- Debatte um Arndt geht unvermindert weiter

Macht den Beschluss rückgängig! Die auf der Grundlage einer offensichtlich überarbeitungswürdigen Wahlordnung zustande gekommene Senatsentscheidung ist formal zwar rechtens, entbehrt aber in fataler Weise einer breiten demokratischen Zustimmung und Legitimation. Wir Vorpommern sind auch das Volk! Die Rektorin der EMAU, Frau Prof. Weber, hätte sich ihrer Verantwortung bewusst sein müssen und bereits im Vorfeld dafür sorgen sollen, dass die Arndt-Diskussion von einer fundierten, breit angelegten wissenschaftlichen Aufarbeitung begleitet wird und nicht eine Lieblingsdebatte derjenigen zugereisten Professoren bleibt, die sich für den Namenspatron schämen. Sie hätte sich rechtzeitig und medienwirksam dafür einsetzen sollen, dass unser Steuergeld in Höhe von mehreren 100 000 Euro dem wissenschaftlichen Profil und nicht einer ideologischen Profilneurose zugute kommt. Die Flut der Zuschriften mit handfesten Sachargumenten gegen die Namensänderung bestärkt mich in der Forderung an die Kultusministerin, diesen nicht repräsentativen Minderheiten die Zustimmung zu versagen. Wer sollte die Arndtbefürworter in einem erneuten Abstimmungsanlauf daran hindern, mit überwältigender Mehrheit mehr Demokratie zu wagen und das Votum zu kippen? Greifswalder - macht diesen Beschluss rückgängig! Dr. Lüer Kühne Vor einem Scherbenhaufen Mit Bestürzung hat meine Familie von der Entscheidung des Senats der Universität erfahren, den Namen „Ernst Moritz Arndt“ abzulegen. Meine Frau, unsere beiden Kinder und ich sind in Greifswald geboren worden. Wir haben in Greifswald studiert. Es ist beschämend für die Universität, dass man sich auf dem Wege eines ehrwürdigen Namens entledigt hat. Wenn sich gerade einmal 13,5 Prozent der Universitätsmitarbeiter und Stundenten an der Wahl des aktuellen Senats beteiligt haben, kann man nicht von einer demokratischen Entscheidung der Gesamt-Universität sprechen. Beim letzten Versuch der Namensgegner wurde die Entscheidung für Arndt immerhin auf einer Vollversammlung der Studenten getroffen, auch wenn schon zu diesem Zeitpunkt die Mitarbeiter der Universität nicht gefragt wurden. Ein bis zwei Studentengenerationen später wollte man diesen Weg anscheinend nicht mehr gehen, was nicht unbedingt für das demokratische Verständnis der Initiatoren des aktuellen Vorstoßes spricht. Während in wenigen Jahren die allermeisten Studenten, welche maßgeblich die Entscheidung gegen Arndt angestoßen und mitgetragen haben, Greifswald den Rücken gekehrt haben, bleiben die Mitarbeiter der Greifswalder Universität und die vielen Greifswalder Bürger, die sich seit vielen Jahrzehnten mit ihrer Ernst-Moritz-Arndt-Universität verbunden fühlten, fassungslos vor dem angerichteten Scherbenhaufen zurück. Lars-Ove Brandenburg Steter Tropfen höhlt den Stein „Steter Tropfen höhlt den Stein“ – etwas befremdlich kam mir (Absolvent der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Uni Greifswald, 1955) die Meldung doch vor: Nach fast 200 Jahren werden antisemitisch-rassistische Äußerungen zur Namenslöschung herangezogen, wobei das Verleihungsdatum 1933 wohl Pate gestanden hat. Was die SED der DDR vernachlässigt hat, wird nach mehreren Anstrengungen in der „lauteren“ Demokratie umgesetzt. Um den Ärger der Rechtspopulisten zu verstärken, würde ich vorschlagen, noch weiter zurückzugreifen und die vor 500 Jahren getätigten antisemitischen Äußerungen eines gewissen Dr. Martin Luther ebenfalls zur Namenslöschung heranzuziehen. Wolfgang Ulonska, Wismar Namenstilgung ist Schwachsinn Bei uns in Dierhagen gibt es eine Ernst-Moritz-Arndt-Straße, soll die auch umbenannt werden? So einen