Trotz Corona-Lockerungen: Zulieferer für Industrie aus MV in Not

Die rund 700 Beschäftigten der Firma TRW Airbag Systems in Laage befinden sich seit Ende März in Kurzarbeit. Statt kontinuierlich im Dreischicht-System wird aktuell nur noch an zwei Tagen in der Werkhalle gefertigt. Doch ab Mai soll sich das ändern: „Wir sind zuversichtlich, dass die Automobilindustrie wieder hochfährt und dementsprechend fahren wir dann auch mit hoch“, sagt Geschäftsführer Stephan Gappa. Normalerweise produziert die Firma pro Monat 3,5 Millionen Gasgeneratoren für Airbags. „Jetzt sind es noch 800 000“, sagt Gappa. Die Teile werden in erster Linie für den asiatischen Automobil-Markt hergestellt. In Europa herrsche hingegen Stillstand. „Wir schauen nun Woche für Woche, wie es weitergeht“, so der Geschäftsführer, der als Werkleiter auch schon die Finanzkrise 2008 erlebte. „Die Krise damals war aber nur zwei, drei Monate zu spüren. Wir waren schnell wieder auf hohem und später sogar auf noch höherem Niveau als vorher. Das ist jetzt nicht absehbar“, sagt Gappa. Gesundheit der Mitarbeiter im Fokus: Im Fokus stehe in Laage nun vor allem die Gesundheit der Angestellten. „Wir arbeiten in versetzten Schichten und alle Arbeitsplätze sind auf die Einhaltung der Abstandsregeln überprüft worden“, so der Geschäftsführer. Die Firma TRW Airbag Systems gehört zur ZF Gruppe mit Sitz in Friedrichshafen (Baden-Württemberg), dem drittgrößten Automobilzulieferer weltweit. Das Unternehmen produziert aktive Sicherheitstechnik, wie Notbremssysteme, aber auch passive, welche die Folgen eines Unfalles verringern sollen. Auch der Luftfahrtausrüster Diehl Aerospace in Rostock leidet unter der Corona-Krise. „Der Flugverkehr ist teilweise komplett zum Erliegen gekommen und die Airlines verschieben oder stornieren Bestellungen. Das trifft uns aber erst nachgelagert“, sagt Unternehmenssprecher Guido van Geenen. Insgesamt beschäftigt Diehl Aerospace rund 1200 Mitarbeiter in Deutschland, 30 davon arbeiten im Entwicklungszentrum in Rostock. Die Ingenieure an der Warnow stellen Komponenten für Kabinensysteme und Beleuchtung her. Flugzeug-Produktion wohl um 40 Prozent gedrosselt: Vom 6. bis zum 17. April hat Diehl Aerospace zuletzt eine Betriebspause eingelegt. „Das haben wir aber vor allem getan, weil rund um Ostern der Höhepunkt der Corona-Infektionen erwartet worden war“, sagt van Geenen. Der Schutz der Mitarbeiter habe höchste Priorität. Nun müsse jedoch auch der Umfang der Produktion allmählich angepasst werden. „Wir prüfen derzeit Kurzarbeit und es kann gut sein, dass das kommt“, sagt van Geenen. Das tägliche OZ Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Mecklenburg-Vorpommern täglich gegen 19 Uhr im E-Mail-Postfach Einer der Auftraggeber von Diehl Aerospace ist zum Beispiel Airbus. Der Flugzeughersteller will angesichts der sinkenden Nachfrage seine Produktion um voraussichtlich 40 Prozent zurückfahren. Zuletzt hat Airbus mehrere Maschinen auf dem Flughafen Laage geparkt, weil diese nicht ausgeliefert werden können. RST: Markt wird neu geordnet: Betroffen von dieser Entwicklung ist auch die Rostock System-Technik GmbH (RST). Die Luftfahrtsparte macht über 50 Prozent des Unternehmens aus. „Die Branche sortiert sich gerade neu und viele Entwicklungsprogramme oder Investitionen werden bei Systemlieferanten und auch bei den Airlines auf den Prüfstand gestellt“, sagt Vertriebsleiter Marcus Paschen. „Andere Geschäftsbereiche, wie die Raumfahrt oder der industrielle Sonderanlagenbau, sind aktuell weniger betroffen.“ RST ist im Luftfahrtsegment maßgeblich in die Entwicklung von Kabinenmodulen, wie Bordküchen, Toiletten, Sitzen, und weiteren wichtigen Systemen unter anderem für Airbus involviert. „Wir fahren hier aktuell auf Sicht und müssen flexibel auf die neue Situation reagieren“. Der Vertriebschef ist dennoch optimistisch: „Wir werden das überstehen. Der Luftfahrtmarkt wird jetzt in einem langfristigen Prozess neu geordnet. Das kann auch positiv sein.“ Lesen Sie auch: Weitere Maschinen sollen am Flughafen Rostock-Laage geparkt werden Massenhaft Stornierungen, kaum neue Buchungen – Reisebüros in MV vor dem Aus? Corona-Krise: Brauereien in MV sind gleich mehrfach betroffen Über den Autor Von André Horn