Vorpommern-Greifswald: Diese schärferen Corona-Regeln gelten jetzt

Der Landkreis Vorpommern hat am Montag mit verschärften Corona-Regeln auf die anhaltend hohen Infektionszahlen im Kreis reagiert. Der Landkreis, der mit einer Inzidenz von 207 ein Hochrisikogebiet ist, erließ am Montag eine neue Allgemeinverfügung. Das sind die wichtigsten Punkte: Was gilt für Reisen in und aus dem Landkreis Vorpommern-Greifswald? In den Landkreis darf ab sofort niemand mehr ohne triftigen Grund einreisen. Für Einwohner benachbarter Landkreise sind damit ab sofort tagestouristische Ausflüge, Besuche bei Freunden oder Einkäufe in Vorpommern-Greifswald verboten. Erlaubt bleiben Besuche für alle Menschen, die hier arbeiten, die hier zur Kita oder Schule gehen, hilfsbedürftige Menschen pflegen oder ihre Kernfamilie besuchen. Zur Kernfamilie zählen auch der Lebensgefährte oder die Ehepartnerin. Erlaubt bleiben zudem Besuche beim Arzt oder die Inanspruchnahme jeder andere medizinischen Hilfeleistung. Landes- und Bundespolizei sollen dort stärker kontrollieren. In den Orten setzt der Kreis auf eigene Kräfte und aus den Kommunen. Was gilt an der Grenze zu Polen? Die Kontrollen an der deutsch-polnischen Grenze werden verstärkt. Das kündigte Innenminister Tortsen Renz (CDU) an. Wer zum Einkaufen nach Polen fährt, muss danach in Quarantäne. Berufspendler dürfen weiter die Grenze passieren, müssen sich aber zweimal in der Woche testen lassen. Was gilt für Zweitwohnungsbesitzer? Der Landkreis untersagt erneut die Nutzung von Zweitwohnungen in Vorpommern-Greifswald. Heißt konkret: Niemand darf ohne triftigen einreisen, um seine Zweitwohnung zu besuchen. Während einer Übergangsfrist von zehn Tagen ist es gestattet, ohne Übernachtung einzureisen, um die Zweitwohnung winterfest zu machen, wie Achim Froitzheim ausführt. Wer bereits vor Ort ist, muss nicht auszureisen. Sobald jemand jedoch den Landkreis verlässt, darf er nicht wieder zurückkehren. Damit soll verhindert werden, dass Personen, die womöglich aus anderen Hochrisikogebieten stammen, durch Hin- und Herreisen das Virus weiterverbreiten. Froitzheim betont: „Allerdings gelten für die Zweitwohnsitzinhaber während ihres Aufenthalts exakt dieselben Regeln wie für die einheimische Bevölkerung.“ Was gilt in Pflegeheimen? Der Kreis will Mitarbeiter in Heimen engmaschiger testen und häufiger Kontrollen in den Alten- und Pflegeheimen durchführen. Mitarbeiter von Einrichtungen, die bislang als frei vom Corona-Virus galten, werden ab sofort alle zwei Tage getestet. Mitarbeiter von Einrichtungen, in denen bereits ein Covid-19-Fälle aufgetreten ist, werden von nun an täglich getestet. Überraschender Weise erlässt der Landkreis jetzt erstmals strengere Testungsregeln für Alten- und Pflegeheime. Seit Beginn der Pandemie gibt es in Vorpommern-Greifswald eine Häufung von Ausbrüchen in Pflegeheimen. Der jüngste Fall ist das Pflegeheim GBW in der Anklamer Lindenstraße, in dem sich mittlerweile 51 Personen infiziert haben. Laut Froitzheim sind 36 Bewohner und 15 Mitarbeiter betroffen. Welche Ausnahmen gibt es für die Quarantänezeit? Die Einhaltung von Quarantänemaßnahmen will der Kreis stärker kontrollieren. Bei Verstößen könnten empfindliche Bußgelder verhängt werden, wie ein Sprecher sagte. Freitestungen zur Quarantäneverkürzung seien nicht mehr möglich. Damit dauert eine Quarantäne regulär immer 14 Tage. Damit passt sich Vorpommern-Greifswald an die längst geltenden Standards in den Nachbarlandkreisen an. In der Mecklenburgischen Seenplatte beispielsweise war eine solche Verkürzung grundsätzlich nicht möglich. Was passiert in Kitas und Schulen? Kitas und Schulen galten nicht als Infektionstreiber. Bei einem gehäuften Auftreten von Covid-19-Fällen sollen die Einrichtungen sofort geschlossen und abgrenzbare Gruppen in Quarantäne geschickt werden. In den vergangenen Monaten hatte sich der Weg etabliert, nur einzelne Klassen, Kurse oder Kitagruppen in Quarantäne zu schicken, die Einrichtungen an sich blieben jedoch in der Mehrheit der Fälle geöffnet. Wer soll die Kontrollen durchführen? Unterstützung bekommt der Kreis von der Landes- und Bundespolizei. Zudem würden Mitarbeiter aufgestockt. Neben Mitarbeitern aus dem Zentralen Ermittlungs- und Vollzugsdienst des Kreises sollen die Ordnungsämter der Städte und Ämter die Kontrollen unterstützen. Ab wann gelten die neuen Regeln? Sie sollen von Dienstag (9.2.2021) an gelten. Hatten sich die Verschärfungen abgezeichnet? Zunächst nicht. Landrat und CDU-Landeschef Michael Sack hatte sich noch am Freitag für eine sukzessive Lockerung des Lockdowns ab 15. Februar ausgesprochen. Die Grünen in Vorpommern-Greifswald reagierten darauf mit Kritik. „Landrat Sack muss in einer Art Parallel-Universum leben“, sagte Grünen-Politikerin Ulrike Berger. Die Infektionszahlen in Vorpommern-Greifswald explodierten, ein Krankenhaus nach dem anderen im Landkreis verhänge Aufnahmestopps für Patienten und immer mehr neue Alten- und Pflegeheime melden Infektionen. Statt wohlfeiler Reden sollte Sack handeln. Lesen Sie auch Warum Vorpommern-Greifswald die Corona-Lage nicht in den Griff bekommt Hotspot Vorpommern-Greifswald: Was Rostocks OB Madsen rät Warum sind die Verschärfungen nötig? Trotz aller Bemühungen ließen sich in den vergangenen Wochen die Corona-Infektionszahlen in Vorpommern-Greifswald nicht reduzieren. Als eine Ursache wird der Pendler-Verkehr zwischen Deutschland und Polen angesehen. Vor gut einer Woche hatte zudem das Verwaltungsgericht die nächtliche Ausgangssperre und die Einschränkung des Bewegungsradius gekippt, mit der die Infektionszahlen abgesenkt werden sollten. Wie lange gelten die verschärften Regeln? Die Regeln gelten solange, bis der Kreis zehn Tage am Stück den Inzidenzwert von 150 unterschreitet. Von Martina Rathke