Die Grünen haben bei der Europawahl von der SPD und der Union jeweils mehr als eine Million Wähler dazugewonnen. Bei einer Analyse der Wählerwanderungen von Infratest dimap in der ARD hieß es am Sonntagabend, die Grünen hätten im Vergleich zu 2014 von der SPD 1,37 Millionen Wähler herüberziehen können. Von der Union kamen demnach 1,25 Millionen Wähler zur Ökopartei.
Vor allem junge Wähler hätten bei den Grünen ihr Kreuzchen gemacht. Unter den 18- bis 24-Jährigen hätten 34 Prozent die Grünen gewählt. Bei den 25- bis 34-Jährigen votierten 27 Prozent für die Grünen, hieß es in der ARD.
Hintergrund sei, dass die jungen Leute der Partei in Sachen Klima- und Umweltschutz am meisten zutrauten. Die Grünen liegen nach ersten Hochrechnungen von ARD und ZDF erstmals bei einer bundesweiten Wahl auf dem zweiten Rang vor der SPD.
Die Union konnte in der Altersgruppe nicht punkten. Bei den 18-24-Jährigen verloren CDU/CSU im Vergleich zu 2014 insgesamt 16 Prozentpunkte (Stand 20 Uhr).
Das schlechte Abschneiden von Union und SPD bei der Europawahl liegt einer Analyse der Forschungsgruppe Wahlen zufolge vor allem am schlechten Ansehen der Parteien und ihrer Vorsitzenden.
Nur 22 Prozent der Befragten halten die CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer demnach für hilfreich für das Abschneiden ihrer Partei, bei SPD-Chefin Andrea Nahles sind es nur 16 Prozent. Zwei von drei Befragten gaben zudem an, traditionell-konservative Positionen hätten bei der CDU zuletzt eine zu große Rolle gespielt.
Die Grünen konnten dagegen deutlich zulegen. Jeder Zweite - auch in anderen politischen Lagern - ist der Forschungsgruppe Wahlen zufolge der Ansicht, dass die Grünen für eine „moderne, bürgerliche Politik“ stehen.
Ersten Hochrechnungen von ARD und ZDF zufolge kam die CDU/CSU bei der Europawahl am Sonntag nur noch auf 27,7 bis 27,9 Prozent, nach 35,3 Prozent vor fünf Jahren. Die SPD stürzte laut Prognosen von 27,3 auf nur noch 15,6 Prozent.
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Von RND/dpa/ngo