Greifswald: Illustrationen zu Goethe und dem Islam

Der Islam gehört zu Europa, zu Deutschland. Das wusste nicht erst Ex-Bundespräsident Christian Wulff, sondern schon Johann Wolfgang von Goethe, so der Literaturwissenschaftler Michael Gratz bei der Vernissage zur Eröffnung der Ausstellung von Illustrationen zum „West-östlichen Divan“ des Dichterfürsten im Falladahaus. Das Werk erschien erstmals 1819, Goethe wurde dazu durch den persischen Dichter Hafis inspiriert. „Goethe war seiner Zeit weit voraus“, befand Gratz, vielleicht sogar 400 Jahre. Zum Kassenschlager wurde der „West-östliche Divan“ nicht. 100 Jahre nach dem Erscheinen der Erstausgabe sei diese noch lieferbar gewesen. Es falle auch heute vielen Zeitgenossen schwer, die Zugehörigkeit des Islam zu Europa zu erkennen, meint Gratz. Christine Meyer besonders vom Paradies inspiriert: Zur Goethe- und Divan-Fangemeinde gehört der Greifswalder Paul Kroll. Er hat drei Künstler inspiriert, Illustrationen zu Goethes umfangreichster Gedichtsammlung zu schaffen. Für ihn ist sie ein Buch der Freude, eine Friedensbotschaft. „Vor etwa einem Jahr sprach mich ein ominöser älterer Herr bei einer Ausstellung an“, erzählte die Künstlerin Christine Meyer über den Werdegang. Paul Kroll schaffte es tatsächlich, dass sich die Kunst- und Deutschlehrerin ein Jahr mit dem „West-östlichen Divan“ beschäftigte. Als sie in Greifswald studierte, sei dieser kein Thema gewesen. „Meine erste Erkenntnis war, dass ein Divan kein Sofa, sondern eine Blattsammlung ist. Es ist atemberaubend, was Goethe zum Islam zu sagen hatte.“ Ganz besonders ließ sie sich von den Geschichten zum Paradies inspirieren. Die anderen beiden Künstler, Roland Parthe und Kamo Margaryan habe sie erst einen Tag vor der Vernissage kennengelernt. Alle drei haben sich mit unterschiedlichen Handschriften dem Thema genähert. Mit selbst gefertigter Tinte auf selbst hergestelltem Papier: „Ich fand das Thema einer Brücke von Orient und Okzident sehr inspirierend“, sagte der Kamo Margaryan, der in Armenien geboren wurde und mit Kroll befreundet ist. Er hat sich zuerst eine armenische Übersetzung besorgt, dann zum Beispiel mit armenischer Schrift Gedichte von Hafis neben seine Illustrationen mit selbst gefertigter Tinte auf selbst hergestelltes Papier geschrieben. Info: Die Ausstellung in der Falladastraße 59 kann dienstags von 15 bis 19 Uhr oder nach Absprache besichtigt werden (Telefon 038 34/52 52 42). Finissage mit Hafisbüchern und Goethegedichten mit Karl-Heinz Borchardt und Michael Gratz am 25. Februar um 19.30 Uhr). Von eob