Spargel- und Erdbeeranbau MV: Einreise der Erntehelfer trotz Corona

Es ist wieder Zeit: Die Spargel- und Erdbeersaison steht bevor. Und das bedeutet auch, wieder jede Menge Erntehelfer aus den osteuropäischen Ländern. Rund 4000 Saisonarbeitskräfte aus Rumänien, Bulgarien, Polen und der Ukraine arbeiten in MV bis Ende Juli auf den Feldern – vor allem auf 183 Hektar Ertragsfläche beim Spargel und 1055 Hektar Gesamtanbaufläche bei den Erdbeeren. Nach dem Corona-Debakel vom vergangenen Jahr, in dem lange nicht klar war, ob diese Leute nach Deutschland einreisen dürfen, stellt sich die Frage: Wie läuft es diese Saison? Großer Pluspunkt: Schnelltests: „Wir kennen das Spiel nun und sind viel besser auf die Situation eingestellt“, sagt Rolf Hornig von der LMS Agrarberatung in Schwerin. Das geflügelte Wort, das in diesem Zusammenhang immer wieder fällt, lautet: „Schnelltests“. „Das ist ein riesiges Plus in diesem Jahr, bedeutet große zusätzliche Sicherheit “, betont der Experte. Natürlich seien trotzdem alle bekannten Hygienekonzepte, Abstandsregeln und die Maskenpflicht nach wie vor vorgeschrieben. „Ich bin zuversichtlich, dass wir die krisenhafte Lage so gut überstehen werden“, meint Hornig. Ob die Erntehelfer einreisen dürfen, diese Frage stelle sich diesmal gar nicht. Die Frage ist eher, wie. „Wenn sie die Grenze übertreten, müssen sie einen negativen PCR-Test vorweisen, der nicht älter als 48 Stunden ist“, erklärt der Agrarberater. Die Betriebe, zu denen sie kommen, werden dann überwiegend noch einmal mit Schnelltests nachtesten. Medizinisches Personal auf Spargelhof in Tieplitz eingestellt: Auf dem Spargel- und Erdbeerhof „Mecklenburger Frische“ in Tieplitz bei Güstrow habe man dafür extra medizinisches Personal eingestellt. „Wir dokumentieren die Ergebnisse samt Passnummer“, erzählt Chefin Yvonne von Laer. Sie habe überwiegend Helfer aus Rumänien und ein paar aus Polen. Die ersten kommen bereits am Wochenende, um die Folien für den Spargel aufzudecken. „Vermutlich werden wir mit der Spargelernte Mitte April beginnen, mit der Erdbeerernte Ende Mai“, sagt sie. Dafür werden die Erntehelfer schon jetzt eingeladen. 40 bis 60 werden es letztendlich sein. Lesen Sie auch Wieder zu früh: Schilfrohrernte in MV geht zu Ende Einreise nach MV: Diese Regeln gelten aktuell für Pendler und Gäste Karls Erdbeerhof will zweimal wöchentlich testen: Im Schnitt 600 Saisonarbeitskräfte aus Polen, der Ukraine und Rumänien erwartet Robert Dahl von Karls Erdbeerhof ab Mai in Rövershagen bei Rostock. „Unser Plan ist es, alle Mitarbeiter bei Ankunft und dann zweimal pro Woche zu testen“, sagt er. Im vergangenen Sommer habe er nicht gut geschlafen, da immer die Angst mitschwang, es könnte einen Corona-Ausbruch geben. Im Mai war das der Fall. „Wir haben das schnell in den Griff bekommen, was mir zeigt, dass wir bereits gut organisiert waren“, meint Dahl. Nun habe er dank der Corona-Tests aber ein noch viel besseres Gefühl. Erdbeerhöfe Glantz und Karls hoffen auf Impfungen: Auch sein Kollege Enno Glantz vom gleichnamigen Erdbeerhof in Hohen Wieschendorf bei Wismar geht die Situation ähnlich an: „Noch sind wir etwas unruhig, ob mit den behördlichen Genehmigungen für unsere rund 600 ukrainischen und polnischen Studenten alles glattläuft. Aber wir gehen davon aus, dass sich alle der Verantwortung bewusst sind – auch die Politik. Die Zusammenarbeit mit Agrarminister Till Backhaus (SPD) hat im vergangenen Jahr schon gut geklappt.“ Eine Krankenstation auf dem Hof, in der nun auch die Schnelltests durchgeführt werden, ist bereits 2020 eingerichtet worden. Sowohl Glantz als auch Dahl können sich vorstellen, ihr Personal in Zusammenarbeit mit Hausärzten impfen zu lassen. „Ich könnte mir vorstellen, dass vielleicht ab Mai oder Juni genug Corona-Impfstoff zur Verfügung steht und das dann möglich wird“, meint Dahl. Und so lange ist seine Devise: „So oft testen wie möglich.“ Seit drei Monaten tue man das auf Karls Erdbeerhof schon auf eigene Faust. Problem für Sabö-Bauernhof: Bulgaren müssen geimpft sein: Ein ganz anderes Problem ergibt sich für den Sabö-Bauernhof in Nantrow bei Wismar, der im Spargelanbau tätig ist. „Wir bekommen normalerweise rund 30 Erntehelfer aus Bulgarien. Die sollen Anfang April kommen. Im Moment wissen wir jedoch nicht, ob das geht“, sagt Chef Sebastian Böckmann. Denn die Bulgaren dürften nur geimpft das Land verlassen. „Ob das klappt, ist fraglich. Die dortige Regierung ist nicht so vertrauenswürdig“, meint der Landwirt. Zuverlässig planen sei für den Betrieb daher momentan nicht möglich: „Wir wissen ja nicht, was nächste Woche ist.“ Kalte Witterung verspricht gute Saison: Und wie sind die Prognosen für die Spargel- und Erdbeerernte? „Da es gerade noch sehr kalt ist und erst mal nichts Gegenteiliges vorhergesagt wird, wird die gesamte Vegetation noch zurückgehalten. Das kommt uns zugute“, sagt Agrarberater Rolf Hornig. Denn: Wird es zu früh warm, ist die Gefahr groß, dass die Pflanzen später noch einmal vom Frost überrascht werden. Er rechne nicht vor Anfang April mit dem Beginn der Spargelernte. Auch auf den Erdbeeranbau trifft Hornigs Aussage zu. „Wir waren sehr froh über den Schnee“, meint Robert Dahl. Dadurch seien die Felder geschützt gewesen und sind gut über den Winter gekommen. Sowohl er als auch Kollege Enno Glantz gehen zum jetzigen Zeitpunkt von einer guten Saison aus. „Entscheidend ist nun das Wetter der kommenden Wochen.“ Von Maria Baumgärtel