Deutschkurse für den Weg in die Gesellschaft

Sie unterrichten Deutsch, erzählen von der Kultur hierzulande, organisieren Koch- abende und bieten Hilfe bei Behördengängen an: Etwa 15 Menschen engagieren sich derzeit ehrenamtlich im Integrationsverein Vorpommern-Greifswald und unterstützen Flüchtlinge und Asylbewerber bei ihren ersten Schritten im neuen Land. „Wir könnten noch mindestens 20 weitere Helfer gebrauchen“, sagt Ibrahim Al Najjar, Integrationsbeauftragter des Landkreises. „Vor allem für die Behördengänge.“ Da zurzeit Semesterferien sind und viele Studenten die Stadt verlassen haben, sei jede helfende Hand wichtig. Nach Angaben des Kreises hat Greifswald derzeit rund 270 Flüchtlinge aufgenommen. Al Najjar ist zumeist die erste Anlaufstelle, wenn es um ihre Belange geht. Er ist auch Gründungsmitglied des Vereins, der kürzlich seine Räume im Schuhhagen 1 bezogen hat. Mit ihrer Arbeit wollen die Mitglieder eine Lücke schließen, die zwischen der Ankunft der Flüchtlinge, der Bewilligung einer Aufenthaltserlaubnis und einem staatlich geförderten Integrationskurs zum Beispiel an der Kreisvolkshochschule besteht. Aktuell werden rund 100 Flüchtlinge mit den Angeboten erreicht. „Wir wollen, dass in den Räumen jeden Tag etwas los ist und sie von 8 bis 21 Uhr ausgelastet sind“, sagt Al Najjar. Zurzeit erhalten die Flüchtlinge, die zumeist aus Syrien, dem Irak, der Ukraine, Ghana und mehreren Balkanländern kommen, Sprachunterricht — unterteilt nach Anfängern und jenen, die schon etwas mehr können. Auch Analphabeten erwerben Deutschkenntnisse. Außerdem werden Fahrradkurse angeboten, denn auch die deutschen Verkehrsregeln müssen vermittelt werden. Schon mehrfach habe die Polizei Flüchtlingen, die in Neuenkirchen untergebracht sind und nach Greifswald radelten, die ein oder andere Vorfahrtsregel erklären müssen. Zusätzlich soll jeden Freitag gemeinsam gekocht werden. Die Gerichte sollen dabei landes- oder kulturtypisch sein, also etwa arabisch, russisch, deutsch — Austausch auf kulinarischer Ebene. Wichtig sei aber auch, dass die Menschen, die zum Beispiel vor Bürgerkriegen in die Hansestadt kommen, etwas zu tun haben. Denn nicht selten waren sie in ihren Herkunftsländern als Ärzte, Ingenieure oder Lehrer beschäftigt. „Es wäre sehr hilfreich, wenn Unternehmen Flüchtlingen oder anerkannten Asylbewerbern zum Beispiel ein Praktikum anbieten könnten“, so Al Najjar. So würden sie die Gepflogenheiten in den Betrieben hierzulande und die Arbeitsabläufe schon mal kennen lernen, bevor sie sich um einen festen Job bemühen. Auch in diesem Punkt kann der Integrationsbeauftragte als Vermittler kontaktiert und tätig werden. Kontakt Unterstützung ist auf mehreren Wegen möglich. Wer sich aktiv einbringen und engagieren will, sollte sich zunächst an Ibrahim Al Najjar wenden. Ebenso sollte für Sachspenden Kontakt zu ihm aufgenommen werden. ☎ 0157 / 85 98 49 46 Wer die Arbeit finanziell unterstützen möchte, kann auf dieses Konto spenden: Integrationsverein Vorpommern- Greifswald, Sparkasse Vorpommern IBAN: DE47 150 505 000 102 054 967 „Guten Tag“ — Aller Anfang ist gar nicht so schwer OZ-Redakteur Kai Lachmann gibt ehrenamtlich einen Deutschkurs für Flüchtlinge und berichtet von seinen Eindrücken: „Etwas aufgeregt war ich schon vor Beginn, denn als Kursleiter oder gar als Lehrer habe ich keine Erfahrungen. Die zwölf Personen vor mir stammen aus Syrien, Ägypten und Albanien. Wie sich herausstellt, haben einige schon Vorkenntnisse, andere können noch gar kein Deutsch. Also fange ich erstmal mit ,Guten Tag‘ an. Am Ende der ersten Einheit ist mein T-Shirt voller Kreidestaub und meine Schüler können sagen, wer sie sind, wo sie wohnen und wo sie herkommen. Bis zwölf zählen geht auch schon. 13 Wochen soll der Kurs dauern und bestenfalls zweimal wöchentlich eineinhalb bis zwei Stunden lang stattfinden. Das ist für mich viel Zeit, zum Erlernen einer Sprache aber recht wenig. Deshalb wäre es schön, wenn mehr Leute mitmachen könnten. Ein nächstes Projekt ist übrigens schon in der Warteschleife: der FC Greifswald United — ein Fußballteam bestehend aus Flüchtlingen und Einheimischen. Aber dazu später mehr.“ Kai Lachmann

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