Greifswalds Behindertenforum feiert Jubiläum

Die Luftballons und das Gläschen Sekt zum Anstoßen müssen warten. „Ohne Pandemie hätten wir einen großen Empfang geplant“, sagt Jana Schulz, Vorsitzende des Behindertenforum Greifswald. Denn dies bringt nun schon seit 30 Jahren Selbsthilfegruppen zusammen, ist Anlaufstelle und Treffpunkt, wenn es um Beratungen rund um die Probleme der Menschen mit Handicap geht. Was im März 1990 zunächst mit einem Zusammenschluss von fünf Selbsthilfegruppen zur Arbeitsgemeinschaft Behindertenverbände begann, fand nach einigem Suchen im Haus der Begegnung ein gemeinsames Domizil und wuchs am 5. Dezember 1990 zum Behindertenforum Greifswald zusammen. „Doch es war ein langer steiniger Weg bis zu dem, was es heute ist“, blickt die Vorsitzende zurück. Denn nicht nur der Austausch der Betroffenen und Beratungen der Hilfesuchenden standen im Vordergrund. Man wollte auch Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse der Behinderten in der Stadt erreichen. Dies wurde unter anderem mit der Einrichtung einer Stelle eines Behindertenbeauftragten auch geschafft. Ganz so reibungslos verlief der Start für das Behindertenforum jedoch nicht. Schließlich sei auch die Suche nach einem geeigneten barrierefreien und behindertengerechten Gebäude schwierig gewesen. So stand zunächst die Finanzierung des Umbaus auf dem Plan, bevor das Gebäude Ende 1993 bezogen werden konnte. Obdach für 30 Selbsthilfegruppen: Seitdem ist es zum festen Ankerplatz für mittlerweile um die 30 Selbsthilfegruppen und Verbände geworden und bietet Institutionen wie der Rentenversicherung, dem Behindertenbeauftragten oder dem VdK Raum für ihre Beratungsangebote. „Auch der Bürgermeister hält hier seine Sprechstunde ab und inzwischen sind wir zum Stadtteilzentrum geworden. Das Kinderfest ist legendär“, so die Vorsitzende des Behindertenforums. Über 800 Menschen aus der Hansestadt und dem Landkreis gehen hier in den regelmäßigen Austausch. „Das Besondere hier ist eben, dass es nicht nur ein Forum ist, sondern ein tatsächliches Dach hat. Einen Raum, in dem alle zusammenkommen können“, meint Ulrike Abel vom BDH-Kreisverband, die selbst etliche Jahre im Vorstand des Behindertenforums aktiv war. „Es ist nicht nur nicht selbstverständlich, dass man es so in einem Haus bekommt, sondern auch, dass man es geschafft hat, es schon so lange so zu betreiben“, sagt Abel, die hier den Einsatz der Ehrenamtlichen hervorhebt, für die diese Aufgabe inzwischen längst zu einem Fulltime-Job geworden ist. Auch der Behindertenbeauftragte der Hansestadt Greifswald gehört hier längst zum festen Bestandteil. „Menschen, die Hilfe brauchen und sich in der Verwaltung zurechtfinden müssen, sind auf die Erfahrung angewiesen, die sie in diesem Haus finden“, sagt Benny Bernhardt, der hier regelmäßig seine Sprechstunden anbietet. „Es ist wichtig, dass wir in der Stadt einen Anlaufpunkt haben für Menschen mit Handicap, ohne Handicap und Familien. Gerade das Kinderfest ist ein gutes Beispiel dafür, dass das Haus der Begegnung seinem Namen gerecht wird.“ Wünsche und Zukunftspläne: Trotz der zahlreichen Mitglieder und vielen ehrenamtlich Tätigen schwebt ein Thema wie eh und je über dem Behindertenforum: „Die Finanzierung wird immer schwieriger. Man muss eine Menge Klinken putzen“, so die Vorsitzende. Die Stadt stand und steht dabei stets als verlässliche Stütze zur Seite und auch viele andere Institutionen sind längst zu treuen Partnern geworden. Lesen Sie auch: Gaspipeline Nord Stream 2 kann weitergebaut werden: Warum es jetzt schnell gehen muss Greifswalder Klimaschützer stellen Black Friday an den Pranger Landrat Sack gegen Ex-Senator Scheer: Warum sich die Betrugsvorwürfe in Luft auflösen So bleiben – auch wenn in diesem Jahr zum Beispiel der Fußboden erneuert werden konnte – durchaus noch einige Wünsche für das Forum und das Haus. „Ein Blindenleitsystem im Haus und auf dem Gelände möchten wir in Zukunft einrichten“, verrät zum Beispiel der Behindertenbeauftragte Benny Bernhardt. Die letzten Monate beeinträchtigten jedoch auch die Arbeit des Behindertenforums. Nur wenige Beratungsangebote konnten durchgeführt werden. Die Hoffnung auf eine dem 30-jährigen Jubiläum angemessene Feier im Sommer lässt die Mitglieder nach vorne sehen. Von Wenke Büssow-Krämer