Schulen und Kitas in MV füllen sich mitten im Lockdown

Die Kinder betreuen und zeitgleich im Homeoffice arbeiten – für immer mehr Eltern ist das offenbar nicht mehr zu schaffen: Die Zahl der Kinder, die trotz der Appelle aus der Landespolitik zur Schule oder in die Kita gehen, steigt in MV spürbar an – und das, obwohl seit Montag auch für die Grundschüler eine Maskenpflicht im Unterricht gilt. Ab einer Inzidenz von 200 Infektionen je 100 000 Einwohner und Woche schränkt MV aber den Betrieb von Schulen und Kitas massiv ein. Sieben Prozent mehr Kinder im Unterricht: Genaue Zahlen, wie viele Kinder am Montag in den Grundschulen, Orientierungsstufen und in den Abschlussklassen in den Schulen waren, will das Bildungsministerium in Schwerin erst am Dienstag vorlegen. Doch die Tendenz ist eindeutig – beispielsweise in der Hansestadt und Landkreis Rostock: Nach Angaben des Staatlichen Schulamtes besuchten dort am Montag exakt 5983 Schüler die Grundschulen. Immerhin sieben Prozent mehr als noch vor einer Woche. Lesen Sie auch: Maskenpflicht für Grundschüler in MV: Müssen Eltern sich Sorgen machen? In MV ist bis Ende Januar die Präsenzpflicht an Schulen aufgehoben, gelernt werden soll grundsätzlich digital. Allerdings dürfen Kinder der Klassen 1 bis 6 in die Schule gehen, wenn die Eltern sie nicht betreuen können – zum Beispiel, weil sie arbeiten müssen. Zurück in den Schulen sind auch die Abschlussklassen, die im Sommer ihre Prüfungen ablegen sollen. In der Hansestadt und im Landkreis waren das weitere 2490 Schüler, die am Montag erstmals wieder im Präsenzunterricht gelernt haben. Landesweit dürften es gut 10 000 Schüler in den Abschlussklassen gewesen sein. Auch das Bildungsministerium bestätigt, dass die Zahl der Kinder, die in die Schulen gehen, leicht steigt: Am Dienstag nach Ferienende wurden gerade mal 17 Prozent der Grundschüler vor Ort von Lehrern betreut. Am Freitag vergangener Wochen war es bereits ein Viertel aller Grundschüler landesweit. „Wir haben eine leicht steigende Tendenz“, sagt Ministeriumssprecher Henning Lipski. Lesen Sie auch: Corona-Zahlen in MV am Montag: Rostock nicht mehr Risikogebiet Kitas bis zu 60 Prozent „voll“: In den Kitas sieht es ähnlich aus: „Die Auslastung ist sehr unterschiedlich in den einzelnen Einrichtungen“, sagt Alexander Kujat, der Sprecher von Sozialministerin Stefanie Drese (SPD). Eine erste Abfrage in Rostock, Schwerin und im Landkreis Ludwigslust-Parchim habe aber ergeben, dass um die 35 Prozent der Kinder wieder die Einrichtungen besuchen würden. „Das wäre etwas mehr als in der Vorwoche.“ Es gebe aber auch Tagesstätten, in denen bereits wieder bis zu 60 Prozent der Kinder anwesend seien. „Der Druck auf die Eltern wächst mit jeder Woche, in der sie ihre Kinder zu Hause betreuen sollen. Das ist uns bewusst.“ Kujat weiter: „Die Eltern verhalten sich aber verantwortungsvoll in der Krise und stellen in vielen Fällen eine Betreuung zu Hause sicher.“ Nur noch Notbetreuung ab 200 Fällen: Aktuell liegt die Inzidenz landesweit bei 129,2 neuen Fällen je 100 000 Einwohner. Sobald dieser Wert aber die 200er Marke überschreitet, schränkt MV den Betrieb von Schulen und Kitas massiv ein: „Wenn zwei Werktage in Folge die Inzidenz landesweit bei 200 oder höher liegt, werden am darauf folgenden Tag die Kitas im Land geschlossen, und es findet nur noch eine Notbetreuung statt“, heißt es aus dem Sozialministerium. Dann werden nur noch Kinder betreut, wenn mindestens ein Elternteil in einem sogenannten systemrelevanten Beruf arbeitet – in der Medizin zum Beispiel oder auch im Handel. Für die Schulen gelten dieselben Regelungen, so das Bildungsministerium. Experte: Schulen kein Infektionsherd: Dass immer mehr Eltern ihre Kinder nicht mehr zu Hause betreuen – Prof. Dr. Emil Reisinger, Corona-Experte der Uni-Klinik Rostock, hält das aktuell für vertretbar: „Vor den Weihnachtsferien hatten wir kaum Ausbrüche und kaum Infektionsgeschehen in den Schulen und Kitas“, sagt er. „Wir haben dort sehr gute Hygienekonzepte.“ Kinder und Jugendliche seien in MV nicht die Treiber der hohen Infektionszahlen. Von Andreas Meyer