Rostocker Hackfleisch für den Discounter

Der Wurst- und Schinkenhersteller Die Rostocker expandiert: Das Unternehmen wird größter Lieferant von Schweine- und Rindfleischartikeln des Discounters Netto. Für den Auftrag haben Die Rostocker im vergangenen Jahr eine zweite Produktionsstätte am Firmenstandort im Rostocker Gewerbegebiet Hinrichsdorf in Betrieb genommen. Die Investitionskosten liegen laut Geschäftsführer Tobias Blömer bei „rund vier Millionen Euro“. Der Discounter Netto und Die Rostocker arbeiten den Angaben zufolge seit mehr als 20 Jahren zusammen. Die „bewährte Partnerschaft“ werde nun ausgebaut. „Aus den kurzen Transportwegen und der Abbildung der gesamten Rohstoffkette ergibt sich für den Kunden ein Frischevorteil“, sagt Netto-Einkaufsleiter Norman Jammrath. Der Discounter setze auf regionale Lieferanten und Produkte. Das verarbeitete Fleisch stamme aus Norddeutschland. Schweine-, Rind- und Kalbfleisch beziehen Die Rostocker aus dem Schlacht- und Zerlegebetrieb ihrer Mutterfirma Blömer Fleisch GmbH in Vorland bei Grimmen (Kreis Vorpommern-Rügen). Anschließend wird das Fleisch in den Rostocker Produktionshallen weiterverarbeitet und verpackt. Mit den Produkten für Netto steige der Gesamtabsatz für Die Rostocker von 25 auf rund 35 Tonnen pro Tag, sagt Tobias Blömer. Wer die Produktionshallen betritt, muss Hygienekleidung mit Haube und Mundschutz tragen. Die abgetrennten Reinräume sind nur durch zusätzliche Hygieneschleusen zu erreichen. In einem der Reinräume wird beispielsweise das Fleisch zunächst „gewolft“, also durch einen großen Fleischwolf gedreht, dann gemischt und auf null Grad Celsius runtergekühlt. Das kalte Hackfleisch kommt auf die sogenannte Hackfleischfülllinie, wo es portioniert und in Plastikschalen gefüllt wird. Eine spezielle Technik saugt die Luft aus der Plastikschale, die anschließend mit reinem Sauerstoff und Stickstoff gefüllt und mit Plastikfolie luftdicht verschlossen wird. „Auf die Weise wird das Fleisch haltbarer“, sagt Tobias Blömer. Zum Schluss klebt eine Maschine das Etikett – „Hackfleisch gemischt zum Braten 500 g“ – auf die Schachtel. Dann verlässt es, auf Paletten gestapelt, das Betriebsgelände in Richtung der Netto-Filialen. Der Discounter mit Sitz in Stavenhagen (Kreis Mecklenburgische Seenplatte) betreibt derzeit 347 Märkte von Mecklenburg-Vorpommern über Berlin und Sachsen bis nach Hamburg und Niedersachsen. Durch den Großauftrag steigt die Zahl der Beschäftigten bei Die Rostocker Wurst- und Schinkenspezialitäten GmbH um 20 auf 150. Die neue Halle hat das Unternehmen von der Ostsee-Fisch GmbH gekauft, die nach Bentwisch bei Rostock umgezogen war. Insgesamt stellen Die Rostocker rund 100 Produkte „mit eigenständiger Rezeptur“ her, erklärt Firmenchef Blömer, der das Unternehmen vor gut zehn Jahren erfolgreich aus der Insolvenz übernahm. Zu der breiten Palette gehören beispielsweise Produkte wie Grützwurst, Rostocker Tollatsch sowie Bratwürste in allen Variationen, etwa die „Urtyp Bratwurst“, die den Angaben zufolge ohne Emulgatoren und künstliche Zusatzstoffe hergestellt wird. Seit gut sechs Jahren beliefert das Unternehmen alle Schiffe der Rostocker Kreuzfahrtreederei Aida Cruises u. a. mit Wiener Würstchen. Und der Hunger auf die Wiener scheint groß zu sein: Rund 50 Tonnen der kleinen Würstchen produzierte der Betrieb 2016. Laut Blömer entspricht das einer Anzahl von rund 1,5 Millionen Würstchen. Mit der Marke Maximilian habe das Unternehmen im Jahr 2014 zudem „ein kleines Juwel“ übernommen. In der damals kurz vor der Insolvenz stehenden Maximilian Fleischwaren GmbH produzieren heute wieder 16 Beschäftigte die gleichnamigen Currywürste, die laut Blömer „die ersten Currywürste Deutschlands“ überhaupt waren. Das eigenständige Berliner Tochterunternehmen beliefert Imbisse und Einzelhändler mit Currywürsten und Bouletten, und im berühmten Berliner Kaufhaus KaDeWe gibt es die Maxilette – eine Brühwurstscheibe, die im Brötchen als Burger angeboten wird. Axel Meyer

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