Nordex in Rostock: 380 neue Mitarbeiter trotz roter Zahlen

Ein turbulentes Jahr liegt hinter dem Windkraftanlagenbauer Nordex: Knapp 1500 Anlagen installierte der Weltkonzern mit Sitz in Rostock 2020. Der Umsatz stieg deutlich, ebenso die roten Zahlen. Im Sommer wurde es eng: Ende Juli erhielt Nordex eine Staatsbürgschaft von 350 Millionen Euro, um den Betrieb am Laufen zu halten. Das Land MV übernahm davon 116 Millionen. Weitere Bürgschaften seien nicht nötig, das werde eine einmalige Sachen bleiben, sagte Nordex-Sprecher Felix Losada am Dienstag der OZ. Das Unternehmen hatte im vergangenen Jahr mit den Auswirkungen der Coronapandemie zu kämpfen. Damit soll es spätestens im zweiten Quartal dieses Jahres vorbei sein, unter anderem dank stabilisierter Lieferketten. 380 neue Jobs in Rostock: In Rostock stellte Nordex trotz aller Widrigkeiten im vergangenen Jahr 380 neue Mitarbeiter ein, insgesamt sind damit am Stammsitz jetzt knapp 1900 Personen beschäftigt. Wichtigstes Produkt der Mecklenburger Produktion ist die Plattform Delta 4000. Deren Anteil soll konzernweit steigen, weil sie als besonders profitabel gilt. Ältere Modelle, die 2015 mit der Übernahme der spanischen Acciona ins Konzern-Portfolio kamen, werfen weniger Rendite ab und sollen zunehmend auslaufen. Seit März wird die Nordex-Aktie im M-Dax gelistet, das Unternehmen gehört damit zu den 60 größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland. Im Tec- und im S-Dax wurde Nordex schon vorher geführt. „Das sorgt für erhöhte Aufmerksamkeit, was unseren Aktienkurs betrifft“, sagt Sprecher Losada. Der Sprung in eine höhere Dax-Klasse ist fast so etwas wie ein verfrühtes Geburtstagsgeschenk: Vor knapp 20 Jahren, im April 2001, wurden Nordex-Aktien zum ersten Mal an der Börse gehandelt. Aktienkurs stabil über 20 Euro: 2020 stieg der Konzernverlust coronabedingt von 73 Millionen auf 130 Millionen Euro. Das operative Ergebnis (Ebitda) ging um 24 Prozent zurück auf 94 Millionen Euro, der Umsatz stieg von 3,28 auf 4,65 Milliarden Euro. Inzwischen stabilisierte sich der in der Vergangenheit immer wieder unter Druck geratene Aktienkurs seit gut einem Vierteljahr oberhalb der Marke von 20 Euro. Das Papier war in den vergangenen Jahren mehrfach das Ziel von Spekulationen durch sogenannte Leerverkäufe. Nach Bekanntgaben der neuen Zahlen am Dienstag stieg der Kurs um ein Prozent auf 23,84 Euro. Nordex beschäftigt mittlerweile 8500 Mitarbeiter, neben der Rostocker Fertigung gibt es Werke in Spanien, Brasilien, den USA, Indien und Mexiko. Verwaltungssitz ist Hamburg. Lesen Sie auch Starke Entwicklung: Cheplapharm aus Greifswald plant jetzt offenbar den Börsengang US-Whiskey, Kamele in Saudi-Arabien, japanische Kōbe-Rinder: Wo überall ein Stück MV drinsteckt Manager des Jahres: Noch eine Überraschung bot das abgelaufene Corona-Jahr: Die Schweizer Unternehmensberatung Obermatt kürte Nordex-Vorstandschef José Blanco zum „erfolgreichsten Top-Manager“ deutscher Großunternehmen, weit vor deutlich prominenteren Namen wie Joe Kaeser (damals Siemens-Chef) und VW-Boss Herbert Diess. Man habe das zur Kenntnis genommen, heißt es dazu knapp bei Nordex. Von Gerald Kleine Wördemann

Nordex in Rostock: 380 neue Mitarbeiter trotz roter Zahlen - Börsenkurs steigt