Gran Gusto aus Greifswald: Bio-Essen für Kita-Kinder

Magdalena Krakowiak und Ina Putensen freuen sich, wenn die Teller leer werden. Dann hat es den Kitakindern geschmeckt. Ihr Unternehmen Gran Gusto beliefert neun Kitas in Greifswald und dem Umland, rund 500 Essen macht das normalerweise pro Tag. Weil wegen der Coronaregeln derzeit weniger Kinder in die Einrichtungen gehen, sind es momentan um die 180 Portionen. Die beiden Frauen wissen die Zeit dennoch zu nutzen – für Experimente und eine lange angestrebte Biozertifizierung. Ihr Credo: bio, regional, frisch, ohne Geschmacksverstärker oder Zusatzstoffe. Viele Pflanzen, nur einmal die Woche Fisch, das gleiche gilt für Fleisch. Worauf kommt es dabei an? „Es braucht drei, vier leckere Sachen auf dem Teller, mehr nicht. Kinder wollen gar nicht so viele verschiedene Eindrücke beim Essen wie Erwachsene“, sagt Magdalena Krakowiak (49). Alles in Handarbeit: In der ruhigeren Coronazeit bleibt Raum für die Umsetzung neuer Ideen: Kichererbsen-Stäbchen – knusprig paniert wie Fischstäbchen, aber innen goldgelb vom Gewürz Kurkuma und vollkommen pflanzlich. Dazu Buchweizenreis, eine Tomatensoße, Feldsalat mit selbst gemachtem Dressing. Alles wird in Handarbeit gemacht, sei es Hunderte Kichererbsen-Stäbchen formen und panieren, die Soße kochen oder dreißig Laibe Brot selbst backen. „Das ist unsere Überzeugung“: Krakowiak hob Gran Gusto, das auch Caterings anbietet, 2013 aus der Taufe. Zwei Jahre später fing Ina Putensen (52) als Aushilfe an, heute ist sie Co-Geschäftsführerin. Vier Mitarbeiterinnen beschäftigen die beiden. Früher stand noch häufiger als heute Fleisch auf dem Speisenplan, auch der Anteil an Biozutaten wuchs Jahr um Jahr. „Wir haben irgendwann entschieden: Das ist unsere Linie, das ist unsere Überzeugung“, so Krakowiak. Fast alle Kitas seien Gran Gusto im Endeffekt treu geblieben. Heute zähle die Linsenbolognese zu den Dauerrennern und heimische Gemüsesorten wie Topinambur und Pastinaken landen regelmäßig auf dem Teller. Zur Überzeugung gehört auch, dass alle Menschen das gute Recht haben, zu wissen, wo ihr Essen herkommt. Deswegen ließ sich der Betrieb gemäß Vorgaben der Europäischen Union Ende 2020 als Biounternehmen zertifizieren. Das heißt, dass alle Biozutaten nachverfolgt werden können. Vorher sei für den Papierkram der Zertifizierung kaum Zeit gewesen. Nun war sie da, weil wegen Corona etwas weniger gekocht wird. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) stellte ebenfalls ein Zertifikat aus. „Wir können guten Gewissens sagen, was im Essen ist, dass es gesund ist und auch schmeckt“, fasst Ina Putensen zusammen. Für eine gesunde Ernährung empfiehlt der von Bund und Ländern geförderte Verein Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): 1. Lebensmittelvielfalt beachten, 2. Viel Gemüse und Obst, 3. Vollkornprodukte wählen, 4. Wenig Fisch und Fleisch, 5. Pflanzliche Fette wie Rapsöl bevorzugen, 6. Zucker und Salz einsparen, 7. Am besten Wasser trinken, 8. Essen so lange wie nötig und so kurz wie möglich garen, 9. Zeit nehmen und achtsam essen, 10. Auf das Gewicht achten und in Bewegung bleiben. Das Wissen der Großelterngeneration nutzen: Krakowiak arbeitete nach ihrem Germanistikstudium als Restaurantfachfrau und Putensen ist gelernte Köchin – sie schauen in alten Rezeptbüchern und im Internet nach Ideen. Sie reden mit Bekannten, besinnen sich auf das Wissen der Großelterngeneration. Die habe schließlich auch gewusst, wie man mit wenig gut kocht, so Putensen. „Wenn ich selten mal in einen Supermarkt gehe, dann sehe ich da so viele Produkte, die wir gar nicht brauchen ... Wir brauchen wenige Konsumgüter, aber mehr Wissen.“ Beispiel Reis: Der sei ein gutes Lebensmittel, aber eben nicht regional, ergänzt Krakowiak. Über heimische Alternativen wie Buchweizen müsse man besser Bescheid wissen. Gran Gusto will eigenes Bio-Bistro eröffnen: Schon längst könnten auch Greifswalderinnen und Greifswalder aller Altersklassen bei Gran Gusto zulangen. Doch zum einen verhindert Corona das Catering mit Antipasti, Fingerfood und Desserts für Tagungen und Feiern, zum anderen die Eröffnung des eigenen Bio-Bistros mit Mittagsangebot, Snacks, Kaffee und Kuchen. Eigentlich sollte es schon im vorigen April losgehen. Sobald es möglich ist, sollen sich die Türen in der Steinbecker Straße 1, der ehemaligen „Sonne“, auch für Gäste öffnen. Lesen Sie auch Bio-Fastfood aus MV: Lunch Vegaz wird Planet V und plant Revolution Greifswald: Hamidreza Nafisi kocht persisch für Gäste Greifswald: So schön lebt es sich in der neuen Kita „Zwergenland“ Wer bis dahin auch Zuhause mehr für sich und den Nachwuchs kochen möchte, könne als Vorbereitung auf die Arbeitswoche beispielsweise eine große Menge Brühe kochen und einfrieren, verrät Putensen. „Auch eine einfache Soße ist schnell gemacht.“ Dazu Zwiebeln langsam anbraten, nach Geschmack Karotten oder Sellerie dazu, mit Brühe aufgießen, mixen, mit etwas Mehl und Wasser verdicken und nach Geschmack würzen. Krakowiak sagt, dass in der Pfanne zubereitetes Gemüse mit Nudeln und etwas Soße eine schnelle, leckere und einfache Mahlzeit ergebe. Von Christopher Gottschalk