruder bis zur Trennung der Eltern im Frühjahr 2018 keine auffälligen Verletzungen hatten.
Dann hatte sich die heute 25-Jährige vom Vater getrennt und sich dem 28-jährigen Stiefvater zugewandt, mit dem sie Mitte 2018 nach Torgelow zog. Dort war das Mädchen am 12. Januar tot und mit Verletzungen, die von Misshandlungen herrühren sollen, gefunden worden. Dem Stiefvater wird im Prozess Mord durch Unterlassen und Misshandlung von Schutzbefohlenen vorgeworfen. Auch beim zweijährigen Bruder Leonies waren Verletzungen festgestellt worden, die ebenfalls auf grobe Misshandlungen schließen lassen.
Ermittlungen auch gegen Mutter
Der Mann soll das Mädchen laut Staatsanwaltschaft so misshandelt haben, dass es starb. Der Stiefvater schweigt bisher vor Gericht, hatte aber bei der Polizei von einem Treppensturz Leonies gesprochen. Rettungskräfte waren erst viereinhalb Stunden nach dem angeblichen Sturz alarmiert worden. Auch gegen die Mutter wird in dem Zusammenhang ermittelt, weil sie nicht eher Hilfe geholt hat.
Lesen Sie hier, wie der Prozess begann:
Leonie-Prozess beginnt: Diese Experten sollen klären, wie das Mädchen starb
Tote Leonie aus Torgelow: Mordprozess gegen Stiefvater beginnt
Hitziger Auftakt im Leonie-Prozess: „Du bist der letzte Abschaum“
Fall Leonie aus Torgelow: Ermittler fanden überall in der Wohnung Blut
Notarzt im Leonie-Prozess: „Das Mädchen war wohl schon seit Stunden tot“
Sanitäter im Leonie-Prozess: „Da ist etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen“
Von RND/dpa/ps