Ballettabend stellt christliche Botschaft auf die Probe

Es ist eine Premiere der besonderen Art. Es wird nicht nur die Uraufführung des Stückes „ der Himmel, diese Leere “ sein. Es ist auch das erste Mal, dass es einen Ballettabend im Greifswalder Dom gibt. Für Ralf Dörnen, Direktor und Chefchoreograph des Balletts Vorpommern, ist es „wirklich ganz toll“. Für alle, die darin immer noch ein Problem sehen, zitiert er den Kirchenvater Augustinus: „O Mensch, lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel mit dir nichts anzufangen.“ Umgekehrt kann der Tanz auch Menschen, die schon zu Lebzeiten zu Engeln verklärt wurden, wieder das Menschliche zurückgeben. Wie hier der „Mutter Teresa“, die für ihre unbedingte Nächstenliebe verehrt wird. Aus ihren Briefen und Aufzeichnungen spricht auch eine jahrzehntelange spirituelle Verlorenheit und Gottferne. Für Dörnen, der sich intensiv mit ihrer Biografie beschäftigt hat, ist das das Ergebnis einer tragischen Selbstüberforderung: „Ich glaube, sie hat sich in einen Sog gearbeitet. Sie wollte Jesus so nahe kommen, wie es geht. Und — mein Gott, das können wir nun mal nicht!“ Diese junge Frau habe sich mit siebzehn, achtzehn Jahren aufgemacht, um nichts weniger als die Vision eines Paradieses zu verwirklichen. Die „unglaublich schöne“ Musik von Mozarts c-moll-Messe begleitet diesen ersten Teil des Balletts. Sie, die ein positives Dasein von Menschen für Menschen verwirklichen wollte, habe später die Nähe zu Jesus vor allem im Leiden gesehen. Für Dörnen hört bei dieser Verschmelzung von Liebe und Schmerz das Verständnis auf. „Weil ich glaube, dass wir nicht auf die Welt gekommen sind um zu leiden!“ Aber für ihn ist die Person selbst damit gerade nicht abgetan. Er sucht hinter der „Ikone“ der „Mutter Teresa“ den Menschen Anjezë Gonxha Bojaxhiu, „die Frau, die sich alles versagt, um dem geliebten Jesus nahe zu kommen.“ Zu Peteris Vasks „Prayer (A Tribute to Mother Teresa)“ wird ihr Ringen um Nähe im zweiten Teil des Ballettabends tänzerisch dargestellt. Zu den Klängen des „Te Deum“ von Anton Bruckner wird die Choreographie die tragische Selbsterkenntnis versinnbildlichen, dass die Liebe nicht zurückkommt: „Die Seelen ziehen mich nicht mehr an — der Himmel bedeutet nichts mehr — für mich schaut er wie in leerer Platz aus.“ Zum Einsatz kommen das Philharmonische Orchester Vorpommern unter der Leitung von Henning Ehlert. Es singt der Opernchor des Theaters Vorpommern. Unterstützt wird er vom Greifswalder Universitätschor und dem Domchor. Hinzu kommen noch die Gesangssolisten. „Alle sind gespannt und freuen sich auf die Zusammenarbeit“, sagt Dirigent Henning Ehlert. Für die Sänger werde es eine große Herausforderung. Für den Opernchor sei es in diesem Spielzeitbetrieb des Theaters Vorpommern eine schöne Aufgabe. In jedem Falle wird es für alles etwas ganz Neues. Am Montag starten die ersten Gesamtproben im Dom St. Nikolai. Die Bühne werde unter der Orgelempore platziert. Dompfarrer Matthias Gürtler fragte über die Jahre hinweg immer mal wieder ein eigenes, auf den Dom abgestimmtes Projekt bei Ralf Dörnen an. In dieser Spielzeit ist es soweit. „In den letzten Jahrzehnten hat sich die Evangelische Kirche für den Tanz als Ausdrucksform im Gottesdienst langsam geöffnet. Traditionell ist sie dem Wort und der Musik verpflichtet“, sagt Gürtler. Er findet Ralf Dörnens Ansatz, die christliche Botschaft auf die Probe zu stellen, interessant. „Ich bin sehr gespannt“, sagt Kirchenmusikdirektor Jochen Modeß. Der Domkantor freut sich über die Beteiligung der Sänger seines Chores an den Aufführungen des Großprojektes in Greifswald und in Stralsund. „Wir wollen unseren auswärtigen Gästen die Chance geben zu sehen, was in dieser Universitäts- und Hansestadt passiert“, lautet seine Begründung als Künstlerischer Leiter der Greifswalder Bachwoche, für die Aufnahme des Balletts in die diesjährige 68. Auswahl der Themenwoche. Damit kommt das Stück insgesamt sechs Mal zur Aufführung. Aufführungen: Das Ballett „ der Himmel, diese Leere “ feiert im Greifswalder Dom St. Nikolai am 23. Mai um 20 Uhr Premiere. Weitere Aufführungen sind am 24. Mai um 20 Uhr und am 18. Juni um 20 Uhr im Rahmen der 68. Greifswalder Bachwoche. In der Kulturkirche St. Jakobi Stralsund wird das Stück am 30. Mai, 31. Mai und 1. Juni um jeweils 20 Uhr aufgeführt. Reinhard Lampe und Uwe Roßner

Greifswald - Ballettabend stellt christliche Botschaft auf die Probe