Greifswald: Graben unter der Arndtstraße bereitet Anwohnern Sorgen

Die Arndtstraße soll umgestaltet werden. Anwohner befürchten Probleme für ihre Häuser, wenn im Zuge der Arbeiten das Grundwasser abgesenkt wird. „Als die Turnhalle und für das Martinstift in der Steinstraße gebaut wurde, kam es zu Senkungen“, begründet Henry Witt diese Befürchtungen. Er wohnt in der Arndtstraße 11. Im Keller des Hauses steht bei Nordostwind häufig Wasser. Das Problem hat historische Ursachen. Noch auf einem Plan von 1882 ist zu sehen, dass sich hier ein sumpfiges Gelände befand. Die Arndtstraße (bis 1886 Auenstraße) wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts bebaut. Der Hottensoll – nach ihm ist eine Kleingartenanlage nahe der Neunmorgenstraße benannt – entwässert unter der Arndtstaße Richtung Stadtgraben. Der Hottensollgraben wurde verrohrt, unter anderem um die Entwässerung der Bahnlinie sicherzustellen, schildert Witt. Als 1941 das besonders für den U-Boot-Krieg wichtige Marineobservatorium von Wilhelmshaven nach Greifswald umzog, nutzte es unter anderem die Häuser der unter NS-Druck aufgelösten Greifswalder Studentenverbindungen „Germania“ und „Borussia“, Arndtstraße 9 und 10. Denn diese verfügten über Luftschutzkeller. „Als wir hierherzogen, lebte im Haus noch eine Frau, die Anfang der 1940er Jahre eingezogen war“, erzählt Witt weiter. „Sie zeigte mir den Schacht im Keller, einen Ausstieg aus dem Luftschutzkeller.“ Er habe eine Verbindung zum Hottensollgraben, deshalb gibt es das Wasserproblem bis Lesen Sie auch Verkehrsprojekte: Greifswald investiert 30 Millionen Euro in Straßen heute. „Unser Haus steht auf etwa einem Meter Schutt, dann kommt schon Moorboden“, so Witt weiter. „Der Dachstuhl stabilisiert das Haus.“ Er hat seine Bedenken bei der Bürgerversammlung zur Umgestaltung geäußert und Gehör bei den Verantwortlichen gefunden. Sanierung würde Situation nicht verbessern: „Wir werden den verrohrten Hottensollgraben in der Arndtstraße nicht sanieren“, informiert Elke Siekmeier, die stellvertretende Betriebsleiterin des Greifswalder Abwasserwerks. Diese Entscheidung sei auf der Grundlage der Untersuchungen des Baugrunds, historischer Unterlagen und Informationen von Anwohnern erfolgt. „Eine Sanierung des verrohrten Grabens würde ein zu hohes Risiko für die angrenzende Bebauung mit sich bringen“, begründet Siekmeier. „Die Situation würde sich durch eine Sanierung und Neuverlegung nicht ändern.“ Auch nach einer Sanierung und Neuverlegung würde weiter Wasser in den Keller-Öffnungen stehen. „Sie werden durch zufließendes Grundwasser und Rückstau des Stadtgrabens gespeist.“ Von Eckhard Oberdörfer