Die deutsche „Sea-Watch“-Kapitänin sorgt in Italien weiter für heftige Diskussionen. Der Grund: Sie erschien offenbar ohne BH vor Gericht. Die italienische Zeitung „Libero“ schrieb daraufhin, dass Racketes Auftritt „eine Schamlosigkeit ohne Grenzen“ sei.
Die Schlagzeile des konservativen und bekannt Berlusconi-freundlichen Blatts erzürnte viele Italienerinnen. Unter dem Hashtag #freenipplesday werden nun ausdrücklich Männer und Frauen dazu aufgerufen, am Samstag auf BHs und Unterwäsche zu verzichten – um sich mit Rackete solidarisch zu zeigen. „Unser Protest ist aus ironischer und provokanter Absicht geboren worden, hat aber ein sehr ernstes Ziel“, sagen die beiden Protest-Initiatorinnen Nicoletta Nobile und Giulia Trivero gegenüber „La Repubblica“.
Die Frauen stören sich daran, dass politische Diskurse zu häufig von „nichtigen Details übertönt“ würden. In dem Zeitungsartikel sehen die beiden den Versuch, die Debatte um Carola Rackete und Seenotrettungen im Mittelmeer zu delegitimieren.
Der Aufruf löst in sozialen Netzwerken bereits heftige Reaktionen aus – positiv wie negativ. Auch einige Männer haben bereits angekündigt, das Anliegen unterstützen zu wollen. Statt einen BH auszuziehen, wollen sie einen tragen.
Carola Rackete, die in Hambühren im Landkreis Celle aufwuchs, war Ende Juni international bekannt geworden, als sie mit dem Rettungsschiff „Sea-Watch 3“ ohne Erlaubnis der italienischen Regierung im Hafen von Lampedusa angelegt hatte. Die „Sea-Watch 3“ hatte mit Dutzenden aus Seenot geretteten Menschen an Bord zuvor tagelang auf eine Genehmigung gewartet und nach Angaben Racketes kaum noch Vorräte an Bord gehabt.
Bei der Einfahrt in den Hafen hatte sie ein Schiff der italienischen Finanzpolizei gestreift. Italiens Innenminister Matteo Salvini hatte Rackete daraufhin unter anderem als kriminell und die „Seawatch 3“ als Piratenschiff bezeichnet. Die 31-Jährige wurde festgenommen und unter Hausarrest gestellt, dann aber wieder freigelassen.
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Von RND/ka