Sie wollen Rostock-Laage retten – um jeden Preis: Obwohl es seit der Pleite der britischen Fluggesellschaft flyBMI seit Sonntag keinerlei Linienverkehr mehr in den Nordosten gibt, halten die Gesellschafter und auch das Land am größten Flughafen des Landes fest. Nach einer Krisensitzung stellten sich die Hansestadt Rostock (sie hält 54,1 Prozent der Airport-Gesellschaft), der Landkreis Rostock (35,5 %) und die Stadt Laage (10,4 %) demonstrativ hinter den Flughafen. Für den Steuerzahler könnte das aber teuer werden: Nach den Insolvenzen der beiden wichtigsten Airlines in Laage – Germania und flyBMI – rechnen Experten damit, dass die Gesellschafter weitere Verluste in Millionen-Höhe ausgleichen müssen.
2,8 Millionen Zuschuss pro Jahr
Insgesamt 2,8 Millionen Euro schießen die Gesellschafter und das Land bisher pro Jahr in Laage zu. Eine Million Euro davon kommen aus Schwerin. Diese Summe dürfte aber nicht mehr reichen: Mit dem Aus für Germania und flyBMI fällt mehr die Hälfte aller Flüge weg –und somit auch ein Großteil der Einnahmen. Sowohl Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling (parteilos) als auch Landrat Sebastian Constien (SPD) schweigen aber zu der Frage, wie teuer das für Laage wird. Auch Flughafen-Chefin Dörthe Hausmann sagt nur: „Eine Zahl wird es erst am Jahresende geben.“
Land soll Gesellschafter werden
Seit Jahren fordern Hansestadt und Landkreis aber, dass sich die Landesregierung nicht nur als Geldgeber, sondern auch als Gesellschafter des Airports einbringen soll. Immerhin sei auch im Koalitionsvertrag zwischen SPD und CDU Laages „zentrale Bedeutung für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung Mecklenburg-Vorpommerns“ festgeschrieben. „Eine solche Verantwortung muss sich sowohl in der Gesellschafterstruktur als auch in der finanziellen Sicherstellung des Betriebes des Flughafens widerspiegeln“, heißt es nun in der Stellungnahme der Gesellschafter.
Pegel: „Unglückliche Umstände“
Verkehrsminister Christian Pegel (SPD) erteilte der Forderung aber prompt eine Abfuhr: „Die aktuellen Turbulenzen am Flughafen sind durch Insolvenzen zweier Fluggesellschaften entstanden, nicht weil der Flughafen einen Gesellschafter Land hatte oder nicht. Die Diskussion führt in der aktuellen Situation nicht weiter.“ Nach OZ-Informationen sind aber noch im Laufe der Woche Gespräche mit der Landesregierung geplant – auch über höhere Zuschüsse. Pegel vielsagend: „Das Land wird, wenn der Flughafen ein entsprechendes Konzept entwickelt hat, sich ein solches Konzept und die dahinter stehenden Zahlen selbstredend erläutern lassen.“
Zunächst sollten sich alle Seiten aber darauf konzentrieren, neue Fluggesellschaften nach MV zu holen. Und das gibt es erste Erfolge: Airport-Chefin Hausmann verkündete, dass es ab April wieder regelmäßig Flüge von Rostock in die Türkei geben wird. Die niederländisch-türkische Gesellschaft Corendon übernimmt eine Linie der insolventen Germania. Über eine zweite Verbindung gäbe es bereits Verhandlungen. Auch für die München-Linie, die flyBMI bedient hatte, ist Hausmann optimistisch: „Die Verbindung war mit knapp 39 000 Passagieren sehr erfolgreich.“ Auf dem Flughafen befindet sich derzeit ein Großteil der knapp 200 Beschäftigten in Kurzarbeit.
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Andreas Meyer