Zu Hause in New York: Wie diese Anklamerin eine neue Heimat fand

Leer gefegte Straßen, eine Millionenmetropole im Ausnahmezustand – so präsentierte sich New York vor knapp einem Jahr. Die Corona-Pandemie hatte damals die Weltstadt an der Ostküste der USA fest im Griff. Die Medien berichteten von langen Schlangen vor den Kliniken, sterbenden Menschen auf Krankenhausfluren und von Kühl-Lkw als zeitweise Leichendepots. „Inzwischen gibt es keinen Lockdown mehr“, sagt Susanne Krüger mit Verweis auf die seit Januar stark sinkenden Infiziertenzahlen. Die junge Frau aus Anklam ist seit 2008 als Mitglied der Hilfsorganisation Metro World Child missionarisch in New York im Einsatz. Die Corona-Krise bedeutete für die Mitstreiter der vom bekannten Pastor Bill Wilson initiierten und weltweit agierenden christlichen Organisation eine zusätzliche Herausforderung. Nahrung für den Körper und die Seele: Zwar haben nun Läden, Open-Air-Gastronomie usw. wieder geöffnet. Doch die Pandemie hat der größten Stadt der USA tiefe Wunden beigebracht. Mehr als 600 000 Menschen sind allein hier an Covid-19 erkrankt und über 27 000 daran gestorben. Corona stürzte die Stadt auch in eine tiefe Wirtschaftskrise. Obdachlosigkeit und die Sorge um das tägliche Essen sind für Tausende Familien bittere Realität. „Doch es gab und gibt auch viele Helfer, die in der schlimmen Zeit ein Herz für die Menschen beweisen und der Not entgegentreten“, berichtet die 34-jährige Frau aus Vorpommern. „Auch unsere Organisation kochte tonnenweise Mittagessen, um bedürftige Einwohner in den Stadtteilen Queens, Brooklyn und Manhattan zu versorgen. Denn viele Leute hatten plötzlich ihre Arbeit verloren und die Supermärkte waren leer.“ Auch wurde im Frühjahr 2020 schnell klar: Die Situation wird sich sobald nicht wesentlich verbessern. „Schon im Sommer“, so schildert Susi Krüger, „haben wir begonnen, Weihnachtsgeschenke zu packen. Am Ende konnten wir pünktlich zum Fest über 61 000 Päckchen verteilen. Für viele Kinder war dies das einzige Geschenk zu Weihnachten.“ Kleine Aufmerksamkeiten als Lichtblicke im tristen Einerlei einer Großstadt, deren Puls sich deutlich verlangsamt hat. „Jedes Päckchen war mit einer Grußkarte und einem QR-Code versehen, über den wir die biblische Botschaft verkündeten“, sagt die Evangelistin. Einsatz in einem Gefängnis in Mexiko: Weitere Einsätze führten Susanne Krüger im vorigen Jahr in den US-Bundesstaat Arizona und nach Mexiko, wo sie half, Gottesdienste in Kinderheimen und Gefängnissen zu gestalten. „Überall trafen wir auf dankbare Menschen, die sich auch über Kleinigkeiten freuten. In dem Gefängnis war es sogar gelungen, auf dem Hof einen eigenen Gemeinderaum für Gottesdienste zu errichten.“ Im Sommer folgten Missionseinsätze in New Yorker Wohnvierteln und ein visuelles Sommercamp mit einer Onlinereise nach Afrika samt einer Ausrüstungsbox. Zum Thanksgiving-Fest verteilten die Mitstreiter von Metro World Child Truthähne und andere Lebensmittel, um die genauso beliebten wie berühmten Familienfeste möglich zu machen. „Ich spüre die Kraft Gottes, obwohl die Arbeit nicht leicht ist“, sagt Susi. Mit Blick auf die vergangenen zwölf Jahre sei sie für ihre Möglichkeiten dankbar. Zudem ist sie froh, dass sie von der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde in Anklam, in der sie Mitglied ist, mit Spendengeldern unterstützt wird. Regelmäßig hält sie Kontakt zu ihren Anklamer Freunden und zu ihrem Vater und ihren vier Geschwistern. Lesen Sie auch Insel Usedom: Der Bilderbuch-Winter in einer Bildergalerie Zinnowitzer feiert 90. Geburtstag: Rückblick auf ein engagiertes Leben Kreuz an Nepperminer Badestelle auf Usedom: Das steckt dahinter Warum sie 2008 nach einem Praktikum im New Yorker Stadtteil Brooklyn in Amerika geblieben ist? „Gott hat mich dazu berufen. Ich habe ganz klar inneren Frieden und übernatürliches Glück empfunden, zur richtigen Zeit am richtigen Ort das Richtige zu tun.“ Dies sei bis heute so geblieben. Nur sei sie nun um die „schöne Erfahrung, einen positiven Unterschied im Leben anderer bewirken zu können, reicher geworden“. Von Tom Schröter