Nordex in Not: Rostocker Windradbauer beantragt Bürgschaft

Der Rostocker Windkraftanlagenhersteller Nordex braucht Hilfe: Das Unternehmen beantragte laut Schweriner Wirtschaftsministerium eine Bürgschaft in Höhe von 350 Millionen Euro. Die Hälfte davon könnte der Bund übernehmen, die andere Hälfte entfiele auf die Länder MV und Hamburg. In Hamburg hat Nordex seinen Verwaltungssitz mit rund 900 Mitarbeitern, in Rostock ist die größte Produktionsstätte mit rund 1600 Mitarbeitern. Da sich die Höhe der Bürgschaftsanteile nach der Mitarbeiterzahl richtet, würde nach OZ-Informationen MV für rund 100 Millionen Euro bürgen, Hamburg für knapp 75 Millionen. Brücke in die Zukunft: Insgesamt hat Nordex weltweit nach eigenen Angaben rund 7500 Beschäftigte. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sagte, dass am Donnerstag das Kabinett in einer Sondersitzung über die Landesbürgschaft werde. Anschließend müsste der Finanzausschuss des Landtags am Freitag die Bürgschaft freigeben. Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) sagte: „Für uns ist die Sicherung der Arbeitsplätze wichtig. Es soll mit der eventuellen Unterstützung eine Brücke in die Zukunft gebaut werden.“ Neue Fertigungen und Produkte: Hintergrund ist wohl unter anderem die geplante Ausweitung der weltweiten Fertigung: So will Nordex in Spanien Betontürme für Windräder bauen. Um die benötigten Kredite für die Finanzierung abzusichern, könnten die Bürgschaften gebraucht werden. Zudem hat Nordex alleine im vergangenen Jahr drei neue Anlagen für Regionen mit schwachem und mittelstarkem Wind entwickelt. Die werden zwar nach Angaben eines Sprechers vom Markt sehr gut angenommen, die Entwicklung kostete aber viel Geld. Weitere Innovationen sind geplant. Aber auch die schwierige konjunkturelle Lage infolge der Corona-Pandemie wirkt sich auf Nordex aus: Im ersten Halbjahr 2020 lag der Auftragseingang gemessen an der installierten Leistung um 16,7 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. Betrachtet man nur das zweite Quartal (April bis Juni) betrug der Rückgang sogar über 50 Prozent. Der Börsenkurs hat sich dagegen in der Corona-Krise deutlich erholt: Im März lag er noch bei 5,55 Euro, inzwischen wieder bei etwa 9,50 Euro. Im November 2019 waren es allerdings bereits 13,10 Euro. Bester Chef Deutschlands: „Die globale Wirtschaft wird weiterhin erheblich von der Corona-Pandemie beeinträchtigt, das trifft natürlich auch auf uns, unsere Kunden und Zulieferer zu“, sagte Geschäftsführer José Luis Blanco vor einigen Tagen. Nach Nordex-Angaben sind die Auftragsbücher aber gut gefüllt und die bestehenden Fertigungen weitgehend ausgelastet. Gerade erst wurde Blanco vom Schweizer Finanzforschungsinstitut Obermatt zum besten Geschäftsführer eines deutschen Großunternehmens gewählt, unter anderem weil er laut Institut in der Corona-Pandemie besser gearbeitet habe als seine Konkurrenten. Die Nordex-Gruppe erzielte 2019 einen Umsatz von etwa 3,3 Milliarden Euro und ist weltweit in 40 Ländern aktiv. Zum Fertigungsverbund gehören Werke in Deutschland, Spanien, Brasilien, den USA, Indien, Argentinien und Mexiko. Lesen Sie auch Nordex bekommt die Corona-Krise voll zu spüren Produktion bricht massiv ein: Droht im Sommer eine Entlassungswelle in MV? Windkraft aus Rostock: Nordex profitiert von hoher Nachfrage in Europa Von Axel Büssem