Finanzexperten erteilen Wirtschaftsplan der „Greif“ Absage

Das Flaggschiff der Hansestadt ist in Gefahr, die Finanzierung für das nächste Jahr steht in den Sternen. Der Finanzausschuss der Bürgerschaft lehnte am Montagabend den von Klaus Schult, Betriebsleiter des für die „Greif“ zuständigen See- und Tauchsportzentrums (STZ), vorgelegten Wirtschaftsplan für 2015 ab. Der sieht vor, dass die Differenz von Einnahmen und Ausgaben des Segelschulschiffes in Höhe von 277000 Euro aus dem städtischen Haushalt beglichen wird. Damit tritt jene Situation ein, die Politik und Verwaltung seit 1991 bekannt ist: Das Anlagevermögen der „Greif“ von einst über acht Millionen D-Mark ist endgültig aufgebraucht. Will die Stadt ihr Schiff behalten, muss eine Entscheidung her (die OZ berichtete). „Ich weiß, dass die ,Greif‘ eine heilige Kuh ist, aber ich werde diesem Wirtschaftsplan nicht zustimmen“, erklärte Ausschussmitglied Walter Noack (CDU) sichtlich ungehalten, „denn wir haben das ja seit Jahren kommen sehen.“ Um so erstaunlicher, dass in der Vergangenheit niemand im politischen Raum die Initiative ergriffen hat, um das Ruder herumzureißen. Selbst jetzt, da treue Anhänger des Rahseglers seit dem Frühjahr gemeinsam mit der Crew und den Greifswalder Stadtwerken in Workshops über Möglichkeiten einer gesicherten Zukunft debattieren, ist das Interesse der Kommunalpolitik daran mau. Die „Greif“ — einst stolze Botschafterin der Hansestadt — ein mittlerweile ungeliebtes Kind? „277000 Euro ist es mir nicht wert“, brachte Grünenfraktions- chef Stefan Fassbinder seine Meinung auf den Punkt. Heiko Jaap von der Kompetenz für Vorpommern pflichtete ihm bei und forderte zu einer Entscheidung auf: „Wollen wir die ,Greif‘ noch oder nicht? Wenn wir nichts ausgeben wollen, gibt es das Schiff eben nicht mehr und fertig.“ Auf die Frage wollte am Ende niemand antworten. Nur einer würdigte am Abend überhaupt die Leistung der „Greif“: Markus Kolbe von der Bürgerliste zollte insbesondere den ehrenamtlichen Hand-für-Koje-Leuten „großen Respekt“, ohne die es nicht einen Törn geben würde und die mit ihrem persönlichen Einsatz bereits den Stellenabbau innerhalb der Besatzung abfederten. Wie es nun mit dem Schiff weitergehen könnte — darum dreht sich am 18. November, 20 Uhr, die 2. Zukunftswerkstatt im „Majuwi“. ph

Greifswald - Finanzexperten erteilen Wirtschaftsplan der „Greif“ Absage