Braun statt saftiges Grün: Das Gras auf den Gehwegen des Kleingartenvereins „Einigkeit“ in der Nähe der Schönwalder Landstraße kam schon lange nicht mehr mit Wasser in Berührung. Anders sieht es hinter den Zäunen der einzelnen Parzellen aus.
Zwischen meterhohen Stockrosen blühen Ringelblumen und Erdbeerpflanzen. Die Besitzer sind stolz auf ihre bepflanzten Oasen. Um das Kleinstparadies zu wahren, investieren die Hobbygärtner allerdings nicht nur viel Zeit, sondern auch Geld.
„Die Stadtwerke werden sich freuen“
Wie schon im vergangenen Jahr zeigt sich auch dieser Sommer von seiner trockenen Seite. Anfang der Woche kratzten die Temperaturen noch an der 30-Grad-Marke. Abkühlung gab es in den letzten Wochen kaum.
Und die wenigen Milliliter Regen, sagt Gartenbesitzer Huber Reeck, hätten nicht ausgereicht. Täglich geht es für den Rentner nun zum Nachhelfen in den Garten. Morgens und abends gibt es für die etlichen Pflanzen und Blumen eine Abkühlung. Manchmal mehr, manchmal weniger. „Stauden brauchen beispielsweise nicht so viel. Bei Gurken hingegen ist das anders. Sie benötigen recht viel Wasser.“
Je nach Wetterlage freut sich der Boden des 78-Jährigen über bis zu sieben Liter pro Quadratmeter. Das geht ins Geld: „Die Stadtwerke werden sich freuen“, scherzt der Greifswalder. Verzichten muss der Gartenbesitzer in diesem Jahr wohl auf eigens geerntete Äpfel. „Die sind nicht gekommen. Äpfel vertragen zu viel Hitze und zu wenig Wasser nicht.“ Immerhin prangen ein paar kleine Birnen an einem Baum in seinem Garten.
Nicht nur die Trockenheit auch der milde Winter mache sich im Garten bemerkbar, so Reeck, der seit 1973 eine Parzelle in der Anlage besitzt. „Schnee gab es ja kaum, so dass der Boden auch keine Wasservorräte bekommen hat.“
Das Gefühl, dass sich dieser Sommer erneut durch Dürre auszeichnet, hat nicht nur Reeck. Auch Gartennachbarin Helga Spaller klagt über den trockenen Monat. „Ich habe das Gefühl, dass es in diesem Juli sogar schlimmer ist als im letzten“, sagt die 82-Jährige, die seit 1995 Blumen, Obst und Gemüse anpflanzt.
Doch wie schaut der Sommer bisher aus? Es ist erneut ein trockener Sommer, sagt Corina Schube vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Dennoch kein Vergleich zum vorherigen. „Anders als im letzten Jahr, war der April zwar trocken, der Mai hingegen durchwachsen.“ Die Meteorologin bestätigt: Auch im Winter 18/19 gab es zu wenig Niederschlag. „So konnte der Boden auch kein Wasser speichern. Die Kulturen sind im Frühjahr dennoch gut gekommen.“
Nicht täglich gießen, sondern nach Bedarf
Im Garten von Sigrid Heinrich ist so einiges gepflanzt. Auch Kartoffeln, Mangold, Bohnen oder Grünkohl baut sie an: „Als ich einige Tage nicht da war, hat mein Sohn nach dem Rechten geschaut und gegossen.“ Nicht täglich, sondern nach Bedarf bekommen ihre Blumen und Pflanzen Wasser. So macht es auch ihre Nachbarin Monika Multhauf. „Die Pflanzen gewöhnen sich daran“, ist sich Multhauf sicher.
Dass der diesjährige Sommer noch trockener sei als die vergangenen, bezweifeln die beiden Hobbygärtnerinnen. So erinnert sich Sigrid Heinrich noch genau an den „Regensommer“ 2017 wie sie es nennt. „Da schien ja kaum die Sonne und da kam so einiges runter.“ Nur eines sei auffällig: „Früher gab es abends mehr Gewitter mit Regen“, so Monika Multhauf.
Hitzetipps für den Garten
Der richtige Zeitpunkt: Da über Mittag die Feuchtigkeit bei diesen Temperaturen am schnellsten verdunstet, sollten Pflanzen bereits am Morgen gegossen werden.
Die richtige Stelle: Nicht die Blätter, sondern Stamm und Wurzeln gießen. Denn Sonnenstrahlen wirken zusammen mit Wassertropfen wie ein Brennglas.
Die richtige Menge: Jede Pflanzenart benötigt unterschiedlich viel Wasser. Sandige Böden brauchen häufiger Wasser, lehmige hingegen müssen länger begossen werden.
Der perfekte Rasen: Wer eine Grasfläche besitzt, sollte vom Stutzen mit Rasenmäher absehen. Umso länger die Halme nämlich sind, umso geschützter sind Wurzeln vor direkter Sonnenstrahlung und somit vor schnellerer Austrocknung.
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Christin Lachmann