Greifswald: Kostenlose Schnelltests im Fünf-Minuten-Takt

Die Anmeldung ist aufgebaut, die Einweisung beendet, zum Schluss folgt noch ein Probedurchlauf: Das große Testen kann ab heute beginnen. Nachdem die Bundesregierung Anfang März jedem Bürger einen kostenlosen Schnelltest pro Woche zusicherte, hat die Universitätsmedizin Greifswald gemeinsam mit der Stadt in dem Gebäude der Alten Mensa am Schießwall eine Teststrecke eingerichtet. Hier können sich alle Greifswalder montags bis sonnabends von 10 bis 15 Uhr kostenlos auf das Coronavirus testen lassen. Die Anmeldung für einen Termin erfolgt online über die Homepage der Universitätsmedizin. Die Termine sollen im Fünf-Minuten-Takt vergeben werden, erklärt Thorsten Janßen, Geschäftsführer des Servicezentrum Greifswald, der bereits das Abstrichzentrum der UMG am Beitzplatz mit aufbaute. Das eigentliche Testprozedere solle nicht länger als eine Minute dauern und funktioniert dann so: Wer einen Termin bekommen hat, muss bei der Anmeldung ein Lichtbilddokument vorweisen. Weniger Meter weiter wird dann der Abstrich genommen. Das Ergebnis ist online etwa 15 bis 25 Minuten nach dem Abstrich einsehbar. Sollte der Antigen-Test positiv sein, wird das Ergebnis dem Gesundheitsamt gemeldet. Die positiv getestete Person muss sich vorsichtshalber dann in Quarantäne begeben und das Ergebnis mit einem anschließenden PCR-Test bestätigen lassen. Zehn Apotheken bieten im Landkreis Durchführung von kostenlosen Tests an: „Die Tests sind ein Baustein, um die Pandemie zurückzudrängen und möglichst bald zu einem normalen Leben zurückkehren zu können“, sagt Klaus Hahnenkamp, der Leiter des Krisenstabs an der Unimedizin. Auch Greifswalds Oberbürgermeister Stefan Fassbinder (Grüne) sieht mit der Einrichtung der neuen Teststrecke einen „wichtigen Baustein zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. Mit dem Testzentrum haben Stadt und Universitätsmedizin eine notwendige Voraussetzung für weitere Öffnungsschritte geschaffen.“ Neben dem Testzentrum der UMG in Kooperation mit der Stadt plant auch das IMD-Labor ab April, kostenlose Antigen-Tests in der Hansestadt durchzuführen. Genaueres könne man jedoch noch nicht mitteilen, sagt eine Sprecherin. Neben den Testzentren gibt es im Landkreis Vorpommern-Greifswald nach Angaben des Wirtschaftsministeriums zehn Apotheken, die kostenlose Schnelltests durchführen. Die nächstgelegene zur Hansestadt befindet sich in Gützkow. Seit Mitte März haben die Mitarbeiter der Adler-Apotheke über 100 Menschen getestet. Dafür wurde ein extra Container aufgestellt. Lesen Sie auch Schnelltestzentrum Gützkow: So läuft es vor Ort Wolgast: Stadt hat seit Montag kostenloses Corona-Testzentrum Greifswalder Wissenschaftler erklärt, wie verlässlich die Schnelltests für zu Hause wirklich sind Apothekerin: „Theoretisch könnten wir uns impfen lassen...“: Die Gründe, warum sich die Menschen in der Apotheke auf das Coronavirus testen lassen wollen, seien ganz unterschiedlich, berichtet Apotheken-Inhaberin Iris Görs. „Einige möchten die Großeltern besuchen und sich vorher absichern. Andere wiederum wollen für einen Kosmetiktermin einen Test machen lassen. Letzte Woche kamen auch Leute, die ihre Kinder vorsichtshalber testen lassen wollten.“ Auch einige Greifswalder hätten sich in der Apotheke von Iris Görs testen lassen. Bislang sei ein positives Ergebnis dabei gewesen, berichtet die Apotheken-Inhaberin. Nachdem die Bundesregierung erklärte, dass Antigen-Tests auch von Apothekerinnen und Apothekern abgenommen werden dürfen, sind die Mitarbeiter, die die Tests durchführen in der Impf-Reihenfolge weiter nach oben gerutscht. Die Entscheidung begrüßt die Inhaberin: „Theoretisch könnten wir uns impfen lassen. Aber praktisch ist es momentan sehr schlecht, einen Termin zu bekommen.“ Räume und Personal werden zum Testen benötigt: Warum nicht mehr Apotheken die Durchführung von Antigen-Tests anbieten, hat verschiedene Gründe. Zum einen werden extra abgegrenzte Räumlichkeiten benötigt, zum anderen muss Personal dafür bereitgestellt werden. Aus diesen Gründen hat sich Juliane Peschel, Inhaberin der Greifswalder Linden-Apotheke gegen die Teststrategie entschieden. „Die Voraussetzungen sind bei uns nicht gegeben. So schnell wie das angekündigt wurde, hätten wir das auch nicht umsetzen können. Zudem waren die Tests gar nicht vorrätig. Wir haben die Schnelltests für zu Hause, die die Kunden selbst zahlen müssen, erst in der letzten Woche erhalten.“ Dennoch sei die Nachfrage groß, berichtet Juliane Peschel weiter: „Sie werden gern gekauft. Vom Preis her können wir zwar nicht mit den Schnelltest aus den Discountern mithalten, aber unser Vorteil ist, dass wir den Leuten erklären, wie sie funktionieren. Was nützt mir ein Test von Aldi, wenn ich gar nicht aus der Anleitung schlau werde und gar nicht weiß, wie ich mich bei einem positiven Testergebnis verhalten muss.“ Vor einem Jahr errichtete die Universitätsmedizin das Abstrichzentrum neben der neuen Mensa am Beitzplatz. Dort wurden mittlerweile rund 27.000 Abstriche von Menschen mit Verdacht auf eine Corona-Infektion genommen. Insgesamt hat die Unimedizin seit Februar vergangenen Jahres knapp 80.000 Abstriche untersucht. Beim Greifswalder Impfzentrum hat die Unimedizin die medizinische Leitung übernommen. Um das Gesundheitsamt zu entlasten, führt die Klinik zudem die Nachverfolgung bei Verdachtsfällen unter den Mitarbeitenden und den Patienten selbst durch. Von Christin Lachmann