Barbara Syrbe: „Vertrauen in das Haus wieder stärken“

Wolgast — Im öffentlichen Diskurs um den Erhalt des Kreiskrankenhauses Wolgast steht auch Landrätin Barbara Syrbe (Die Linke) in der Kritik. Von ihr wird gefordert, den Verkauf der Klinik an die Unimedizin rückgängig zu machen und sich stärker für die Belange der Mitarbeiter einzusetzen. Die OZ sprach mit der Verwaltungschefin über die Situation. OSTSEE-ZEITUNG: Ist es überhaupt noch möglich, den Verkauf des Kreiskrankenhauses zu revidieren? Barbara Syrbe: Nein. Bestandteil des Kaufvertrages war, dass die volle wirtschaftliche Verantwortung auf den Käufer übergeht. Bestandteil war auch ein Geschäftsplan, der unter anderem vorsah, dass die Investitionen am Krankenhaus weitergeführt und neue Geschäftsfelder erschlossen werden. Dazu gehörte der Aufbau einer geriatrischen Station. Der Geschäftsplan galt für fünf Jahre. Nur in diesem Zeitraum hätte unter bestimmten Bedingungen der Verkauf des Krankenhauses rückabgewickelt werden können. OZ: Welchen Einfluss kann der Landkreis eigentlich auf wichtige Entscheidungen zur Zukunft der Klinik nehmen? Syrbe: Der Kreis hat sich mit seinem Anteil von 5,1 Prozent an der Gesellschaft gesichert, dass er weiterhin und jederzeit über die Entwicklung informiert ist. Wir stehen daher in einem ständigen Dialog mit der Unimedizin. OZ: Wie ist es zu den wirtschaftlichen Schwierigkeiten im Krankenhaus gekommen? Syrbe: Sie deuteten sich seit einiger Zeit an. Das Betriebsergebnis war rückläufig, darüber habe ich auch mehrfach vor dem Kreistag berichtet. Und der Beirat hat sich von der Geschäftsleitung darüber informieren lassen. OZ: Und was waren die Ursachen für die fatale Entwicklung? Syrbe: Ein starker Rückgang der Patientenzahlen und die hohe Belastung durch Personalkosten im Zuge der Tarifverhandlungen. Lohn- und Gehaltserhöhungen, so die Geschäftsführung, sind nicht voll umfänglich durch die Kassen refinanziert worden. Für die Absicherung der Dienste war aber trotz geringerer Patientenzahlen ein Standard an Ärzten und Schwestern zu gewährleisten. OZ: Warum hat das Krankenhaus weniger Patienten? Syrbe: Eine Studie stellt fest, dass es zunächst demografisch bedingt weniger Patienten gibt. Zweitens haben sich die Krankenhausaufenthalte verkürzt. Die Tendenz geht zu mehr ambulanten Operationen und Behandlungen. OZ: Was kann man tun, um wieder mehr Patienten zu gewinnen? Syrbe: Es hat mit den Ärzten der Region intensive Gespräche gegeben, auch um die Kompetenzen der Klinik darzulegen. Es ist dringend nötig, das Vertrauen der Ärzte ins Haus zu stärken. OZ: Und das der Patienten? Syrbe: Selbstverständlich genauso! Denn Patienten entscheiden sich ganz bewusst, wo sie sich behandeln lassen. Auch hier geht es um positive Erfahrungen, die Patientenzugewandtheit des Personals und das Vertrauen in die Leistungsstärke des Krankenhauses. OZ: Derzeit wird immer wieder öffentlich proklamiert, dass sich das Universitätsklinikum womöglich auf Kosten des Wolgaster Hauses bereichert. Was sagen Sie zu diesen Vorwürfen? Syrbe: Ich bin sicher, es nutzt dem Uniklinikum gar nichts, wenn das Vertrauen der Ärzte und Patienten ins Wolgaster Krankenhaus geschwächt wird. OZ: Was halten Sie von den Aktionen der Initiativgruppe zur Erhaltung des Kreiskrankenhauses? Syrbe: Ich freue mich, wenn Menschen sich für die Probleme in ihrer Kommune interessieren und engagieren. Ich bin aber sehr skeptisch, wenn man, bevor neue Konzepte vorliegen, den Teufel an die Wand malt und so tut, als ob irgendjemand das Haus schließen wolle. Dem ist nicht so! OZ: Stimmen Gerüchte, die von einer Zahlungsunfähigkeit des Kreiskrankenhauses sprechen, weil Rücklagen womöglich aufgebraucht sind? Und ist es an dem, dass die Geschäftsführung auf Ausgleichszahlungen durch die Krankenkassen verzichtet haben soll? Syrbe: Die volle Verantwortung für die wirtschaftliche Situation liegt bei der Uniklinik, diese Fragen zu den Finanzen müssen deshalb dem Geschäftsführer gestellt werden. Interview: Steffen Adler

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