Darum bleiben die Rettungstürme in den Kaiserbädern bis Juli unbesetzt

Der Leiter der Ahlbecker Rettungsschwimmer, Sebastian Antczak vom Deutschen Roten Kreuz, stellte in der vergangenen Woche dem Eigenbetriebsausschuss das coronabedingt veränderte Rettungskonzept für die Saison 2020 vor. Das an diesem Abend in einem anderen Zusammenhang gefallene Zitat des Ausschussvorsitzenden Hans-Jürgen Merkle, „Corona ist für alle blöd“, trifft in besonderem Maße auf die Rettungsschwimmer zu. Konnte sich Antczak im zeitigen Frühjahr noch freuen, genügend Personal für die Badesaison zu haben, so „kam dann die Pandemie“ und damit viele Absagen, insbesondere der polnischen Helfer. „Die Leute haben sich anders orientiert“, musste der Wachleiter zur Kenntnis nehmen. Abstandsregeln auf Wachtürmen nicht einzuhalten: Zudem hat er sehr strenge Corona-Auflagen zu erfüllen, die unter anderem vorgeben, dass nur volljährige Rettungsschwimmer ohne Vorerkrankungen eingesetzt werden dürfen. Bei Einsätzen muss aufgrund der Corona-Pandemie jeder internistische Patient (Luftnot, schlechter Allgemeinzustand) unter erhöhten Eigenschutzmaßnahmen (mit Mund-Nasenschutz, Handschuhen und Visier) behandelt werden. Da die Abstandsregeln auf den Türmen sowie bei der Vor- und Nachbereitung eines Einsatzes nicht eingehalten werden können, ist es in diesem Sommer nicht möglich, die neun Türme in den drei Kaiserbädern zu besetzen. „Deshalb markieren wir die Strandabgänge als unbewacht, weil wir ehrlich sein müssen“, sagt Antczak. Das tägliche OZ Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Mecklenburg-Vorpommern täglich gegen 19 Uhr im E-Mail-Postfach Arbeit in festen Zweier-Teams: Dennoch werde die Sicherheit der Badegäste gewährleistet sein. An den Haupttürmen in Heringsdorf und Bansin sollen feste Zweier-Teams stationiert werden, die immer gemeinsam zu einem Einsatz, sei es mit dem Boot, dem Jetski oder dem Quad ausrücken. „Wir retten die Menschen unter Eigenschutz der Rettungskräfte. Wir müssen Personen im Wasser kontaktlos retten, dürfen sie nicht von vorn anschwimmen und werden ihnen Schwimmhilfen zuführen“, macht der Rettungssanitäter deutlich. Aufgrund der Personalknappheit haben die Rettungsschwimmer dem Eigenbetrieb Kaiserbäder angeboten, 24 Stunden in Rufbereitschaft zu sein. Schließlich passierten die meisten tödlichen Unfälle vor 7 Uhr und am Abend, also wenn die Türme nicht besetzt sind. „Tagsüber“, so Antczak, „werden wir jede Stunde eine Gefährdungsanalyse mit der Drohne fliegen.“ Mit der Gemeinde sei schließlich verabredet worden, im Juli bei Bedarf Rettungsschwimmer zu mobilisieren, die zuhause in Bereitschaft sind. Dann sollen bis zu zwölf Personen die bis dahin verwaisten Türme besetzen. Jetzt neu: Wir bieten Ihnen gebündelt alle News und Tipps rund um den Urlaub in MV in Corona-Zeiten. Der Newsletter kommt jede Woche am Donnerstag gegen 10 Uhr in Ihr E-Mail-Postfach. Ganz einfach hier anmelden! Mehr zum Thema: Stau auf der B 111 und viele Regeln: So lief der erste Urlaubstag auf Usedom Flughafen Heringsdorf startet mit zweimonatiger Verspätung in die Saison Usedomer Kaiserbäder streichen wegen Corona alle Investitionen: Was jetzt nicht gebaut wird Von Dietmar Pühler