Rostocker Politik-Experte zur Landtagswahl in MV: Zwei Optionen für SPD

Prof. Wolfgang Muno, Politikwissenschaftler der Universität Rostock, sieht die SPD für die Landtagswahlen in der Favoriten-Rolle. Die OZ sprach mit ihm. Herr Prof. Muno, wie bewerten Sie die Umfrageergebnisse? Wolfgang Muno: Die SPD verliert zwar immer noch im Vergleich zur letzten Landtagswahl, aber der Trend ist positiv. Insbesondere die Popularität von Manuela Schwesig dürfte hier eine Rolle spielen, vergleicht man die Zahlen mit den miserablen Umfrageergebnissen im Bund. Die SPD profitiert auch deutlich stärker als die CDU von der Popularität der Regierung. Hier steht Schwesig im Rampenlicht, während der CDU-Vorsitzende nicht präsent ist. Und die Opposition? Die Linke legt überraschend zu, hat sie sich bisher doch dezent zurückgehalten. Wer wenig macht, macht auch wenig Fehler. Normalerweise liegt ihr Wählerpotenzial bei 12 bis 15 Prozent. Die FDP bleibt nach wie vor ihre Existenzberechtigung schuldig. Niemand weiß, warum er oder sie in MV FDP wählen sollte. Domke ist unbekannt, ein inhaltliches Profil nicht bekannt. Die Grünen profitieren trotz der dünnen, auf wenige Zentren wie Rostock begrenzten Personaldecke vom allgemeinen Klima und vom Bundestrend. Die AfD verliert deutlich und zahlt den Preis für andauernde Querelen zwischen Rechtskonservativen und völkischen Nationalisten und Extremisten. Außerdem zieht Anti-Immigration momentan nicht, daher fehlt der Partei das Thema. Diesmal ist aber klar: Eine Stimme für die AfD kann nicht mehr als Protestwahl interpretiert werden. Wer 2021 die AfD wählt, stimmt ganz bewusst für eine rechtspopulistische Partei mit Tendenzen und Kontakten zum völkisch-nationalistischen Rechtsextremismus. OZ-Sonntagsfrage: SPD und CDU legen in MV kräftig zu, die AfD stürzt ab Interview mit Rostocker Politologe: Zwei Koalitions-Optionen für die SPD Wen mögen die Menschen? Die beliebtesten Politiker in Mecklenburg-Vorpommern Angst um Jobs und Wirtschaft: Das sind die größten Probleme in MV Ein Hoch auf MV: Riesige Mehrheit lebt gerne hier Welcher Partei nützt die Corona-Krise? Insgesamt profitieren generell die Regierungsparteien von der Corona-Krise, wir sehen deutlich, dass die Wähler Stabilität und Führung bevorzugen. Davon profitiert im Bund die Kanzlerin-CDU, im Land die Ministerpräsidentin-SPD. Es bleibt abzuwarten, wie die Corona-Pandemie weiterhin gemanagt wird. Nach wie vor gibt es große Zustimmung zu den Maßnahmen, auch liegt MV im bundesdeutschen Impf-Ranking an erster Stelle, was sich die Regierung auf die Fahne schreiben wird. Aber die Regierung muss auch liefern, Schwierigkeiten beim Impfen und weitere Lockdowns könnten zu zunehmender Kritik führen. Auch werden stärker die wirtschaftlichen und sozialen Probleme wahrgenommen. Was bedeuten diese Zahlen für die Wahl im September? Die SPD ist in einer komfortablen Position, sie könnte wieder stärkste Partei werden und hätte die Wahlmöglichkeit zwischen einer Neuauflage der großen Koalition oder Rot-Rot-Grün. Ein möglicher Wahlsieg wird ein persönlicher Erfolg für Schwesig werden. Für die CDU, die den Anspruch hat, stärkste Partei zu werden, wird es schwierig, den MP zu stellen. Eine mögliche Wahlniederlage wird man Sack ankreiden. Die AfD könnte ein weiterer Wahlverlierer werden, neben der FDP. Wahlgewinner könnten auch die Linke und Grüne werden, die sich sogar in einer Regierung beteiligen könnten. Von Frank Pubantz