OZ-Umfrage: Die größten Probleme in Mecklenburg-Vorpommern

Die wirtschaftliche Talfahrt und die Sorge um Arbeitsplätze beschäftigen Menschen in MV derzeit mehr als alles andere. Nach Jobverlusten in der Corona-Pandemie wird die Lage am Arbeitsmarkt als das größte Problem im Land wahrgenommen. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der OSTSEE-ZEITUNG. 32 Prozent der Befragten geben demnach an: Der Arbeitsmarkt sei problematisch, acht Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr. Auf Platz zwei landet die Lage der Wirtschaft – 24 Prozent. Befragte konnten mehrere Themen nennen. Es folgen als wahrgenommene Probleme: Infrastruktur und zu niedrige Löhne mit jeweils 21 Prozent der Nennungen. Weitere: Digitalisierung (20), öffentlicher Personennahverkehr (17), Vernachlässigung des ländlichen Raums (14), Bildungspolitik und die Corona-Pandemie generell (jeweils 13). Keine Probleme sehen 15 Prozent der Befragten. Bemerkenswert: Die Werftenkrise nannten nur 4, Umweltprobleme 5 Prozent als Probleme in MV. Wirtschaft kritisiert fehlende Finanzhilfen und Strategie: In der Wirtschaft fühlt man sich bestätigt. „Einzelhandel, Handwerk und der gesamte Hotel-Gaststätten-Bereich sind seit Wochen geschlossen“, erklärt Sven Müller, Vereinigung der Unternehmensverbände MV. „Die Finanzhilfen kommen nur schleppend voran und immer neue Einschränkungen des wirtschaftlichen Handelns werden angekündigt. Da nimmt die Sorge auch um den eigenen Arbeitsplatz zu.“ Müller fordert: Zugesagte Hilfen müssten schnell fließen, dazu verbindliche Perspektiven zur Lockerung aufgezeigt werden. OZ-Sonntagsfrage: SPD und CDU legen in MV kräftig zu, die AfD stürzt ab Interview mit Rostocker Politologe: Zwei Koalitions-Optionen für die SPD Wen mögen die Menschen? Die beliebtesten Politiker in Mecklenburg-Vorpommern Angst um Jobs und Wirtschaft: Das sind die größten Probleme in MV Ein Hoch auf MV: Riesige Mehrheit lebt gerne hier Arbeitslosenverband: Die Existenzängste nehmen zu: Von gewachsenen Existenzängsten bei Menschen berichtet Jörg Böhm vom Arbeitslosenverband MV. Er hofft: „Wenn der Lockdown vorüber sein wird, werden die Wirtschaft und das öffentliche Leben wieder anspringen.“ Was aber bleibe, seien „die strukturellen Probleme in der Bildung, Digitalisierung, Gesundheitsversorgung und der Armutsbekämpfung“. Böhm: „Das Land braucht einen Plan, wo wir in zehn Jahren stehen wollen.“ Mehr zum Thema: Alle Parteien in MV verlieren Mitglieder – außer eine Die Opposition sieht die Lage in der Corona-Krise kritisch. „Niedriglöhne und die Angst vor Arbeitslosigkeit sind die Hauptsorgen der Menschen“, erklärt Simone Oldenburg (Linke). Hier müsse die Regierung gegensteuern. Auch sei die Digitalisierung über Jahre „verschlafen“ worden. AfD-Chef prophezeit eine „riesige Pleitewelle“: Grünen-Landeschef Ole Krüger fordert ein „innovatives bundesweites Investitionsprogramm“. Andauernde Lockdown-Debatten und „Stückwerk-Regelungen“ verringerten das Vertrauen in Politik. „Der Ausbau der Digitalisierung, Investitionen in Bildung und die erneuerbaren Energien sind Grundpfeiler des zukünftigen Wirtschaftswachstums“, so Krüger. Leif-Erik Holm (AfD) glaubt, „dass die dramatischen Folgen der Corona-Politik für Wirtschaft und Arbeitsmarkt in diesem Superwahljahr alles überlagern werden“. Er rechnet mit einer „riesigen Pleitewelle“. Auch FDP-Landeschef René Domke rechnet mit einer Verschärfung der Existenzsorgen durch die Pandemie – etwa durch Insolvenzen. Daher brauche es Strategien, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. CDU und SPD blicken auf Lösungen in der Zukunft: „Die Sorge der Menschen ist nachvollziehbar“, erklärt CDU-Landeschef Michael Sack. „Es wird die politische Hauptaufgabe der kommenden Jahre sein, die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie mit aller Kraft zu begrenzen.“ Regierungschefin Manuela Schwesig (SPD) erklärt: „Die Sicherung der Arbeitsplätze und die wirtschaftliche Entwicklung haben auch in der Corona-Krise Priorität.“ Für Gegenmaßnahmen wünsche sie sich mehr Hilfe der Bundesebene. Im Auftrag der OZ hat die forsa ein repräsentative Befragung unter der Bevölkerung in MV durchgeführt. Insgesamt wurden 1.002, nach einem Zufallsverfahren ausgewählte, wahlberechtigte Bürgerinnen und Bürger des Landes befragt. Was soll die Politik anpacken? Thema Nummer eins: Bildung: Etwas anders stellt sich die Lage dar, wenn Menschen zu landespolitischen Prioritäten befragt werden – also danach, was Politik als wichtig anpacken soll. Hier landet eine gute Bildungspolitik in der Umfrage mit großem Abstand (81 Prozent) vorn, gefolgt vom Ausbau der Breitbandversorgung (68), guter Gesundheitsversorgung im ganzen Land (63) und Förderung der Wirtschaft (58). Dass sich Politik mehr um Bus- und Bahnverbindungen kümmern sollte, finden 57 Prozent, 57 Prozent nennen die Bekämpfung der Corona-Pandemie. Sozialer Zusammenhalt in der Bevölkerung (39) und innere Sicherheit (30) landen deutlich dahinter. Betrachtet man die Partei-Präferenz Befragter, treten einige Unterschiede zutage. Wähler von SPD, CDU und Grünen legen großen Wert auf den Ausbau von Breitbandversorgung. Vor allem Anhänger von Linken und Grünen fordern auch bessere Bus- und Bahnverbindungen. Innere Sicherheit ist vor allem für AfD-Anhänger von großer Bedeutung. Bildung wird von Wählern aller genannten Parteien als das Top-Thema eingeordnet. Von Frank Pubantz