Neue Corona-Regeln in MV: Das wurde am Dienstag entschieden

Tagestouristen aus anderen Regionen dürfen ab 4. September trotz Corona-Krise wieder in den Nordosten, auch wenn sie keinen Nachweis über eine Übernachtung haben. Als letztes Bundesland hat MV am Dienstag damit den Weg frei gemacht für Menschen, die nur einen Tag einreisen wollen, sei es zum Urlaub, zur Familie oder zum Einkaufen. Ab 1. Oktober sollen auch wieder Herbst- oder Weihnachtsmärkte möglich sein, wenn Hygienekonzepte vorliegen und Besucher grundsätzlich Mund-Nasen-Schutz tragen. Nach langem Ringen hat Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) der Tourismusbranche beim Tagestourismus nachgegeben. Ab September sei mit 50 000 bis 75 000 zusätzlichen Besuchern täglich zu rechnen, während die Ferienwelle langsam ausläuft. OZ-Umfrage: Finden Sie es richtig, dass Tagestouristen ab September wieder nach MV dürfen? Weitere Lockerungen seien jetzt möglich, so Schwesig. Denn: „Unser Land kommt weiter gut und sicher durch die Krise.“ Seit März sind in MV 998 Corona-Fälle bekannt, die geringsten bundesweit. Das Wichtigste im Überblick: Ab 1. Oktober sollen wieder Herbst- und Weihnachtsmärkte möglich sein, jeweils in den Kreisen und Städten koordiniert. Bedingung: Maskenpflicht auf dem Veranstaltungsgelände; Ausnahmen möglich. Eine Beschränkung der Besucherzahl wäre nicht kontrollierbar, sagt Heiko Kärger, Kopf des Landkreistages MV. OZ-Umfrage: Wie finden Sie die geplante Maskenpflicht auf Weihnachtsmärkten in MV? Auch Sportwettkämpfe sollen überregional wieder stattfinden können; möglich durch die Aufhebung des Tagesreiseverbots. Ein „Optionsmodell“ soll für Theater und Kinos gelten. Sie können zwischen Maskenpflicht und Mindestabstand von 1,5 Metern wählen. Entgegenkommen auch für Clubs und Discos: Diese dürfen als Schankwirtschaft öffnen, aber „ohne Tanz und Musik“, so Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU). Eine Erhöhung der Teilnehmerzahl bei Familienfeiern in der Gastronomie (aktuell maximal 75) ist dagegen vorerst vom Tisch. Dieses Thema soll nach einem Gespräch mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) erneut aufgerufen werden. Wie bereits angekündigt, werde das Land ein Winter-Hilfsprogramm für die Wirtschaft vorbereiten, so Schwesig. Dazu müsse der Bund das Kurzarbeitergeld auf 24 Monate und Überbrückungshilfen für Firmen bis 2021 verlängern. Es werde aber auch ein Landesprogramm geben. Die CDU im Landtag hatte dazu insgesamt weitere 200 Millionen Euro gefordert. Auch interessant: Maskenpflicht in Job und Schule? In MV regt sich Widerstand Die Reaktionen sind verschieden: Die Öffnung des Tagestourismus sei „ein längst überfälliger Schritt“, so Sven Müller, Vereinigung der Unternehmensverbände MV. Hoteliers und Gastronomen bräuchten aber weitere „Impulse“. Das Konjunkturprogramm für die Wirtschaft sei wichtig. Abgeblitzt ist dagegen der Einzelhandel mit seinem Wunsch nach Einkauf ohne Mund-Nasen-Schutz. Kay-Uwe Teetz, Handelsverband Nord: „Es sind nicht alle Wünsche erfüllt, aber wir haben wenigstens die Möglichkeit, mit Tagestourismus Geld zu verdienen.“ Der Handel startet eine MV-weite Kampagne, „Einkauf mit Herz“. Bürger sollten möglichst „in den tollen Läden“ einkaufen, nicht online. Schwesig: „Wir nehmen die Sorgen und Nöte des Einzelhandels sehr ernst.“ Von Frank Pubantz