Greifswald: Autos und Gartenhäuser von Syrern zerstört

Ein Brandanschlag hat am Montag die Anwohner der Kleingartensparte „Erholung“ an der Osnabrücker Straße in Atem gehalten. Zwei Gartenlauben wurden durch die Flammen völlig zerstört, eine dritte konnte durch die Greifswalder Feuerwehr vor der kompletten Zerstörung bewahrt werden.Der Schaden wird auf rund 20.000 Euro geschätzt. Brisant: Die beiden Lauben gehören Syrischen Familien, am Tatort stellte die Polizei Zettel mit Hakenkreuzen fest. Doch die vermeintliche Spur in die Rechte Szene Vorpommerns bestätigte sich nicht, wie die Polizei am Abend mitteilte. „Zeugenhinweise, auch von den betroffenen Syrischen Familien, haben den Tatverdacht gegen einen 42-jährigen ägyptischen Staatsangehörigen verdichtet“, so Nicole Buchfink von der Polizeipräsidium Neubrandenburg. Der Mann sei den Gartenbesitzern bereits in der Vergangenheit durch merkwürdiges Verhalten aufgefallen. „Durch Recherchen in den sozialen Netzwerken verdichteten sich die Hinweise. Der Mann wurde schließlich auf dem Gelände der Kleingartenanlage aufgegriffen und vorläufig festgenommen“, so Buchfink. „Bei ihm wurden Beweismittel festgestellt, welche den Tatverdacht erhärten, sowohl was die Hakenkreuzschmiereien als auch was die Brände angeht.“ Unterbringung in Einrichtung beantragt: Was den Ägypter dazu bewogen haben soll, die Lauben anzustecken, ist noch völlig unklar. Auch in Ägypten und im arabischen Raum gibt es durchaus Gruppierungen, die sich mit Nazi-Ideologien identifizieren, nicht ausgeschlossen ist aber auch ein anderer Hintergrund. Die Polizei prüft derzeit, eine „Unterbringungsverfügung“ für den mutmaßlichen Täter, das bedeutet im Fachjargon eine zumindest vorübergehende Verwahrung in einer psychiatrischen Einrichtung. Erst am Sonnabend war die Polizei zu einem brennenden Auto in der Nähe der Kleingartenanlage gerufen worden, ein Fahrzeug brannte aus, ein anderes wurde schwer beschädigt. Auch hier fand sich ein nach Aussagen von Augenzeugen amateurhaft gestalteter Zettel mit Hakenkreuzmotiv, die Besitzer der Fahrzeuge stammen ebenfalls aus Syrien. Die Polizei prüft, ob der Ägypter auch für diese Brandanschläge verantwortlich ist. „Zum Glück waren wir nicht hier, als es gebrannt hat“: Egal, ob durch rechte Gruppen oder einen verwirrten Einzeltäter: Das Entsetzen bei den syrischen Gartenbesitzern und Nachbarn nach dem Brand ist groß. Vor rund einem Jahr pachtete Nour M. gemeinsam mit ihrem Mann eine Parzelle in der Anlage. Nun steht sie vor den niedergebrannten Trümmern der Gartenlaube. Ihr schießen Tränen in die Augen, wenn sie darüber nachdenkt, was da passiert ist. „Wir sind nur an den Wochenenden hier, wir sind nie laut“, berichtet die Syrerin, die 2016 nach Deutschland kam. Auch Probleme mit den Nachbarn gebe es keine. „Zum Glück“, sagt die Mutter von drei Kinder, „waren wir nicht hier, als es gebrannt hat.“ Keine Probleme mit syrischen Gartennachbarn: Erst kürzlich hätten sich der 16-jährige Yamen und seine Familie eine neue Laube angeschafft. Nun ist sie ebenfalls komplett niedergebrannt. Über eine Facebook-Gruppe habe er am Montagmorgen erfahren, dass der Garten der Familie in Flammen steht. Gemeinsam mit seinem Vater und einem Freund fuhren sie zur Sparte. „Wir haben hier mit niemandem Probleme und auch keine anderweitigen Streitigkeiten“, sagt der Jugendliche, der seit drei Jahren in Deutschland lebt. Nicht nur das Entsetzen, auch die Angst vor weiteren Anschlägen, sei groß, sagt Birgit Zok-Buchweitz, die mit ihrem Mann in der Gartensparte übernachtete. Ihr Mann bemerkte den Brand in den frühen Morgenstunden auf dem Weg zu Arbeit und rief die Feuerwehr, sagt die Greifswalderin, die seit 2007 einen Garten in der Anlage besitzt. Auch sie berichtet von Briefen, die in der Nähe der abgebrannten Gärten gefunden wurden. „Was da drauf stand, habe ich aber nicht sehen können.“ „Eine Schweinerei ist das“, sagt der Vereinsvorsitzende der Gartensparte, Udo Woller, der telefonisch über den Einsatz der Feuerwehr informiert wurde und ebenfalls vor Ort war. 268 Gärten gebe es in der Sparte, zwölf bis 14 seien von Menschen mit Migrationshintergrund gepachtet, sagt Woller. Probleme hätte es bisher nicht gegeben. Lesen Sie auch Pomellen: Polizei findet Hanfpflanzen nach Hausbrand Greifswald: Feuerwehr löscht angezündeten Kinderwagen Gartenlaube in Greifswald abgebrannt Von Christin und Kai Lachmann