„Das ist Totalversagen“

Der Umbau der Alten Post zum neuen Behördenzentrum der Stadt Greifswald kommt nicht aus den Negativschlagzeilen heraus. Der Ärger mit dem Hamburger Architektenbüro Gössler Kinz Kreienbaum (GKK) spitzt sich zu. „Bei den Fehlern kann man nicht mehr nur vom Einzelfall reden, das ist Totalversagen“, schimpfte Winfried Kremer, Leiter des Immobilienverwaltungsamtes, nun am Dienstagabend vor dem Bauausschuss der Bürgerschaft. Bereits im April hatte der Amtsleiter erklärt, es gebe „Verzögerungen und Terminschwierigkeiten“ beim Stadthaus, die der Planer zu verantworten habe (die OZ berichtete). Projektsteuerer Olaf Poschmann vom Büro ipc Talkenberger GmbH berichtete auf der Sitzung nun detailliert von fehlerhaften Auftragsvergaben und Detailplanungen und Verzögerungen bei Ausschreibungen. Die Folgen: Mehrkosten und zeitliche Verschiebungen von einzelnen Gewerken bis hin zum Umzugstermin, der nun wohl erst im Mai 2014 ist. Ursprünglich sollten die 240 städtischen Mitarbeiter im Herbst dieses Jahres umziehen. Damit nicht genug: Das Planungsbüro forderte jetzt neben der vereinbarten Leistung von 481 000 Euro noch ein Zusatzhonorar von 248 000 Euro! Die Stadt Greifswald wies das bereits entschieden zurück. Das Architektenbüro GKK werde sich damit nicht zufrieden geben, erklärte dessen Projektverantwortlicher Daniel Kinz gestern auf OZ-Anfrage: „Aus unserer Sicht ist das Objekt komplexer als ursprünglich eingeschätzt“, begründet er die nachträgliche Geldforderung. Die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure sehe in solchen Fällen eine andere Summe vor als zunächst vereinbart. „Deshalb werden wir versuchen, uns mit der Stadt zu einigen“, sagt Kinz. Eine gerichtliche Auseinandersetzung indes präferiert er nicht. „Und wir werden auch nicht die Arbeit niederlegen“, sagt er fast scherzhaft. Den Vorwurf des Totalversagens findet Kinz zudem „übertrieben“. Zwar seien Fehler unterlaufen. Angesichts der „komplexen Probleme“ sei das aber eher normal. Den Verdacht von Amtsleiter Winfried Kremer, an den Unterlagen würden möglicherweise nur noch Berufsanfänger arbeiten, weist der Planer zurück: „Wir haben ein ganzes Team von erfahrenen Projektmitarbeitern, haben einige Knoten jetzt durchschlagen. Ich sehe die Baustelle auf einem guten Weg.“ Allein — der Verwaltung fehlt der Glaube. Kremer sieht angesichts der mangelhaften Planungsdokumente erhebliche Mehrkosten auf die Stadt zukommen: „Ich glaube nicht, dass wir das Gesamtbudget von zwölf Millionen Euro halten können“, sagt er. Von GKK, das als renommiertes Büro gelte, ist er enttäuscht. Die einstige Geldreserve von 800 000 Euro sei nahezu aufgebraucht, doch noch müssten über vier Millionen Euro verbaut werden. Petra Hase

Greifswald - „Das ist Totalversagen“