Greifswald: Was der neue Eigner mit der "Stubnitz" und "Breege" vorhat

Noch liegen die MS „Stubnitz“ und das Fahrgastschiff „Breege“ vertäut am Nordkai des Rycks in Greifswald und lassen sich sanft von den Wellen wiegen, während ein paar Möwen über den Museumshafen kreisen. Doch spätestens im Mai soll es wieder heißen: Leinen los und volle Fahrt voraus! „Zumindest für die ,Breege’. Vielleicht klappt ja ein Start zu Pfingsten“, zeigt sich Kapitän und Reeder Jens Wermter gut gelaunt. Anfang März hatte der gebürtige Mainzer die beiden Fahrgastschiffe von den Jauernigs, den bisherigen Besitzern, übernommen und die Vorpommersche Schifffahrtsgesellschaft GmbH aus der Taufe gehoben. Eine maritim-touristische Firmengründung – mitten in der Pandemie! Mut hat er – das muss man dem 50-Jährigen lassen. Lesen Sie auch Greifswalder Kapitän der Stubnitz sauer über Vandalismus am Museumshafen Leinen los für das Greifswalder Ausflugsschiff „Stubnitz“ Die „Breege“ ist zurück im Greifswalder Museumshafen Sein Herz hatten die beiden Fahrgastschiffe schon vor weit über 25 Jahren gerührt. Damals war Jens Wermter noch ein junger Spund, lernte den Ostseeraum kennen und lieben, entdeckte für sich die Seefahrt. In Greifswald ging er an Bord des ehemaligen Fischkutters „Seefuchs“ und landete so auch in Stralsund. „Dort im Hafen lagen die ,Stubnitz’ und die ,Breege’. Zwei schöne alte Schiffe, dachte ich, an denen man was machen müsste“, blickt er zurück. Besonders die 1904 auf der Oderwerft Stettin erbaute „Stubnitz“ sei ein Schatz und es wert, mit viel Liebe erhalten zu werden. „Immerhin ist sie das letzte noch seetüchtige Schiff der ehemaligen Kaiser- und Bäderschiffsflotte“, verdeutlicht Wermter. 20 Jahre im Mittelmeer unterwegs: Sein Weg indes führte ihn fort, in den Süden. „Ich bin dann über 20 Jahre auf dem Mittelmeer unterwegs gewesen“, erzählt er. Nachdem der gelernte Autoschlosser seine Befähigung zum Kapitän erlangte, schipperte er vor der Küste Maltas, rund um Sizilien und die Liparischen Inseln Fahrgastschiffe beziehungsweise Luxusyachten übers Meer. „Deren Eigner sind nicht immer nautisch bewandert“, erklärt Wermter. Als Kapitän genoss er dort ein abwechslungsreiches Leben: „Immer schönes Wetter, nette Leute, gutes Essen, guter Schnaps“, schwärmt er und lacht. Jauernigs veräußerten die Schiffe: Vor mehr als zwei Jahren suchte er jedoch für seine Mutter ein Haus, in dem sie ihren Lebensabend verbringen konnte. Vorpommern sollte es sein. Der Landstrich hatte es ihm ja schon in der Vergangenheit angetan. Der Gedanke, hier später einmal sesshaft zu werden, gefiel ihm. Unweit von Usedom sei er dann fündig geworden. Wermter nahm sich im Winter die Zeit, das Haus auszubauen und landete schließlich immer öfter im Pinnower Gasthaus „Zur Linde“. „Das einzige weit und breit“, sagt er mit breitem Grinsen. Dort verguckte er sich in die Gastwirtin Diana Peters. Wo die Liebe hinfällt ... „Sie hatte immer so gute Schnitzel“, scherzt Wermter und muss erneut lachen. 2019 heiratete das Paar. Damit war klar, dass die gemeinsame Zukunft in Norddeutschland liegt, wenn auch nicht immer ganz nah beieinander. Ein Kapitän braucht nun mal die See. Und so streckte Jens Wermter voriges Jahr seine Fühler nach einem Schiff aus – und bekam nach langen Verhandlungen am Ende zwei. Kerstin und Hans-Jürgen Jauernig, die 2020 aufgrund von Familienstreitigkeiten häufig in den Schlagzeilen waren, trennten sich nach Jahren erfolgreicher Fahrgastschifffahrt von den beiden alten Pötten. Stubnitz wird erst noch schön gemacht: Für Jens Wermter – Schöngeist, Arbeitstier und geselliger Typ – ein Glücksgriff. „Denn mein Herz schlägt für die echten Schiffe, die mit Charakter, die Traditionsschiffe“, sagt er. Deshalb werde die „Stubnitz“ in dieser Saison auch noch nicht auslaufen, obwohl sie alle technischen Anforderungen erfülle. Die alte Dame soll erst noch zum „schönen Salondampfer“ werden, der das historische Flair aufleben lässt. An Deck gebe es viel Arbeit, da reiche nicht nur neue Farbe. Auch die originalen Masten wolle er wieder aufstellen. Kapitän sucht weitere Mitstreiter: Potenzielle Ausflügler können sich dennoch auf Schiffstouren in diesem Jahr freuen. „Die ,Breege’ muss nochmal ein paar Tage in die Werft, ist dann aber einsatzbereit“, versichert Jens Wermter und freut sich auf die ersten Hafenrundfahrten im Bodden und der Dänischen Wiek mit Zwischenstopp in Wieck – ganz klassisch. Bevor es hoffentlich zu Pfingsten losgeht, soll das 1913 erbaute Schiff mit 75 Plätzen noch etwas aufgepeppt werden. „Da es bislang keine Kombüse gibt, wollen wir noch eine Bar bauen“, verrät Wermter. Vor der Arbeit und den Herausforderungen sei ihm nicht bange. Im Gegenteil. Er verspüre große Lust, habe Erfahrung, „weil ich bereits drei Schiffe umgebaut habe“. Mit handwerklichem Geschick scheint der Seebär offenbar gesegnet. Außerdem hat er sich bereits Verstärkung geholt: Sein erster Mitarbeiter in der Vorpommerschen Schifffahrtsgesellschaft ist Norman Klotz. Ein Schiffsmaschinist aus Berlin, der Greifswald schon von früher kennt. „Eine interessante Stadt“, urteilt der 55-Jährige, der sich gern auf die neue Aufgabe eingelassen hat. „Wir suchen aber weitere Mitstreiter, nautisches Personal und Leute, die Lust haben, sich einzubringen“, so Wermter, zu dessen Flotte mit der „Seebiene“ ein drittes Schiff gehört. Sein zweites Zuhause, das mit der „Stubnitz“ und der „Breege“ in einer Reihe am Kai liegt. Sein Traum jenseits der Pandemie? „Ich hoffe, dass wir mit unseren Schiffen zu einem echten Highlight werden. Greifswald war für mich schon immer der Inbegriff einer modernen Stadt, die mit dem Museumshafen und anderem mehr auch den Geist der Tradition bewahrt. Wer als Tourist hierher kommt, für den sollte eine Hafenrundfahrt mit uns immer dazugehören.“ Von Petra Hase