Betonwerk leitet Abwasser in Gartensparte

Uwe Deutscher, Rainer Hannemann und 100 andere Kleingartenbesitzer der Sparte Nord in Ladebow sind stinksauer. Sie kämpfen mit überfluteten Gärten und ihren unter Wasser stehenden Lauben. Doch sie können einen konkreten Schuldigen nennen: das direkt an die Gartensparte grenzende Betonwerk. „Denn dort gibt es weder eine funktionierende Regenwasser- noch Abwasserentsorgung“, sagt Uwe Deutscher. Der Mann gehört zum Vorstand der Gartenanlage Nord und weiß, wovon er spricht. „Das Theater geht seit über 15 Jahren. Im vergangenen Jahr ist es durch den häufigen Starkregen wieder richtig schlimm geworden“, sagt er. Das gesamte Oberflächenwasser und auch das Abwasser werde bewusst mittels Schläuchen in die Gärten geleitet. Eine richtige Abwasserleitung suche man auf dem Firmengelände vergebens, setzt er nach. Auch Rainer Hannemann schimpft gewaltig: Die Firmenleitung kümmere sich nicht um das Problem, obwohl es vor Jahren sogar Klagen von Kleingärtnern gab, die das Betonwerk verlor. „Es musste Schadenersatz zahlen“, sagt er. Hannemann überlegt, ob das auch jetzt sinnvoll sei, denn im vergangenen Jahr hat er für 300 Euro eine neue Hecke rund um seinen Garten angelegt. Doch die Sträucher seien wegen der anhaltenden Nässe eingegangen. Außerdem habe seine Laube Schäden davongetragen. Nach ihren Worten habe das Betonwerk, in dem laut seiner Internetseite jährlich 200000 Quadratmeter Elementdecken gefertigt werden, früher Regen- und Abwasser in den Bodden geleitet. Nun hätten sich wohl die Leitungen zugesetzt, deshalb würden überall Schläuche liegen und das Wasser Richtung Gärten fließen. „Das kann doch nicht sein, dass dieses Unternehmen macht, was es will“, meint Deutscher verärgert. Die OSTSEE-ZEITUNG versuchte deshalb, die Geschäftsführung des Betonwerkes in Ladebow zu erreichen und sie mit den Vorwürfen der Kleingärtner zu konfrontieren. Doch Fehlanzeige: Wählt man die angegebene Nummer des Greifswalder Betonwerkes, landet man bei der fdu GmbH & Co. KG, die ihren Sitz in Georgsmarienhütte zwischen Osnabrück und Teutoburger Wald hat. Trotz mehrfacher Anrufe dort und mehrerer E-Mails mit der Bitte um Auskunft gab es bis gestern keine Reaktion seitens der Geschäftsführung. Matthias Werner, beim Abwasserwerk in Greifswald-Ladebow für den Gewässerschutz zuständig, kennt das Problem mit dem Betonwerk seit den 1990er Jahren. Auf Fotos, die ihm Mitglieder der Gartensparte vorgelegt haben, sei zu erkennen, dass Regen- und Abwasser nicht ordnungsgemäß abgeleitet werden und in Richtung der Gärten fließen, sagt er. Werner lässt wegen der angezeigten Missstände nun durch das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt (Stalu) in Stralsund einen Anschluss- und Benutzungszwang ans öffentliche Regen- und Abwassernetz prüfen. Zudem will er wissen, ob tatsächlich eine Einleitegenehmigung in den Bodden vorgelegen habe. Werde vom Stalu ein Anschlusszwang ausgesprochen, sei er bindend. „Es muss im Interesse der 102 Gartenbesitzer eine endgültige Lösung geschaffen werden“, findet Werner. Ein Wunsch, den die Mitglieder der Sparte Nord in Ladebow schon über 15 Jahre lang hegen. Cornelia Meerkatz

Greifswald - Betonwerk leitet Abwasser in Gartensparte