Wegen Corona: Kinder in MV bekommen weniger Weihnachtsgeschenke

Bei vielen Familien in MV wird es in diesem Jahr wohl noch viel Platz unter dem Weihnachtsbaum geben: Wegen der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie bleibt wenig Spielraum für teure Geschenke, glaubt Carsten Spies, Landesvorsitzender des Kinderschutzbundes. „Ich kann mir vorstellen, dass viele den Gürtel enger schnallen müssen.“ Gerade in MV, wo die Einkommen ohnehin im bundesweiten Vergleich am niedrigsten sind, hätten die Menschen oft keine Rücklagen, auf die sie jetzt zum Fest zurückgreifen könnten. Spies appelliert an die Eltern, den Kindern eine Freude zu machen, so gut es geht. „Die Kinder müssen Weihnachten im Mittelpunkt stehen. Falls das Geld nicht für Geschenke für die ganze Familie reicht, sollten sich die Eltern lieber gegenseitig nichts schenken und dafür noch etwas für die Kinder besorgen.“ „Finanzielle Engpässe – nicht nur in den sozialen Brennpunkten“: Hannes Triebler vom Rostocker Verein Fischkutter, der sich um benachteiligte Kinder kümmert, stellt fest: „In vielen Familien gibt es finanzielle Engpässe, und zwar nicht nur in sozialen Brennpunkten.“ Die armen Familien bekämen meist Grundsicherung. „Und die wird ja weiter gezahlt“, so Triebler. „Allerdings bleibt oft weniger übrig, weil die Kinder nicht mehr kostenlos im Hort essen können, sondern zu Hause, wo es nicht vom Amt bezahlt wird.“ Größer seien die Einbußen in Arbeiterfamilien mit niedrigen Einkommen, wenn Vater und Mutter lange nur Kurzarbeitergeld bekommen haben. Leser-Umfrage: Feiern Sie Weihnachten aufgrund von Corona in diesem Jahr in kleinerem Kreis als sonst? Dennoch versuchten die meisten Familien, die er kenne, den Kindern ein wenig Normalität zu bieten und die Folgen der Krise nicht an sie heranzulassen. „Sie verzichten dann eher auf ein teures Weihnachtsessen, um ihren Kindern doch noch etwas schenken zu können – auch wenn die Geschenke dann etwas kleiner ausfallen.“ „Kinder haben Verständnis“: Und falls es tatsächlich doch nicht reicht, sei das auch nicht so tragisch, meint Triebler: „Die meisten Kinder haben Verständnis, wenn man es ihnen erklärt.“ Wichtig sei dann, wenigstens das Beisammensein zu Weihnachten schön zu gestalten. „Aber das ist auch ein Problem, denn in vielen Familien, mit denen wir arbeiten, funktioniert es zu Hause nicht so gut. Deswegen kommen die Kinder ja zu uns.“ Auch Carsten Spies betont: „Man kann gut mit den Kindern über das Thema Geschenke sprechen. Sie merken ja selbst, dass seit neun Monaten etwas anders ist und dass das Geld nicht an den Bäumen hängt.“ Das schönste Geschenk sei jetzt, wenn sich die Eltern zum Fest Zeit für ihre Kinder nehmen – gerade im kleinen Familienkreis, wenn die Verwandten nicht kommen dürfen oder wollen. Lesen Sie auch: Weniger Geschenke zu Weihnachten wegen Corona: Es gibt Schlimmeres Sicher Weihnachten feiern trotz Corona: Diese Regeln für MV sollten Sie kennen Greifswalder Mutter nimmt Kinder wie empfohlen aus der Schule – und bereut es Wegen der schwierigen konjunkturellen Lage sind beim Fischkutterverein in Rostock auch viele Geldspenden von Firmen weggefallen. Stattdessen gebe es schöne Initiativen für Sachspenden, berichtet Triebler: „In einem Unternehmen haben die Mitarbeiter Spielzeug von ihren Kindern zusammengetragen und dann bei uns abgegeben.“ Von Axel Büssem