Psychische Probleme bei Kindern im Lockdown? OZ-Leser diskutieren

Die Einschnitte der Corona-Pandemie könnten schwerwiegende Folgen für die junge Generation haben. Die Meldung hat unter OZ-Lesern eine Kontroverse zu dem Thema ausgelöst. Alarmiert zeigt sich demnach der Rostocker Kinderpsychiater Prof. Frank Häßler. Er sorgt sich um den Nachwuchs in der Hansestadt. Der Mediziner spricht von Auffälligkeiten wie Konzentrationsproblemen, Angst-, Schlafstörungen und Depressionen bei Kindern und Jugendlichen, die direkt im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie stünden, so Häßler. Beatrix Dietrich-Hofmann stimmt dem Befund zu, findet es nach eigener Aussage „traurig, was da gerade mit den Kindern passiert. Ich habe es bei meinem Enkel erlebt.“ Lyne Kurowski ergänzt, dass leider auch „häusliche Gewalt“ zu den Folgen der Krise gehöre. „Diesen Kindern geht es in der Pandemie bestimmt nicht gut.“ „Man fühlt sich einfach nur alleingelassen.“: Für Anke Wolfram bleibt die Lage „einfach unvorstellbar. Was unseren Kindern da angetan wird. Und man fühlt sich einfach nur alleingelassen.“ Doreen Bart setzt hinzu: In der Situation stoße man an „psychische und physische Grenzen“. Melanie Rau sagt: „Es wird allerhöchste Zeit für ein normales Leben. Die Kinder leiden sehr. Und die Erwachsenen auch. Wir müssen mit dem Virus leben lernen, anders wird das nichts.“ Hannes Uplegger unterbreitet folgenden Vorschlag: „Vor allem könnte man das Problem so leicht lösen, indem man einfach für Eltern mit ihren Kindern Freizeitparks und so weiter wieder öffnen würde. Auch die Schulen und Kitas sollten komplett öffnen und zack wären mindestens 80 bis 90 Prozent der Einwohner geheilt. Die kaputte Psyche lässt sich viel schlechter heilen als Corona und auch die Psyche kann einen ins Grab bringen“, ist Uplegger überzeugt. Lesen Sie auch Rostocker Psychiater schlägt Alarm: So schlimm trifft der Lockdown die Kinder 67 neue Corona-Fälle am Sonntag in MV – 241 am gesamten Wochenende Friseure in MV öffnen wieder: Haben Sie schon einen Termin? Gabi Bird hingegen meint: „Wenn man den Kindern vorjammert, dass sie verblöden, ihnen erzählt, dass sie Defizite haben werden, dann ist das die sich selbst erfüllende Prophezeiung. Es gab auch schlimme, schlimmere Zeiten vorher, und unsere Kinder können entweder gestärkt oder unsicher daraus kommen. Kommt darauf an, was man ihnen suggeriert.“ So sieht es auch Joana Winkler: „Die Pandemie mit all ihren Umständen verursacht viel, keine Frage. Aber macht es das besser, dass Kinder die Unzufriedenheit und Nörgeleien sowie Besserwissereien der Erwachsenen in ihrem Umfeld mitbekommen? Ganz bestimmt nicht.“ Und Andrej Bartels ergänzt noch: „Es ist eine Pandemie, kein Krieg, keine Flucht, keine Vertreibung. Man hat ein Dach über dem Kopf, einen vollen Kühlschrank, muss nicht um sein Überleben im Bombenhagel fürchten. Jammern auf hohem Niveau. Es kommt darauf an, wie man mit den Kindern umgeht und ihnen die Situation vermittelt.“ Defizite gab es auch vorher schon: Ina Müller Kähler ist der Ansicht, dass „diese Defizite sicherlich schon vorher bestanden haben, wenn auch nur ansatzweise. Ich persönlich kenne kein Kind, dass durch die Pandemie psychisch instabil geworden ist. Meine jüngste Tochter ist seit einem Jahr im Homeschooling und ritzt sich nicht, schläft gut, macht ihr Homeschooling, ist nicht fett oder hat sonstige Auffälligkeiten. Ich denke, es liegt auch sehr viel an den Eltern.“ Alexandra Wenzel berichtet, auch ihr Kind sei in der Pandemie nicht psychisch instabil geworden. „Es ist nicht mehr, als dass die Kinder halt zu Hause lernen müssen. Wenn man Fragen hat, kann man sich an den jeweiligen Lehrer wenden.“ Sich mit einem Kumpel treffen, sei auch möglich, so Wenzel. „Alles kein Problem.“ Luna Covet gesteht ein: „Ja, es ist Pandemie und es ist für viele eine schwierige beziehungsweise langweilige Zeit.“ Aber: „Davon entwickeln die wenigsten Kinder psychische Probleme“, betont die Leserin. „Wenn das Kind ständig hört, dass es Defizite haben wird, dass man einsam ist, dann glaubt es das Kind irgendwann. Man kann aber auch positiv auf sein Kind einwirken.“ So seien Spaziergänge eine Abwechslung, um die nähere Umgebung zu erkunden, man könne zusammen Zeit verbringen, basteln, lesen, die Großeltern besuchen und vieles mehr, rät Covet abschließend. Von Juliane Lange