In einem Fall von wiederholten Hakenkreuzschmierereien in Schönberg (Landkreis Nordwestmecklenburg) hat die Polizei zwei Tatverdächtige ermittelt. Den beiden Männern im Alter von 22 und 23 Jahren kamen die Ermittler durch Hinweise aus der Bevölkerung auf die Spur.
Die Staatsanwaltschaft sieht Fremdenfeindlichkeit als Hintergrund der Taten. Ihnen voraus ging der Unfalltod eines syrischen Kindes. Neben den Hakenkreuzen war der Schriftzug „1:0“ aufgebracht.
Bundesweit Entsetzen über die Schmiererei
Der Fall sorgte in den vergangenen Tagen bundesweit für Schlagzeilen: An der Unfallstelle in Höhe der Supermärkte in der Dassower Straße erinnern Grablichter, ein Bild und ein Foto des getöteten Jungen an den Unfall, der sich am 20. Juni ereignete. Damals war das Kind, das auf einem Fahrrad unterwegs war, unvermittelt auf die Straße gefahren und dort von einem Traktor erfasst worden. Der Neunjährige erlag seinen schweren Verletzungen.
Wenige Tage später tauchte das erste Hakenkreuz auf, das auf den Bürgersteig in Höhe der Unfallstelle gemalt worden war. In der vergangenen Woche malten Unbekannte erneut ein Hakenkreuz an die Stelle. Besonders abscheulich: Neben das Hakenkreuz hatten der beziehungsweise die Täter „1:0“ geschrieben. In den sozialen Netzwerken kursieren Gerüchte, dass die Farbe der Hakenkreuze mit der jener Nazi-Parolen identisch sei, die an den Hauswänden in der näheren Umgebung zu finden seien. Eine Bestätigung dafür gibt es nicht.
Bürgermeister verurteilt Aktion
Schönbergs Bürgermeister Lutz Götze hat deutlich Stellung bezogen und die Aktionen verurteilt. „Und dann kommen Menschen auf die Idee, dieses tragische Ereignis mit Symbolen aus der schlimmsten Zeit der deutschen Geschichte, dem Nationalsozialismus, mit Hakenkreuzen, auf dem Gehweg zu kommentieren“, so Götze. Ähnlich reagierten viele OZ-Leser auf die Berichterstattung über den Fall. So schreibt Daniela Klingbiel auf der OZ-Facebook-Seite: „Und heute habe ich das Foto des Jungen gesehen, was mich noch mehr traurig macht, weil er immer so fröhlich mit dem Fahrrad am mir vorbei ist. Deswegen sehe ich ihn auch nicht mehr.“ Eine junge Mutter, die am Wochenende mit ihrem Kinderwagen in der Dassower Straße unterwegs war, schüttelte nur entsetzt den Kopf, als sie von den erneuten Hakenkreuz-Schmierereien erfuhr. „Total krank sowas, ein Kind ist gestorben, das Schlimmste, was einer Familie passieren kann.“
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Jürgen Lenz/Michael Prochnow