Morgens 6.20 Uhr betrunken am Lenkrad

Ein dunkler Mercedes, der in Zick—Zack-Kurven auf der Hauptstraße Grundwaldzka unterwegs war, fiel gestern früh gegen 6.20 Uhr einer Passantin auf. Entgegenkommende Fahrzeuge mussten ausweichen, um nicht mit dem Wagen zu kollidieren. Die Frau — unterwegs zur Arbeit und in Begleitung — konnte ausweichen, rief aber sofort die Polizei. Ein Streifenfahrzeug brauchte keine Minute bis zum Ort des Geschehens. Sofort versuchten die Beamten, das Fahrzeug mit deutschem Kennzeichen zu stoppen. Doch der Fahrer erhöhte statt dessen das Tempo und konnte erst kurz vorm Kreisverkehr unweit der Kirche angehalten werden. Die Polizisten bemerkten sofort, das hier offenbar viel Alkohol im Spiel war, da der Fahrer kaum in der Lage war, sicher auf den Beinen zu stehen. Sogar zum Alkoholtest war er außerstande. Also nahmen die Polizisten den deutschen Urlauber (31) aus Meißen kurzerhand fest und brachten ihn ins Krankenhaus. Der Bluttest ergab 2,5 Promille. Der betrunkene Sachse wurde umgehend in die Ausnüchterungszelle gesperrt, da er im alkoholisierten Zustand nicht dem Haftrichter vorgeführt werden kann. Genau dies erwartet ihn jetzt, vermutlich aber erst morgen. Bei 2,5 Promille verstehen die polnischen Ordnungshüter absolut keinen Spaß mehr. Die Pressesprecherin der Swinemünder Polizei teilte mit, dass sich der 31-Jährige zurzeit in Swinemünde zum Urlaub aufhält, den er jetzt mit gesiebter Ostseeluft und trostlosem Ausblick auf dem Gefängnishof fortführen kann. Nach Aussage des Beschuldigten wollte er nach dem Besuch eines Nachtlokals zu seiner Familie ins Hotel zurück. Vor den Klubs in der ul. Gdynska hatten Anwohner schon in der Vergangenheit immer wieder beobachtet, dass sich Besucher im angetrunken Zustand in ihre Autos setzen und davon fahren. Zumeist seien es nicht OVP- oder VG-, sondern andere deutsche Kennzeichen. Die Autos gehören häufig deutschen Gästen, die in polnischen Hotels Urlaub machen. Während Hoteliers auf der deutschen Seite der Insel ihre Gäste darüber aufklären, wie sie sich jenseits der Grenze zu verhalten haben und welche öffentlichen Verkehrsmittel im Falle eines feuchtfröhlichen Diskobesuchs man benutzen kann, gibt es eine solche Einweisung in polnischen Häusern für Deutsche oft nicht. Die Alkoholgrenze hinterm Steuer liegt in ganz Polen bei 0,2 Promille. Wobei bei 0,2 Promille schon eine Geldstrafe von 145 Euro erteilt wird. Bei bis zu 0,5 Promille kann es sogar eine Geldstrafe bis zu 1200 Euro setzen, im Wiederholungsfall eine Haftstrafe bis zu sechs Monaten sowie ein Fahrverbot von bis zu drei Jahren. Ab 0,5 Promille wird die Geldstrafe vom Richter festgelegt, ein Fahrverbot bis zu zehn Jahren und Haftstrafen bis zu zwei Jahren werden ohne mit der Wimper zu zucken ausgesprochen. Kai Ottenbreit

Swinemünde - Morgens 6.20 Uhr betrunken am Lenkrad