Schwachsinn gab es nicht einmal zu DDR-Zeiten. Nur mal zur Erinnerung: Ein Hanns-Martin Schleyer war ein SS-Mann bei Heydrich und ein Bluthund der Nazis. Nach dem wurde sogar ein Preis benannt, bei dem wäre ein Helmut Schmidt vor lauter Freude fast aus dem Rollstuhl gesprungen. Das soll in Ordnung sein, aber bei Arndt, den die Friedhofswürmer längst zu Humus machten, soll sein Name von der Uni verschwinden? Rüdiger Hansch, Dierhagen Die Entscheidung stimmt fassungslos Ich war nahezu 30 Jahre Institutsdirektor der Anatomie der Medizinischen Fakultät und bin derzeit am Universitätsklinikum Regensburg tätig. Die Nachricht über die nicht nachvollziehbare Entscheidung des Senats zu unserem Namenspatron Ernst Moritz Arndt hat mich und meine bayerischen Kollegen sprachlos gemacht. Sie bestärkt mich in meiner Auffassung, dass die Antragsteller keinerlei fundierte Kenntnisse über Arndt besitzen und sich nicht gründlich mit ihm beschäftigt haben. Ich glaube, sie wollen sich nur profilieren mit ihren Pseudokenntnissen. Ich habe jedes Jahr die Studenten mit einem Vortrag über unsere Universität begrüßt. Bei der gründlichen Vorbereitung konnte ich immer wieder erfahren, dass Arndt für die damalige Zeit eine sehr fortschrittliche Persönlichkeit war. Die Äußerungen über die Franzosen und das Judentum muss man doch im Rahmen der Zeitgeschichte sehen. Das müssten eigentlich die Senatoren wissen! Die Begründung der Aberkennung ist unsinnig. Sie werden nach dem Wegfall des Namens nicht einen einzigen ausländischen Studenten zusätzlich bekommen! Die Rektorin Prof. Frau Weber unterstrich in einem Interview (OZ 23.01.2017), dass die weitere Finanzierung der Uni „auskömmlich“ sein muss. Wie recht sie hat! Und was geschieht mit der sinnlosen Finanzierung der Namensaberkennung? Das zum Fenster heraus geworfene Geld wäre für soziale Leistungen wie Kindertagesstätten und Rentner besser von Nutzen! Prof. Dr. Fanghänel, Greifswald/Regensburg Verehrter und geschätzter Ernst Moritz Arndt Verehrter und geschätzter Ernst Moritz Arndt, sei froh darüber, dass Du in Kürze Deinen 157. Todestag begehst und daher nicht Zeuge des unseligen Eiertanzes an der nach Dir benannten Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald sein musst. Da gab es nun also die vierte Abstimmung im Senat um die Ablegung Deines Namens und endlich haben die Namensgegner ihren Willen durchgesetzt. Ich hatte mich in den Jahren der Diktatur immer nach demokratischen und freien Wahlen gesehnt und wusste nicht, dass man Mehrheitsentscheidungen nicht anerkennen muss. Nein, man kann so lange wählen, bis das gewünschte Ergebnis erzielt wird. So jedenfalls interpretiert der Senat der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald Abstimmungen. Die Ostsee-Zeitung vom 18. Januar – dem Tag der Abstimmung im Senat– bezeichnet Dich als Publizisten, aber Dein Wirken war vielschichtiger. Du warst Historiker, Politiker, Philosoph, Dichter, Theologe, Freiheitskämpfer und ein gläubiger Christ, wovon u.a. die beiden Choräle, die im Evangelischen Kirchengesangbuch stehen, Zeugnis ablegen. Natürlich gibt es auch Schriften, die wir in unserer Zeit nicht bejahen, sondern kritisieren. Ich will kein einseitiges Bild von Dir zeichnen, aber unbequem, mutig und vor allem menschlich mit Deinem Eintreten für Schwächere warst Du immer. Wäre das nicht ein Leitbild für die Studierenden unserer Tage und erhebt Dich damit zum Namenspatron der Universität, an der Du einst studiert und gelehrt hast? Dass die Namensgebung durch Hermann Göring erfolgte, dagegen konntest Du Dich nicht wehren, denn da warst Du bereits 73 Jahre lang tot. Dr. Renate Freiberg, Neuenkirchen OZ