Müller wird Hansa-Chef: Bleibt im Rathaus Arbeit liegen?

Dass Finanzsenator Chris Müller (SPD) vorübergehend Vorstandschef beim Krisen-Club FC Hansa Rostock ist — diese Nachricht überraschte gestern auch die Mitglieder der Bürgerschaft. Und nicht bei allen Fraktionen kommt der Schritt gut an: Vor allem von den Linken kommt scharfe Kritik. Fraktionschefin Eva-Maria Kröger fürchtet, dass wichtige Aufgaben — die Finanzen und die Bewältigung der Flüchtlingskrise — auf der Strecke bleiben könnten. Doch Müller beschwichtigt: Er gehe davon aus, den Job bei Hansa nur „wenige Wochen“ zu machen, so Müller gestern. Und: Die Gefahr, dass er Arbeit im Rathaus liegen lasse, bestehe nicht. „Der Tag hat 24 Stunden und die werde ich auch entsprechend nutzen.“ Er erhalte vom Verein auch kein Geld. Der Vorschlag, Müller als „Retter in der Not“ zum Verein zu schicken, stammt von Oberbürgermeister Roland Methling (UFR): „Ja, das ist richtig. Aus dem Verein heraus habe ich die Bitte erhalten, ob wir als Stadtverwaltung in der schwierigen Situation helfen können.“ Die Stadt wolle, dass Hansa wieder zu alten Tugenden und Leistungen zurückkehrt. Methling habe keinerlei Zweifel, dass Müller seine Pflichten im Rathaus „wie bisher“ erledige. Müllers SPD-Parteikollegen Steffen Wandschneider nötigt die Entscheidung, Hansa in der Notsituation als Feuerwehrmann ehrenamtlich zu helfen, Respekt ab. „Ich gehe auch davon, dass er alles gut abgewogen hat und seine hauptamtlichen Pflichten nicht vernachlässigt.“ Auch aus Reihen der CDU bekommt Müller Rückendeckung: „Natürlich gibt es im Rathaus genug Arbeit für unsere Senatoren, jedoch darf bei all den Anforderungen rund um die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge nicht vergessen werden, dass es in Rostock auch andere Aufgaben gibt“, so der Vize-Fraktionschef Daniel Peters. Und weiter: „Hansa Rostock ist nach wie vor der mit Abstand größte Sportverein des Landes und Imageträger für unsere Hansestadt. Müller hat bewiesen, dass er den Senatsbereich verantwortungsbewusst und gut führt. Er wird das auch bei Hansa schaffen!“ Sybille Bachmann (Rostocker Bund) möchte die Diskussion, ob Müller in der Stadt für ein paar Wochen entbehrlich ist, gar nicht erst führen. Ihr ist wichtig, dass die Probleme bei Hansa gelöst werden: „Stadt und Land beenden die Spielchen im FCH, denn der Verein ist zu wichtig, als dass er immer wieder negative Schlagzeilen produziert.“ Der Finanzvorstand werde die Finanzen prüfen und erforderliche Maßnahmen einleiten. „Es bleibt somit zu hoffen, dass weder Ultras noch Finanzjongleure am 1. November den Verein übernehmen.“Und Malte Philipp (UFR/FDP) ist wichtig, dass es sich um ein befristetes Engagement beim Fußballclub handelt und: „Wir erwarten, dass die Arbeit bei der Stadt nicht liegen bleibt.“ „Meine Hochachtung, dass Chris Müller die Aufgabe zusätzlich übernimmt“, erklärt Simone Briese- Finke, Fraktionschefin der Rostocker Grünen. tn/am

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