Altmärker führt Vorpommern Rinderzucht an die Spitze

Engagierte Rinderzüchter aus Vorpommern pilgern noch heute auf den Friedhof des kleinen Ortes Fischbeck gegenüber Tangermünde an der Elbe. Auf dem Friedhof liegt der dort geborene Landwirt Adolf Köppe (1874 – 1956). Er betrieb Rinderzucht auf wissenschaftlicher Grundlage mit dem Ziel, den Fettgehalt der Milch von 3,5 auf 5 Prozent zu erhöhen. Der Ehrendoktor der Uni Halle-Wittenberg, ab 1921 Direktor der ostfriesischen Herdbuchgesellschaft, ist Namensgeber der Adolf-Köppe-Nadel der Deutschen Gesellschaft für Züchtungskunde für Verdienste in der praktischen Tierzucht. Ein Glücksfall für Pommern: Aus dieser Tradition, aus Fischbeck, kommt auch Ernst Gaede (1889 bis 1936), der Schwiegersohn von Köppe. Er war von 1920 bis zu seinem frühen Tod 1936 Geschäftsführer der pommerschen Herdbuchgesellschaft. „Ein Glücksfall für Pommern“, wie Experte Gerhard Fischer meint. Die Altmark gehörte damals zu den führenden Rinderzuchtgebieten Deutschlands. Lesen Sie auch: Panorama Greifswald: So schön ist die Stadt in 360 Grad Gaede „orientierte die Rinderzucht in Pommern konsequent an den friesischen Spitzenbetrieben und zog Parallelen zur Entwicklung der Rinderzucht in Ostpreußen“, schätzt Christoph Langner in seiner Dissertation ein. Die Bullen kamen aus Friesland: Der Tierzuchtdirektor führte die auch von Adolf Köppe betriebene systematische Zuchtplanung ein und legte großen Wert auf die Auswahl in Friesland erworbener Bullen. Das waren bis 1926 immerhin 250. Neben den ostfriesischen Bullen sieht Langner Exaktheit, Zuverlässigkeit und Traditionsbewusstsein der pommerschen Züchter als Gründe für die erreichten Erfolge. Natürlich gab es schon vor Gaede Bestrebungen in der Zucht. So hatte der Pächter des Gutes Hövet bei Velgast, Obereramtmann Peters, 1903 den ersten Milchkontrollverein der Provinz gegründet, bis 1914 folgten 21 weitere. Peters war ein sehr erfolgreicher Züchter. Die Güter dominierten im Rindviehkontrollverein: 1921 übernahm Ernst Gaede zusätzlich die Geschäftsführung des „Verbandes Pommerscher Rindviehkontrollvereine“, dem bis zum Ende der Weimarer Republik über 3200 Landwirte beitraten. Der Pommersche Rindviehkontrollverein wurde zum größten Zusammenschluss seiner Art in Deutschland. Dominierend waren die großen Güter. Beste Bullen kommen 1935 aus Pommern: Ein Jahr vor Gaedes Tod, also 1935, wurden die Erfolge auf der sogenannten „Reichsnährstandsschau“ in Hamburg überaus deutlich. Die Tiere der Pommerschen Herdbuchgesellschaft holten in den Leistungswettbewerben den ersten Preis. Im Herbst des gleichen Jahres auf der Stammbullenausstellung in Stralsund „übertraf die Zahl und die Qualität der in Pommern gezogenen Bullen erstmals die der aus anderen Zuchtgebieten eingeführten Bullen“, so Langner. In der DDR Tradition fortgesetzt: Der Neuanfang nach 1945 war schwer, der Rinderbestand wurde durch Reparationsleistungen stark dezimiert. Durch die Bodereform sowie die LPG-Gründungen veränderten sich Strukturen. Dennoch: „Bekannte Betriebe – nunmehr volkseigen – wie Güttin, Demmin, Zarnekow, Grammendorf, Velgast“ hätten verbunden mit den bäuerlichen Züchtern die große Tradition fortgesetzt, so Ernst Fischer. Von Eckhard Oberdörfer