Abriegelung Usedoms: Polizei räumt Fehler gegenüber Tagestouristen ein

Ausgangssperre? 15-Kilometer-Bewegungsradius ab Wohnort? Keinesfalls! Bewohner von Vorpommern-Greifswald dürfen sich trotz hoher Corona-Infektionszahlen innerhalb der Kreisgrenzen frei bewegen. Laut Allgemeinverfügung des Landkreises ist lediglich die Einreise aus anderen Bundesländern oder Kreisen verboten. Deshalb machte sich Claudia Patzelt aus Greifswald am Sonntag mit ihrem Auto auf den Weg zur Insel Usedom, um dort die schöne Wintersonne und den Blick aufs Wasser zu genießen. Allerdings wurde sie bereits vor der Inselzufahrt ausgebremst. Sie gehörte zu jenen Autofahrern, die trotz eines HGW-Kennzeichens umkehren mussten. „Gegen 12 Uhr wurde ich von einem freundlichen Polizisten gefragt, was ich auf Usedom wolle“, so Patzelt. Ihre Antwort: „Spazieren gehen am Strand. Mir wurde erklärt, dass es auf Grundlage der Verordnung vom 9. Februar nicht erlaubt sei, zu touristischen Zwecken auf die Insel zu fahren, da es am Vortag dort sehr voll gewesen war.“ Also wendete sie und fuhr nach Lubmin, wo ebenfalls sehr viele Spaziergänger am Strand unterwegs waren. Was blieb, waren ihr Ärger und das Unverständnis. Hatte die Polizei rechtmäßig gehandelt? Lesen Sie auch Zu viele Touristen: Polizei riegelt Usedom ab – Weitere Kontrollen Nach Kontrollen vor Usedom: OZ-Leser verstehen Touristen nicht Keine Info an digitaler Anzeige: Das fragten sich auch Susanne und Rainer Krüger aus Owstin nahe Gützkow. Das Ehepaar wollte seinen Sohn in Kölpinsee besuchen und dort in Familie das schöne Winterwetter genießen. Fehlanzeige! „In Wolgast vor der Brücke zur Insel wurden wir gegen 12 Uhr von der Polizei angehalten und zur Rückkehr aufgefordert. Dabei haben wir ein GW-Kennzeichen“, sagt Rainer Krüger. Auch anderen Autofahrern mit Kennzeichen aus Vorpommern-Greifswald sei es so ergangen. „Natürlich wissen wir, dass unser Kreis Hochrisikogebiet ist. Aber dass wir nicht auf die Insel dürfen, das war uns neu“, sagt der Familienvater irritiert und fragt: „Warum hat man denn nicht an den großen, digitalen Anzeigetafeln am Moeckowberg Usedom-Reisende auf dieses Verbot hingewiesen? Wir wären dann umgekehrt. Immerhin ist die Strecke bis Wolgast nicht gerade kurz.“ Einsatzkräfte nicht rechtzeitig instruiert: Für Einreisende aus anderen Kreisen und Bundesländern wäre dieser Hinweis sicher eine gute Option gewesen. Bewohner des Landkreises indes durften und dürfen auf die Insel fahren, versichert Kreissprecher Achim Froitzheim: „Wir haben keinerlei Bewegungseinschränkungen für Bürgerinnen und Bürger innerhalb unseres Landkreises“, sagt er auf OZ-Anfrage. Ausschließlich Tagestouristen mit Wohnsitz außerhalb von Vorpommern-Greifswald dürften derzeit nicht einreisen. Deshalb räumt Polizeisprecherin Katrin Kleedehn von der Polizeiinspektion Anklam auch Fehler ein: „Unsere Kollegen wurden am Sonntag in Wolgast von Einsatzkräften aus Friedland unterstützt, die zuvor die Einreise in unser Bundesland kontrollierten. Leider ist es nicht rechtzeitig gelungen, sie ausreichend über die geltenden Regeln in unserem Landkreis zu briefen. Das ist leider erst im Laufe des Tages erkannt worden“, bedauert sie. Von Petra Hase