Dorf soll 40 Flüchtlinge aufnehmen

Die ersten Asylbewerber in Abtshagen treffen voraussichtlich am 1. August ein. Darüber informierte Bürgermeister Frederic Beeskow (Wählergemeinschaft) während einer Einwohnerversammlung am Mittwochabend. Das sei zurzeit aber fast alles an konkreten Informationen, die die Gemeinde Wittenhagen hätte. Wie viele Flüchtlinge es zunächst sein werden, woher sie kommen und ob es Einzelpersonen oder Familien sein werden, wisse leider noch niemand, sagte Beeskow und konnte damit Ängste und Wissbegierden der mehr als 60 anwesenden Einwohner nicht abbauen. „Der Landkreis hatte zehn Wohnungen in verschiedenen Wohnblocks in der Ringstraße und der Wittenhagener Straße in Abtshagen gemietet, die dann maximal 40 Asylbewerbern zur Verfügung stehen sollen“, sagte Manila Gleisberg, Fachbereichsleiterin in der Kreisverwaltung Vorpommern-Rügen und damit für das Thema Asyl zuständig. Das sei die Situation, wie sie sich gegenwärtig darstelle, ergänzte sie aber gleich anschließend. Denn niemand wisse genau, wie viele Asylbewerber zum Jahresende ins Land gekommen sein werden. Gegenwärtig erwarte MV 8000 Flüchtlinge, die Zuweisungsquote für Vorpommern-Rügen betrage damit 1403 Asylbewerber. Anfang des Jahres waren vom Land aber lediglich 6000 Flüchtlinge geplant gewesen. „Wir wissen nicht, wie viele es Ende des Jahres wirklich sind“, sagte Gleisberg. Mehr als 200 Wohnungen habe der Landkreis, zusätzlich zu den drei zentralen Unterkünften in Stralsund und Barth, gemietet. Das waren dann auch schon die konkreten Aussagen, die die Fachfrau zu den Abtshagener Asylbewerbern in spe machen konnte. Aus welchem Land sie stammen werden, ob es — wie gewünscht — vorrangig Familien seien und wie viele zunächst eintreffen werden — das alles stehe noch nicht fest. Und auch sie werde all das frühestens 14 Tage vor dem Zuweisungstermin erfahren. Gleisberg: „Dann steht irgendwann ein Bus voller Flüchtlinge vor der Tür, und wir müssen sie unterbringen.“ Sie gehe davon aus, dass es sowohl Syrer und Ukrainer, aber auch Flüchtlinge aus Afghanistan, dem Irak, Ghana, Eritrea oder vom Balkan sein können. Sie alle kommen direkt vom Erstaufnahmelager Nosdorf/Horst, das eine Kapazität von 600 Plätzen habe, aber mit 750 Asylbewerbern bereits überbelegt sei. Kinder der Flüchtlingsfamilien werden in die örtlich zuständigen Schulen gehen, Grundschüler also die Grundschule in Abtshagen besuchen, sagte Manila Gleisberg auf Nachfrage. Und ja, es bestehe für sie Schulpflicht. In den Kitas würde der Nachwuchs aber nur auf Wunsch und auch nur, wenn freie Plätze da sind, betreut werden. Kinder seien außerdem verpflichtet, Deutsch zu lernen, bei den Erwachsenen sei es freiwillig und werde deshalb über Ehrenamtler geregelt. Das Abtshagener Ehepaar Buschmann, dass bereits seit einem halben Jahr in Grimmen 15 Flüchtlingen die deutsche Sprache vermittelt, und Dorothea Kraß aus Kakernehl, die auf diesem Gebiet in Greifswald ehrenamtlich tätig ist, wollen auch in Abtshagen helfen. Einen Anspruch auf einen Deutschkurs hätten die Asylbewerber jedoch erst, wenn sie einen so genannten Aufenthaltstitel erhalten hätten, stellte Manila Gleisberg klar. Der ehemalige Bürgermeister Klaus Weißbrodt wollte schließlich doch noch Genaueres über den Fluchtgrund der Asylbewerber wissen und brachte dabei Stichworte wie Krieg, Kriminalität oder Wirtschaftsflucht ins Spiel. „Die Flüchtlinge sind nicht vorsortiert“, sagte Manila Gleisberg. Erst im Asylverfahren werde das geprüft. Deshalb könne es auch mal sehr schnell zu Abschiebungen kommen, über die in jedem Fall vorher nicht informiert werde. Auf kulturelle und religiöse Unterschiede nehme das Landesamt bei der Verteilung nur geringfügig Einfluss. Zumindest die Angst der Abtshagener vor eingeschleppten Krankheiten konnte Gleisberg den Anwesenden aber mehrheitlich nehmen: „Die ankommenden Flüchtlinge werden sofort gründlich untersucht. Als im Februar ein Masern-Fall auftrat, wurde die Verteilung der Asylbewerber sofort unterbrochen.“ Auf Nachfrage erläuterte sie außerdem, dass Asylbewerbern in etwa so viel Geld bereitgestellt wird wie Arbeitslosengeld-II-Empfängern. „Also unser Steuer-Geld“, entgegneten mehrere Einwohner. Sehr deutlich machte die Fachbereichsleiterin den Abtshagenern klar, dass die Entscheidung über die Aufnahme der Flüchtlinge nicht bei ihnen selbst liege, sondern vom Land entschieden werden. Bisher habe man im Landkreis die Asylbewerber in größeren Orten untergebracht, vor einigen Wochen in Kandelin und jetzt in Abtshagen. „Wir haben sonst keine freien Kapazitäten mehr“, erklärte sie. Dabei richte man sich nach den Einwohnerzahlen. In der Gemeinde Wittenhagen, zu der Abtshagen gehört, leben 1200 Menschen. Almut Jaekel

Abtshagen - Dorf soll 40 Flüchtlinge aufnehmen