Rettung der MV Werften durch Global Class? „Arbeit für weitere Jahre“

Aufatmen bei den MV Werften? Die Zukunft der drei Standorte Wismar, Warnemünde und Stralsund sieht laut Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) wieder besser aus. Das fehlende Gutachten zur Zukunftsfähigkeit des Mutterkonzerns Genting Hongkong werde aller Voraussicht nach positiv ausgehen, dann könnten die Werften weitere 300 bis 400 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) des Bundes erhalten. Eine Insolvenz der MV Werften sei zunächst nicht zu befürchten. Glawe: Genting berichtet von Aufwind bei der Kreuzschifffahrt: Gut gelaunt präsentierte sich Glawe am Mittwoch in Schwerin, berichtete von Gesprächen mit Colin Au, dem Kreuzfahrt-Boss bei Genting. Botschaft: Es gehe bergauf mit der Kreuzschifffahrt in Asien. Genting verdiene wieder Geld. Für August lägen bereits 86 Prozent Buchungen vor. Fließt Geld des Bundes über den WSF, sichere sogar Genting die Abnahme eines zweiten Mega-Schiffes der Global Class zu, so Glawe. Das würde Jobs auf allen drei Werften über längere Zeit sichern. Lesen Sie auch Rettung der MV Werften: Genting will wohl zweite Global Class abnehmen Rettung der MV Werften: Land erwägt 60 Millionen Euro "Vorschuss" Dennoch gebe es einen Unsicherheitsfaktor: Weil Kredite des Bundes womöglich erst Ende April bewilligt werden könnten, wolle das Land mit bis zu 44 Millionen Euro ins Risiko gehen. Einen Kredit solle es aber nur für den Fall geben, dass die Werften wirklich Hilfe brauchen. Glawe beschreibt dazu zwei mögliche Varianten: Entweder das Land greift in seinen Corona-Schutzfonds und gibt allein einen Kredit als Überbrückung. Im Gegenzug würden Grundstücke der MV Werften als Sicherheit dienen. Oder aber Land und Bund geben jeweils 16 Millionen Euro, den Rest Banken. Die zweite Variante werde in Schwerin favorisiert. „Wir würden gern den Bund mit im Boot haben“, so Glawe. „Wir wollen Zeit gewinnen.“ Landtag soll entscheiden – nicht jeder weiß aber davon: Am Donnerstag solle der Landtag dazu einen Beschluss fassen. Allerdings wussten einige Fraktionen am Mittwochnachmittag noch nichts davon. Man habe „keinerlei Kenntnis“ von den neuen Informationen, so Henning Foerster (Linke). Nikolaus Kramer (AfD) reagiert verschnupft: Es sei „unsäglich“, dass Medien vor dem Landtag Informationen erhielten. „Natürlich begrüßen wir, wenn es mit den MV Werften und den Projekten weiterginge“, so Kramer. „Das darf jedoch nicht zulasten der Steuerzahler und vor allem der Mitarbeiter der MV Werften geschehen.“ Die Koalitionsfraktionen wollen einen gemeinsamen Antrag einbringen, erklärt Jochen Schulte (SPD) auf Nachfrage. Seite Fraktion habe immer gesagt, dass sie zum Erhalt der Werften und Arbeitsplätze stehe. Sollte eine Zwischenfinanzierung nötig sein, werde man „alles wirtschaftlich und rechtlich Vertretbare“ zur Rettung der Werften unternehmen. Ohne diesen Schritt drohe in MV ein „massiver Kahlschlag“. Auch Wolfgang Waldmüller (CDU) erklärt: „Das Vertrauen in unsere Werften und die Eigentümer ist nach wie vor groß, zudem wird der Kredit mit entsprechenden Sicherheiten ausgereicht.“ Einen Kredit über weitere 44 Millionen Euro gewähre man dennoch nicht „leichten Herzens, aber der Weiterbau der Global 1 ist zwingend notwendig“. Stellenabbau soll wie geplant umgesetzt werden: Wichtig sei, dass die Global 1, das erste 342 Meter lange Schiff der Global Class, fertig wird, erklärt Glawe. Aus dem Verkauf dieses Schiffes und der Luxusyacht „Crystal Endeavor“ könnte wieder Geld zurückfließen, vermutlich 500 Millionen Euro. Aber nicht für alle knapp 3000 Beschäftigten der MV Werften dürften dies gute Nachrichten sein. An der Umstrukturierung solle festgehalten werden. Heißt: Abbau von bis zu 1200 Stellen. Allein der Bau des zweiten Global-Schiffes könnte aber Arbeit für weitere Jahre bringen, so Glawe. Nach OZ-Informationen haben die MV Werften eine Verlängerung der Kurzarbeit für viele Beschäftigte bis Ende des Jahres beantragt. Die Werften reagierten auf Anfrage nicht. Gewerkschaft hofft auf mehr Arbeit durch Global 2: Freude auch bei der Gewerkschaft. „Wenn Genting die Abnahme der Global 2 wirklich absichert, wäre das ein positives Zeichen“, sagt Stefan Schad, IG Metall. Er verhandele gerade mit den Werften über einen Sozialplan. Wird das zweite Mega-Schiff gebaut, „werden deutlich mehr Leute gebraucht“. Fragezeichen sehe er noch zur Bauzeitfinanzierung der Global 2, so Schad. Genting müsste 40 Prozent Eigenanteil von rund 1,6 Milliarden Euro aufbringen. Das sei viel Geld. Von Frank Pubantz