15 Schiffbauunternehmen aus Mecklenburg-Vorpommern beteiligen sich an der Neva-Messe in Sankt Petersburg, einer internationalen Fachausstellung für Schiffbau, Schifffahrt und Offshore-Technik. Aufgrund der bestehenden Russland-Sanktionen gibt es keine offizielle deutsche Beteiligung an der Branchenschau, dennoch sind auch Vertreter der Landesregierung nach Russland gereist: Infrastrukturminister Christian Pegel (SPD) und Wirtschaftsstaatssekretär Stephan Rudolph (CDU).
Zusammenarbeit mit Uni St. Petersburg
Zu den Unternehmen, die auf der Neva-Messe Kontakte knüpfen und ausbauen wollen, gehört etwa Baltico aus Hohen Luckow bei Rostock. „Die Messepräsenz hilft uns, leichter den Zugang zu den entsprechenden Kunden zu finden“, sagt der Geschäftsführer Dirk Büchler. Das Unternehmen ist auf Verbundwerkstoffe spezialisiert und produziert seit geraumer Zeit komplette elektrische Schiffsantriebe. Die selbst entwickelten Leichtbau-Gitterstrukturen könnten für den Bau von Türmen und Masten im russischen Energie- und Telekommunikationssektor zur Anwendung kommen. Schon vor drei Jahren haben Baltico und die Universität St. Petersburg ein gemeinsames Institut gegründet. Hier werden in wissenschaftlicher Zusammenarbeit unter anderem Berechnungsverfahren für Gitterstrukturen entwickelt, so Büchler.
Solarschiffe sind in Russland im Kommen
Russland habe großen Bedarf an schiffbaulichen Produkten und Innovationen, da die eigene Flotte von Fracht- und Spezialschiffen weitgehend erneuert werden muss. Dabei setzen die Reedereien und Werften vor Ort zunehmend auf alternative Antriebstechnologien, sagt Thomas Kühmstedt, Technischer Direktor des Unternehmens Ostseestaal aus Stralsund, das unter anderem Elektro-Solarschiffe herstellt. Auch sie werden wieder auf der Messe vertreten sein. Bereits vor zwei Jahren hat das Unternehmen in der Region Kaliningrad Interessenten gefunden. Künftig könnten in enger Kooperation mit Ostseestaal auf einer ortsansässigen Werft emissionsfreie Elektro-Solarfähren für die russische Flussschifffahrt gebaut werden, informiert Pressesprecher Philipp Peuß. Erste Planungen gehen von zunächst sechs Neubauten aus.
Forschungsergebnisse werden präsentiert
Das erste Mal auf der Messe vertreten ist die Rostocker Fraunhofer-Einrichtung für Großstrukturen in der Produktionstechnik (IGP). Das Unternehmen wird in Russland neue Forschungsergebnisse präsentieren, informiert Pressesprecherin Silke Schulz. Im Gepäck haben sie unter anderem einen Film über den „Sehenden Schweißroboter“: Mit Hilfe eines 3D-Sensors wird die Geometrie eines Bauteils erfasst. So erkennt der Roboter, an welchen Stellen er schweißen muss. Auch die Hochschule Stralsund mit dem Fachbereich Maschinenbau und die Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt MV sind auf der Messe vertreten. „Wir bieten Dienstleistungen im Bereich schweißtechnischer Zertifizierung, Ausbildung und Forschung an und betreuen in der Region aktuell ca. 100 Kunden“, sagt Rigo Peters, Geschäftsführer der Schweißtechnischen Lehranstalt. Zu diesen zählt auch Russlands größter Schienenfahrzeughersteller Transmash. Die Rostocker Industrieforschungseinrichtung, die zehn Prozent ihres Umsatzes in Russland und im Baltikum erwirtschaftet, ist vor allem bei Unternehmen der russischen Stahlbauindustrie gefragt.
Infrastrukturminister Pegel eröffnet Messe in Russland
Den Angaben zufolge wird der Schweriner Infrastrukturminister Christian Pegel (SPD) die viertägige Messe am Dienstag zusammen mit dem russischen Transportminister Jewgeni Iwanowitsch Ditrich eröffnen. Neben Gesprächen mit Vertretern des Transportministeriums sei in den kommenden Tagen auch die Teilnahme am „Baltic Region China 2019 Business“-Forum geplant, bei dem es erneut um die neue Seidenstraße gehen soll. Pegel will nach eigenen Angaben den Besuch im Leningrader Gebiet auch nutzen, um mit Fachleuten über Forschungen zu erneuerbaren Energien und zur Wasserstoffgewinnung als Energieträger zu sprechen. Wirtschaftsstaatssekretär Rudolph werde an einem Forum zur Investorenwerbung teilnehmen und Kooperationsmöglichkeiten im Gesundheitswesen erkunden, heißt es.
Von Stefanie Ploch