Die Wallanlagen am Rande der Rostocker Innenstadt entwickeln sich mehr und mehr zum Kriminalitätsbrennpunkt: Nach Massenschlägereien und Gewaltexzessen im vergangenen Jahr hat es die Polizei dort nun vor allem mit Drogen zu tun. Die Parkanlage habe sich zu einem der Hauptumschlagplätze für Rauschmittel in der Hansestadt entwickelt, bestätigt Polizeisprecherin Dörte Lembke. Mit Cannabis, aber auch Amphetaminen und Ecstasy werde dort gedealt. Sowohl die Händler als auch die Käufer sollen vor allem junge Rostocker sein – auch Schüler. Die CDU fordert von den Behörden nun ein hartes Vorgehen gegen die Drogen-Szene in den Wallanlagen: „Wir dürfen nicht zulassen, dass sich mitten in der Stadt eine offene Drogen-Szene entwickelt“, sagt Partei-Chef Daniel Peters.
Ordnungsamt soll nicht nur Knöllchen schreiben
Die Rostocker CDU malt ein düsteres Bild von der Lage in den Wallanlagen. „Die Situation war eines der Hauptthemen bei einem Stammtisch unserer ,Jungen Union‘ – und was wir da gehört haben, hat uns entsetzt“, sagt der Vorsitzende der Christdemokraten, Daniel Peters. „Unter den Dealern sollen auch Schüler von Rostocker Gymnasien sein. Es gibt dort mehrere Gruppen.“ Peters weiter: „Viele Jugendliche drohen in eine gefährliche Drogen-Sucht abzurutschen. So schlimm hatten wir das nicht erwartet.“ Die CDU sehe dringend Handlungsbedarf: „Wir sind nicht mehr bereit, einen Drogenumschlagplatz in den Wallanlagen zu akzeptieren.“ Nicht nur die Polizei, sondern auch die Hansestadt und allen voran Ordnungssenator Chris Müller-von Wrycz Rekowski (SPD) müssten handeln. Die Bürgerschaft hat jüngst zwölf zusätzliche Stellen für den Kommunalen Ordnungsdienst (KOD), für den Einsatz auf den Straßen Rostocks, bewilligt. „Der Ordnungsdienst muss sich endlich den echten Problemen für die Sicherheitslage in der Hansestadt annehmen. Bürokratische Ausflüchte lassen wir nicht mehr gelten.“ Wenn der Senator nicht schnell handle, „haben wir bald eine offene Drogen-Szene wie in Berlin in unserer Stadt“.
Polizei plant neue Soko
Nach Informationen der OZ plant die Rostocker Polizei bereits eine neue Soko für die Wallanlagen: „Die Rostocker Polizei wird rechtsfreie Räume in der Hansestadt nicht zulassen. In den nächsten Wochen und Monaten werden wir mit gezielten und wahrnehmbaren Maßnahmen alles daran setzten diesem Kriminalitätsphänomen offensiv entgegen zu treten“, so Michael Ebert, Leiter der Polizeiinspektion Rostock. Untätig waren die Ermittler aber auch bis dato nicht: Anfang Februar wurden drei Männer im Alter von 18 bis 20 Jahren verhaftet – weil sie in den Wallanlagen „gedealt“ haben sollen. Wenige Wochen später klickten dann noch bei einem weiteren Verdächtigen (18) die Handschellen.
Andreas Meyer