Aufhören ist noch lange kein Thema

Die handballfreie Zeit nähert sich ihrem Ende. Am kommenden Montag starten auch die Frauen vom Doberaner SV in die Vorbereitung auf die neue Spielzeit in der Mecklenburg-Vorpommern-Liga. Anja Frank, Spielmacherin und seit Jahren treffsicherste Werferin im DSV-Team nutzt derweil noch die freie Zeit vorzugsweise auch für Dinge, die mit Handball mal nichts zu tun haben. „Ehrlich gesagt, diese Zeit genieße ich. Es tut auch mal gut, an den Wochenenden keine Verpflichtung zu haben“, sagt die 43-jährige Handballerin. So ist sie gelegentlich an ihrer Lieblingsstelle am Strand in Heiligendamm anzutreffen. Aber die alleinerziehende Mutter nutzt die Zeit auch gern für gemeinsame Unternehmungen mit ihrem elfjährigen Sohn Magnus, sie reist gern und findet Entspannung beim Lesen. „Ich bin eine echte Leseratte“, räumt Anja Frank ein. Zum Handball kam die gebürtige Bad Doberanerin das erste Mal, als sie in die dritte Klasse ging, da hatte sie schon zwei Jahre Erfahrung als Leichtathletin in der BSG Lok Bad Doberan, dem Vorgänger des Bad Doberaner SV (Neugründung 1990), gesammelt. Erster Handballtrainer von Anja Frank war ihr eigener Vater, Horst Frank. Die Familie war schon immer stark präsent in der Handballabteilung des Doberaner SV. Schwester Andrea, Bruder Hartmut, Nichte Susanne und auch Anjas Sohn Magnus sind mit dem Handballsport in der Münsterstadt eng verbunden. Als Anja 13 Jahre alt war, hieß es aber erst einmal der Heimatstadt adé zu sagen. Denn auch bei den Leichtathleten galt sie als großes Werfertalent und so wurde sie in die Hauptstadt delegiert, zum SC Dynamo Berlin. „Ich war einmal mit 16 sogar DDR-Meisterin im Speerwerfen, 54 Meter hatte ich geschafft“, erinnert sich Anja Frank an den Höhepunkt ihrer Berliner Karriere. Damit war plötzlich Schluss, als eine Schulterverletzung das harte Training nicht mehr erlaubte. Als 20-Jährige, kurz nach der Wende, kam Anja Frank zurück nach Bad Doberan, spielte sofort wieder Handball beim aufstrebenden Bad Doberaner SV. „Handball ging trotzdem, da machte die Verletzung nichts aus“, erklärt sie. Nach vier Jahren für den DSV spielte die Bad Doberanerin, die sich zur Torgarantin entwickelte, für zwei Jahre bei den Frauen von Empor Rostock, kam aber dann wieder nach Bad Doberan zurück. Der Frauenhandball bei Empor befand sich im großen Umbruch, die Zukunft ungewiss. Aber in der ersten Frauenmannschaft des Doberaner SV wurde Anja dringend gebraucht und bis heute ist sie dort unverzichtbar. „Anja ist sozusagen mein verlängerter Arm auf dem Feld. Mit ihrer Erfahrung tut sie der Mannschaft gut, übernimmt Verantwortung“, sagt Doberans Frauentrainer Torsten Römer über sie. Sich selbst bezeichnet die Handballerin als „sehr ehrgeizig“ und meint: „Ich möchte schon immer gewinnen. Und wenn das gelingt, dann genieße ich den Erfolg. Wenn ein Sieg ganz wichtig ist, dann kann ich auch richtig laut feiern“, berichtet Anja Frank. Gar nicht leiden mag sie es, wenn die Spielerinnen auf dem Feld untereinander meckern und sich gegenseitig kritisieren. „Ich will dann lieber, dass wir uns gegenseitig anspornen“, betont die Spielmacherin. Sie kennt aber auch ihre eigene Schwäche, dass sie sich selber zu häufig und zu deutlich über Entscheidungen der Schiedsrichter beschwert. „Da muss ich mich einfach mehr zurücknehmen“, weiß die 43-Jährige. Und ihr Trainer meint dazu: „Manchmal kann sie ihr Mundwerk einfach nicht halten und handelt sich dumme Strafen ein. Dafür musste sie auch schon kräftig in die Mannschaftskasse einzahlen.“ Wenn Anja Frank sich verletzt oder sich eine „dumme Strafe“ einhandelt und gesperrt ist, ist ihr Fehlen als Torschützin und Dirigentin auf dem Feld sofort spürbar. Aufhören ist deshalb für sie noch lange kein Thema. „Wir brauchen Anja und ich hoffe, dass sie verletzungfrei durch die Saison kommt“, rechnet Torsten Römer auch in der neuen Spielzeit wieder fest mit seiner besten Werferin und Aufbauspielerin. Wir brauchen Anja und ich hoffe, dass sie ver- letzungsfrei durch die Saison kommt.“Torsten Römer, Trainer DSV-Frauen Rolf Barkhorn

Bad Doberan - Aufhören ist noch lange kein Thema