Die gesundheitsgefährdenden Vibrionen in der Ostsee haben in diesem Sommer ein erstes Todesopfer in Mecklenburg-Vorpommern gefordert. Wie die OSTSEE-ZEITUNG vom Landesamt für Gesundheit und Soziales erfuhr, handelt es sich bei der Toten um eine ältere Frau, die zur Risikogruppe der immungeschwächten Personen gehörte.
Neben dem Todesfall registrierte die Behörde seit Juni vier weitere Erkrankungen durch Vibrionen-Infektionen. „Alle Betroffenen gehörten zu den bekannten Risikogruppen“, sagte Dr. Martina Littmann, Leiterin der Abteilung Gesundheit im LAGuS der OZ. Wo sich die ältere Dame infizierte und woher diese stammte, teilte das Amt mit Verweis auf den Datenschutz nicht mit.
Kommentar –Todesfall durch Vibrionen: Offensiver vor Gefahren warnen
Drei Vibrionen-Tote im Super-Sommer 2018
Mit dem Klimawandel und steigenden Temperaturen in der Ostsee wächst auch die Gefahr von Vibrionen-Infektionen. „Vibrio-Bakterien vermehren sich vor allem bei einem Salzgehalt ab 0,5 Prozent und ab einer Temperatur von etwa 20 Grad Celsius stark“, sagte Littmann. Diese Bedingungen seien besonders in warmen Sommern auch an der deutschen Nord- und Ostseeküste gegeben. Im Super-Sommer 2018 zählte das Amt 18 Erkrankungen, davon drei Sterbefälle. Zum Vergleich: 2003 infizierten sich zwei Badende an den Erregern, einer starb.
Die Untersuchungen auf Vibrionen begannen Ende Juni entlang der Ostseeküste und in den küstennahen Boddengewässern. Bis Anfang September werden 14-tägig oder monatlich Proben genommen – in diesem Jahr waren es bislang 16 Proben, wie Littmann sagte.
Trotz der tendenziell steigenden Erkrankungszahlen in den vergangenen Jahren, gehört die Untersuchung auf Vibrionen nicht zum standardmäßigen Untersuchungsprogramm der Kreis-Gesundheitsämter. Die Untersuchungen auf Vibrionen erfolgen zusätzlich. „Standardmäßige Untersuchungen sind nicht sinnvoll. Das derzeitige durchgeführte Monitoring wird erfahrungsgemäß als ausreichend angesehen“, sagte Littmann.
Aufklärung auch in anderen Bundesländern gefordert
Wichtig sei umso mehr die Information und Kommunikation mit den niedergelassenen Ärzten sowie allen medizinischen Einrichtungen, sagte Littmann. „Da auch häufig Urlauber aus anderen Bundesländern betroffen sind, ist die Weitergabe von Informationen auch über die Landesgrenzen hinaus sehr wichtig“, so die Expertin. Nur so könne eine zielgerichtete und zeitnahe Behandlung gewährleistet werden. Das LAGuS arbeitet deshalb mit dem Robert-Koch-Institut zusammen.
Interview –Experte über Vibrionen: Infektion kann innerhalb von 24 Stunden tödlich sein
Vibrionen sind stäbchenförmige Bakterien, die vorwiegend im Meerwasser leben und schwere und tödliche Infektionen auslösen können. Die Keime können beim Baden oder Wasserwaten in Hautverletzungen eindringen und rufen in seltenen Fällen schwere Wundinfektionen hervor.
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Wundinfektion sofort einem Arzt melden
Als besonders anfällig gelten laut Gesundheitsamt Menschen mit chronischen Grundleiden wie Lebererkrankungen oder Diabetes sowie Menschen mit einer bestehenden Immunschwäche. Bei geringsten Anzeichen einer Wundinfektion sollte sofort ein Arzt konsultiert werden und dieser auf Kontakt mit Meerwasser hingewiesen werden. Eine rechtzeitig eingeleitete Therapie sei gegebenenfalls lebensrettend, hieß es vom LAGuS.
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