Greifswalder Poetry Slam: Moderne Gedichte in einen Buch verewigt

Vor drei Jahren initiierte Christian Holm zum ersten Mal den Poetry-Slam für Jugendliche. Um die 40 Poeten standen in dem literarischen Wettbewerb in den vergangenen Jahren auf der Bühne, um ihre eigens geschriebenen Texte einem breiten Publikum vorzustellen. Nun wurden die Werke in einem Buch zusammengefasst. Auf 109 Seiten finden sich 54 Texte von 17 jungen Dichtern. Eine von ihnen ist Tamina Engel. Fünf Texte, die von Sehnsucht oder Missverständnissen handeln, wurden in dem Sammelband veröffentlicht. Die 18-Jährige gehört zum festen Stamm des Wettbewerbs, der immer im St. Spiritus stattfinden. Seit der ersten Ausgabe des U-20-Poetry-Slams steht sie auf der Bühne. „Sobald ich den Text vortrage, vergesse ich die Leute um mich herum“: Das Prinzip: Innerhalb von fünf Minuten tragen die Dichter ihre Texte vor. Eine zufällig ausgewählte Jury und das Publikum entscheiden, welcher Text der beste war, erklärt Max Matthies, der die Rolle des Moderators beim hiesigen Poetry-Slam übernommen hat. Doch ums Gewinnen, sagt der 19-Jährige, gehe es bei dem Wettbewerb nicht. Vielmehr stehe das Vortragen der selbstverfassten Texte vor Publikum im Vordergrund. Wie sehr man dabei sein Innerstes nach außen kehrt, weiß Tamina Engel nur zu gut. Durch einen Kurs im kreativen Schreiben bei Christian Holm ist sie zum Poetry-Slam gekommen. Wie lange sie durchschnittlich im Vorfeld des Wettbewerbs an einem Text arbeitet sei unterschiedlich. Manchmal sprudele es heraus, manchmal komme keine einzige Zeile zustanden, sagt die 18-Jährige. Doch ist es nicht ein komisches Gefühl, vor Dutzenden Menschen über seine Gedanke und Emotionen zu sprechen? „Sobald ich den Text vortrage, vergesse ich die Leute um mich herum“, sagt Tamina, die gerade ihr Abitur mit Bestnote bestanden hat und Psychologie in Greifswald studieren möchte. Buch soll Jugendliche ermutigen, selbst auf der Bühne zu stehen: Die Themen, über die die Jugendlichen ihre Texte schreiben, seien ganz unterschiedlich, erklärt Christian Holm. Manche Texte seien sehr politisch, andere beziehen sich auf aktuelle Themen, wiederum andere sollen das Publikum zum Lachen bringen. Vor allem aber sollen die Texte zum Nachdenken anregen, sagt der Theaterpädagoge. Der Wunsch, die Werke nochmals nachlesen zu können, sei bereits nach dem ersten U-20-Poetry-Slam lauter geworden. Durch Corona, sagt Holm, blieb nun die Zeit, einige der Texte in einem Buch zusammenzutragen. Der Sammelband mit dem Titel „Der, der der, die die Disteln pflückte, einen Korb gab“ oder auch „Pommes fürs Hirn!“ mit Illustrationen der Künstlerin Cindy Schmid soll eine Erinnerung an die vergangenen Jahre sein, aber auch Jugendliche ansprechen, eigens verfasste Texte selbst auf der Bühne vorzutragen. Das Buch ist für 5 Euro im St. Spiritus und in ausgewählten Buchläden erhältlich. Der nächste Poetry-Slam findet am 4. September um 19 Uhr im St. Spiritus statt. Abendkasse öffnet um 18 Uhr. Lesen Sie auch Greifswalder Jugendtheater H2B: Ein letztes Mal Premiere Neue Theatergruppe für Greifswalds Jugend Theaterstück: Vergewaltigt! Und was dann? Von Christin Lachmann