Greifswald: So schön lässt es sich im Elisenhain wandern

Stöcker und Blätter sammeln, auf Baumstämmen balancieren und klettern - im Greifswalder Elisenhain lässt sich weit mehr erleben, als nur ein einfacher Spaziergang. Denn spazieren finden meine Kinder total langweilig. Das Naturschutzgebiet Eldena ist während der Corona-Lockdown-Monate zu unserem beliebtesten Familienausflugsziel geworden. Mein Fünfjähriger kämpft dann auch schon mal mit einer Riesenschlange, die er mit seiner Kreativität ganz einfach in einem umgefallenen Baumstamm sieht. Auch Drachen und Tiger hausen demnach in unserem städtischen Wald und sorgen für manches Abenteuer. Laufen ist nur auf den ausgewiesenen Wegen erlaubt: Wichtig: Da es sich um ein Naturschutzgebiet handelt, dürfen wir Waldbesucher nur die offiziellen Wege benutzen. Viele umgestürzte Bäume, die verlockend zum Klettern aussehen, sind für uns tabu. Und ehrlich gesagt, haben wir schon manchen sehr gut ausgetrampelten Weg für offiziell gehalten. Doch weit gefehlt. Wie Uniförster Wolfgang von Diest erklärt, sind die Wege entstanden, weil sich die Besucher nicht an die Regeln halten: „Die offiziellen Wege sind mit Split belegt. Daran lassen sie sich gut erkennen.“ Von Diest weist darauf hin, dass die Untere Naturschutzbehörde im Elisenhain jeden Tag Bußgelder verhängen könnte, weil die Besucher quer durch das geschützte Areal laufen. „Es ist schon bedauerlich, weil das dem Schutzzweck widerspricht. Die Natur soll sich dort ganz ursprünglich und unberührt entwickeln“ sagt Wolfgang von Diest. Die Waldfläche gehört der Universität Greifswald, weswegen er zuständig ist. Von Diest versteht, dass die Waldbesucher die Natur auch erleben wollen. Trotzdem bittet er eindringlich darum, nur die ausgewiesenen Waldwege zu nutzen (siehe Karte). Mecklenburg-Vorpommern ist ein Land zum Entdecken. Sie suchen Inspiration für Ihren nächsten Ausflug? Egal ob Spaziergänge, Radtouren oder Spielplatz-Rallys: Die OSTSEE-ZEITUNG sammelt die besten Freizeittipps für alle Aktiven im Land – für Einheimische und Urlauber – für Familien mit Kindern oder auch nur für Erwachsene. Schauen Sie einfach auf www.ostsee-zeitung.de/freizeittipps vorbei. Hier finden Sie Vorschläge untergliedert nach Regionen zwischen Grevesmühlen und Usedom. Naturschutzgebiet wegen besonderer Schönheit: Im Volksmund wird oft das gesamte Waldgebiet Elisenhain genannt. Dabei heißt so nur der vordere Teil von der Hainstraße aus gesehen. Das gesamte 410 Hektar umfassende Areal heißt Naturschutzgebiet Eldena. Es reicht bis nach Friedrichshagen. Wer auf der anderen Seite herauskommt, steht am Kindergarten in Koitenhagen. „Das Gebiet wurde 1961 wegen seiner besonderen Schönheit unter Schutz gestellt“, sagt von Diest. „Die Schönheit sieht man insbesondere im Frühling, wenn der Boden von Frühblühern übersät ist. Die Annemonenteppiche und der Lerchensporn im gesamten Waldgebiet - das sieht wirklich toll aus“, schwärmt von Diest. Lesen Sie auch: Unterwegs im Elisenhain: Das denken Greifswalder über den Wald Durchatmen am Schlosssee in Wrangelsburg Buddenhagener Wald: Förster machen den Check Buchen sind bis zu 280 Jahre alt: Bester Startpunkt für die Wanderung ist der Eingang in den Wald an der Hainstraße. Dort können Sie ihr Fahrzeug am Kleingartengebiet parken. Von dort aus kommen Sie direkt in eine der drei sogenannten Naturwaldparzellen, die von der forstwirtschaftlichen Bewirtschaftung ausgenommen sind. Hier stehen Buchen, die 250 bis 280 Jahre alt sind. Und immer wieder sieht man umgestürzte Bäume, die dem Waldstück einen besonderen Charme verleihen. Mal mutet es an, als könnte gleich der Prinz angeritten kommen, um den Wald aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken, mal könnte mal glauben, hier wäre ein Dinosaurier durchs Unterholz gestapft und hätte eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Bildergalerie: Ströpern im Wald Eldena Natur regeneriert sich aus sich selbst heraus: „Die Natur wird hier sich selbst überlassen. Sie soll sich aus sich selbst heraus regenerieren. Hier bieten wir Lebensraum für bestimmte Insekten, die auf Totholz angewiesen sind, wie der Hirsch- oder Nashornkäfer“, so von Diest weiter. Auch der Eremit, ein Käfer, der auf der Roten Liste der stark gefährdeten Tierarten steht, soll sich dort einnisten. Biber macht den Landwirten zu schaffen: Es leben zahlreiche heimische Wildarten im Eldenaer Wald, darunter Schwarz-, Rot- und Dammwild, der Wolf, Fischotter, Waschbären, Marder und Füchse. „Auch der Biber treibt hier sein Unwesen. Am natürlichen Gewässerlauf in Richtung Eichenbrink stehen Buchen, an denen der Biber komplett die Rinde abgeknuspert hat. Er schafft es zwar nicht, die Hartholzbäume zu fällen. Aber wenn er die Rinde abfrisst, stirbt der Baum ab, weil wichtige Nährstoffe aus der Zwischenschicht fehlen“, so von Diest. Außerdem legt der Biber mehrere Staus an und sorgt damit für Überflutungen auf den angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen. „Die Population der Biber ist mittlerweile so hoch, dass selbst kleine Rinnsale besiedelt sind“, sagt der Förster. „Der Biber ist ein Teil unserer Natur, er steht unter Naturschutz, niemand möchte oder darf ihn ausrotten. Aber den Landwirten macht er ganz schön zu schaffen“, so von Diest. Von Katharina Degrassi