Stralsund: Professor erklärt, warum besonders Ältere und Kranke keine Corona-Impfung wollen

Während weltweit mit Hochdruck an einem Impfstoff gegen das Corona-Virus geforscht wird, hat der Stralsunder Gesundheitsökonom Professor Thomas Mayrhofer jetzt eine Studie vorgelegt, der zufolge sich weniger Menschen freiwillig gegen den Covid-19-Erreger impfen lassen werden, als man vermuten würde. „Dies ist insbesondere in den Hochrisikogruppen, zum Beispiel bei Menschen über 60 Jahre oder chronisch Erkrankten, der Fall“, sagt Mayrhofer. An der Untersuchung war neben der Hochschule Stralsund auch der Statistiker Professor Hendrik Schmitz von der Universität Paderborn beteiligt. Der Ständigen Impfkommission des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge, sollen bis Anfang 2021 ein oder mehrere Mittel gegen Covid-19 in der Europäischen Union zugelassen sein. Zudem könnten „erste Produktionschargen verteilt werden“. Einige Bundesländer bereiten sich bereits mit Schritten wie der Festlegung von Risikogruppen darauf vor. In Mecklenburg-Vorpommern ist dies noch nicht der Fall. „Zur Verteilung der Impfstoffe sind Bund und Länder im Gespräch“, sagte Regierungssprecher Andreas Timm. Vorsichtige Menschen scheuen das Impfrisiko: Zunächst ist damit zu rechnen, dass nicht von Anfang an genügend Impfstoff zur Verfügung stehen wird, um die gesamte Bevölkerung zu impfen. Neben Risikopatienten sollen deshalb – laut einer Empfehlung des RKI – Menschen im Gesundheitssystem, bei Polizei, Feuerwehr und in der öffentlichen Verwaltung zuerst geimpft werden. Kommentar zum Thema: Nicht auf Impfungen verzichten! Mayrhofer und Schmitz teilen die Risikopatienten in der Untersuchung in zwei Gruppen ein, die in der englischsprachigen Studie, allgemein übersetzt, als vorsichtige und nicht vorsichtige Menschen bezeichnet werden können. Zwar werde durch die Impfung die Wahrscheinlichkeit verringert, an Corona zu erkranken, betont Mayrhofer. „Auf der anderen Seite, birgt die Corona-Impfung die Gefahr eventueller Nebenwirkungen. Vorsichtige Menschen gewichten Letzteres höher und sind daher eher geneigt, auf eine Impfung zu verzichten.“ Derzeit werden bereits 31 Impfstoffkandidaten klinischen Tests unterzogen. Ergebnisse auf Corona übertragbar: Die Studie zeige, dass rund drei Viertel der insgesamt 2000 Befragten als vorsichtig einzustufen sind und sich diese Befragten beispielsweise auch seltener gegen die Grippe impfen lassen würden. Mayrhofer: „Interessanterweise ist der Zusammenhang besonders stark in den Risikogruppen ausgeprägt – also in der älteren Bevölkerung sowie bei Menschen im Alter zwischen 40 und 60 Jahren mit mindestens einer Vorerkrankung oder schlechtem Gesundheitszustand. Hier ließen sich 68 Prozent der nicht vorsichtigen Menschen impfen, während es unter den Vorsichtigen nur 43 Prozent waren.“ Nach Ansicht Mayrhofers seien die Ergebnisse auf die Bereitschaft, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen, übertragbar. Insbesondere dann, wenn das Infektionsgeschehen in MV im Vergleich zu anderen Regionen Europas auf einem relativ niedrigen Niveau verharre. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sagte der OZ: „Wir alle hoffen darauf, dass es möglichst schnell einen Corona-Impfstoff gibt. Klar ist, dass ein Impfstoff ausreichend auf seine Wirksamkeit und seine Gefahren getestet sein Und was denken Sie, liebe Leser? Würden Sie sich gegen Corona impfen lassen? Hier können Sie an unserer Umfrage teilnehmen. Lesen Sie auch Corona in Franzburg: Wie eine Schülerin (13) aus Wittenhagen die Quarantäne erlebte Das sagen OZ-Leser über ihren Alltag mit der Pandemie und die Corona-Proteste in Berlin Aktuelle Zahlen zum Coronavirus: Grafiken, Karten, Tabellen Von Benjamin Fischer