Behrenhoff bei Greifswald: Ausflug mit geschichtlicher Spurensuche

Im 19. Jahrhundert war die Landwirtschaft in Vorpommern sehr produktiv, viele Güter erwirtschafteten hohe Gewinne. Eine rege Bautätigkeit zeugt davon. Neue Herrenhäuser, Scheunen, Ställe, Molkereien und Brennereien entstanden. Auch für Bedienstete, Landarbeiter und die sogenannten Schnitter, also Erntehelfer, wurden neue Gebäude errichtet. Bereits in der DDR verfielen zahlreiche Häuser, nach der Wende beschleunigte sich noch durch mangelnde Nutzung. Behrenhoff ist da zumindest in Teilen eine Ausnahme. In dem vielen vor allem als „Partydorf“ bekannten Ort blieb vergleichsweise viel historische Substanz erhalten. Ein Besuch lohnt nicht nur wegen des schönen, denkmalgeschützten Parks. Auch lässt sich Behrenhoff gut mit dem Rad von der Greifswalder Südtangente (Schönwalder Landstraße) über Weitenhagen, den schönen Wald, über Wiesen und Busdorf erreichen. Etwa 700 Meter vor dem Ort kann man einen alten Bahndamm, abbiegend ins Gebüsch sehen. Er gehörte zur 1912 eröffneten Nebenstrecke der Kleinbahn Greifswald-Jarmen (GJK) von hier nach Klein Zastrow. Am Ortsschild von Busdorf könnte man meinen, dass die Kreisgebietsreform 2011 rückgängig gemacht wurde. Dort steht weiter Ostvorpommern, Aus Richtung Behrenhoff ist das anders. Die Behren prägten den Ort: Der Radfahrer sieht beim Erreichen des Dorfes noch vor der Kreuzung die ersten historischen Gebäude, die durch die nicht nur in Vorpommern begüterte Familie Behr errichtet wurden. Mit der Bodenreform 1945 endete ihre Zeit. Die große Scheune nutzt heute der Forstbetrieb Heydenholz. Die Parkstraße führt zum denkmalgeschützten Landschaftspark. Er wurde durch den berühmten Gartengestalter Joseph Peter Lenné (1789 bis 1866) im Auftrag von Louise Wilhelmine Gustava von Heyden (1811-1885) angelegt. Sie war die Witwe Carl Felix Georg von Behrs (1804–1838), der das später noch erweiterte prächtige Schloss erbauen ließ. Es steht nicht mehr, denn das Gebäude brannte am 8. Mai bei einer Siegesfeier der Roten Armee, die Ruinen wurden für Neubauernhäuser abgetragen. Letzte Reste sind vorhanden. Eine Tafel erläutert die Geschichte. Die Gemeinde will für mehr Sichtbarkeit der Ruinen sorgen. Der Baumbestand des Parks ist in die Jahre gekommen, sodass in den letzten Jahren häufig Fällungen vorgenommen werden mussten. Viele Buchen sind 160 bis 180 Jahre alt. Die Gemeinde plant daher Neuanpflanzungen und Gestaltungsmaßnahmen, wiederkommen lohnt sich also. Das Grab des letzten Grafen in Behrenhoff: Am Ausgang des Parks steht das frisch sanierte Bärentor. Dort sind die Wappen des Grafen Carl Friedrich Felix von Behr (1865 bis 1933), dem letzten Landrat des Kreises Greifswald im Kaiserreich, und dessen zweiter Frau Mechthild von Heyden (1880 bis 1955) zu sehen. Sie ließen das Tor errichten. Unweit steht die Kirche mit ihrer sehenswerten Inneneinrichtung. Besuchenswert ist die leider ungepflegte Grabanlage der Behren. Hier befinden sich auch die Gräber der Bauherren des Bärentores flankiert von zwei steinernen Ruhebänken. Mechthild von Behr war in der NS-Zeit Gastgeberin von Zusammenkünften der Bekennenden Kirche im Schloss. An den Schlosserbauer und dessen Sohn, den ersten Grafen Behr-Behrenhoff, erinnern recht bescheidene Grabkreuze. Vor dem Bärentor kann man noch eine Wanderung durch den Ort zurück zum Parkweg anschließen. Die historischen Häuser stammen überwiegend aus der Zeit Carl Felix Woldemar Behrs (1835 bis 1906), der auch Reichstagsabgeordneter der Konservativen und Greifswalder Landrat war. Das nahe dem Tor stehende Gärtner- und Kutscherhaus wurde 1871 eingeweiht. Die Häuser wurden überwiegend aus behauenen Feldsteinen errichtet, Fenster und Türen erhielten Umfassungen aus Ziegeln, Giebel und Dachunterseite wurden mit Holzschnitzereien geschmückt. Lesen Sie auch Greifswald: Bärentor in Behrenhoff wird saniert Riesenporling bringt Buchen in Behrenhoff bei Greifswald zu Fall Die Häuser der Deputatarbeiter: An der Dorfstraße stehen Katen der Landarbeiter, die ab 1862 gebaut wurden. Auch die frühere Molkerei dient heute Wohnzwecken. Die Behrs beschäftigten Deputatarbeiter, die einen Teil ihres Lohns als Naturalien erhielten. Sie züchteten in eigens dafür errichteten Ställen Schweine, Vorpommern war damals ein großer Produzent von Borstenvieh. Weiter Richtung Busdorf stehen auch das frühere Pfarr- und das frühere Küsterhaus von 1874 bzw. 1869 sowie die Gebäude des neuen Pflegeheimes. Von Eckhard Oberdörfer