Große Fischernetze gestohlen: Polizei ermittelt auf der Werft

Wenn die Fischer Claas Wolna (46) und Jörg Krenth (59) in diesen Tagen raus zu ihren Netzen fahren, haben sie immer ein mulmiges Gefühl. Sie fragen sich: Sind unsere Netze überhaupt noch da? Die beiden leiten die Dänholm Fisch GbR. In den vergangenen zwei Monaten sind ihnen gleich drei aufgestellte Netze aus dem Wasser gestohlen worden. Dabei handelt es sich um besonders große Exemplare, mit denen die Fischer Zander fangen wollten. Zusammen erstrecken sich die Netze auf eine Länge von fast einem Kilometer. „Fischklau gibt es, so lange wie es die Fischerei gibt. Aber dass jetzt ganze Netze gestohlen werden, das ist eine neue Dimension“, sagt Jörg Krenth. Er könne ausschließen, dass die Netze durch Boote beschädigt wurden und dann abgetrieben sind. Die Spuren an den verbliebenen Leinen würden eher auf ein Messer hindeuten. Der Materialwert eines Netzes liege bei rund 500 Euro. Dazu komme der verlorene Fisch. „Pro Tag kommen bis zu 100 Kilogramm zusammen. Das lohnt sich schon“, sagt Krenth. Mal können die Fischer das verkraften, aber auf Dauer macht der Diebstahl das Geschäft kaputt. „Uns reicht es jetzt. Die können doch nicht einfach mit uns machen, was sie wollen“, schimpft Jörg Krenth. Die Stralsunder Wasserschutzpolizei bestätigt den Fall und hat bereits die Ermittlungen aufgenommen. „Die Fischer vom Dänholm sind immer wieder von Fisch- und Netzklau betroffen“, sagt ein Sprecher. Ziel der Täter sei es offenbar, an den hochwertigen Fisch zu kommen. Die Beamten haben auch bereits einen Verdacht, wer der oder die Täter sein könnten. Konkret wollen sie dazu noch keine Angaben machen, weil die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind. Nur so viel: „Wir ermitteln im Umfeld der Stralsunder Werft.“ Es habe bereits mehrere Befragungen auf dem Gelände gegeben. Hintergrund ist, dass die gestohlenen Netze in unmittelbarer Nähe zur Werft im Wasser lagen. „Die Taten wurden entweder mit einer Angel von Land aus begangen oder mit einem Schlauchboot“, erklärt der Polizeisprecher. Der Konzern MV Werften, zu dem auch die Stralsunder Schiffbauer gehören, hat nach eigenen Angaben keine Kenntnisse von dem Vorgang. „So Ermittlungen laufen, ist das Sache der Polizei und wir werden nichts kommentieren. Es gilt zudem die Unschuldsvermutung, also werden wir hier auch nicht spekulativ antworten“, sagte Sprecher Stefan Sprunk. Für die Fischer vom Dänholm kommt der Netz-Diebstahl zu einer Zeit, in der sie es ohnehin schwer haben. Sie haben mit sinkenden Fangquoten zu kämpfen. Dieses Jahr dürfen sie nur noch 20 Tonnen Hering fischen, etwa 35 Prozent weniger als im Vorjahr. „Unsere Gewinne sind eh schon nicht so groß“, sagt Claas Wolna. Er und sein Kollege sind nach eigenen Angaben die letzten Berufsfischer in Stralsund. In der Wendezeit seien es demnach noch über 80 gewesen. Immerhin eine gute Nachricht gab es vor kurzem – eines der gestohlenen Netze ist wieder da. Es wurde im Bereich der Werft gefunden und den Fischern übergeben. Natürlich ohne Fisch. Alexander Müller

Stralsund - Große Fischernetze gestohlen: Polizei ermittelt auf der Werft